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Hochrangige Experten geben dem Archäologiepark Rückenwind

[Online seit 24.05.2022]

Hochrangige Experten geben dem Archäologiepark Rückenwind
Am Samstag, den 21. Mai 2022 durfte der Arbeitskreis Burg Wersau wahre Profis in Sachen Archäologieparks sowie deren Gestaltung nach höchst erfolgreichen Vorbildern auch im Hinblick auf die diversen Zielgruppen, nach infrastrukturellen Gegebenheiten und den Herausforderungen des Umweltschutzes kennenlernen.
Möglich gemacht wurde dies aufgrund der hervorragenden Vernetzung von Herrn Dr. Roland Prien vom Heidelberg Center for Cultural Heritage (HCCH), einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der dortigen Universität, welcher auch durch die Moderation führte und während seiner Begrüßung aller Anwesenden und des Bürgermeisters Stefan Weisbrod seine folgenden Kollegen vorstellte: Dr. Christian Witschel als geschäftsführender Direktor des HCCH, Dr. Julia Linke vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, Dr. Orsolya Heinrich-Tamaska vom Leibnitz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig sowie Herrn Claus Kropp M.A. vom Freilichtlabor Lauresham inmitten des UNESCO Welterbes Kloster Lorsch.


Begeisterung spürbar
Sowohl Dr. Roland Prien und Bürgermeister Stefan Weisbrod betonten in ihrer Rede die Einzigartigkeit dieses Archäologiepark-Projekts, wo Professionelle als auch Ehrenamtliche (sogenannte Laien) quasi auf Augenhöhe miteinander arbeiten. Sie erwähnten beide die enge historische Verknüpfung der Dörfer Reilingen und Hockenheim zur Burg. „Die Wersau ist die Wiege von Reilingen,“ gab Bürgermeister Weisbrod zu bedenken, besonders im Hinblick auf das politisch nicht immer einfache Umfeld in der Gemeinde Reilingen. Dr. Julia Linke sieht in der Ausgrabungsstätte ein erhebliches Potential. „Der Weg zum Archäologiepark ist eingeschlagen, die Begeisterung spürbar,“ gab sie der anwesenden Presse zu verstehen.


Vortragsreihen, Denkanstöße und Best Practice
Justin Schmidt, Grabungsleiter und Mitarbeiter des HCCH der Universität Heidelberg, gab in seinen Ausführungen einen Rückblick auf die Anfänge der Forschungen anhand von alten Lageplänen, Zeichnungen und verglich dies mit den ersten Ergebnissen der Bodenprospektion. Die Aufzählung wichtiger Meilensteine sowie die Bedeutung als Witwengut und Jagdschloss, dessen großzügige Ausstattung und die Verwendung der Burganlage zu wirtschaftlichen Zwecken fanden ebenfalls Erwähnung. Zu guter Letzt rundeten ein paar offene Fragen über das genaue Alter der Burg und dessen exakte Ausdehnung den Vortrag ab. Zudem müsse noch erforscht werden, ob es noch weitere Reste der Kernburg gibt und wann diese repräsentativ ausgebaut wurde.
Claus Kropp vom Freilichtlabor Lauresham referierte über die Vorgehensweise, ein Experimentalarchäologisches Freilichtlabor zu errichten, um den Alltag im Mittelalter besser darstellen zu können. Das Ziel war, möglichst originalgetreue Gebäude und deren Einrichtung nach regionalen Vorbildern zu errichten. Zudem werden Ackerflächen nach historischem Vorbild und damaligen Methoden bewirtschaftet, das Ganze wird vom Land Hessen gefördert und betrieben.
Dr. Julia Linke vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz gab Anstöße, wie man Archäologie zielgruppengerecht vermitteln kann. Man solle das klassische Zielgruppendenken nach Alter, Beruf, Geschlecht, Bildung in Frage stellen und durchaus neue Ansätze gehen hin zu Motivation, Lebensstil und Einstellung. Sie erläuterte die nach neuen Ansätzen verschiedenen Besuchertypen eines Museums und unterstrich die Überlegung, die man sich stellen solle, für wen das überhaupt interessant sei und wen man möglichst als Zielgruppe gewinnen möchte. „Man kann nie alle erreichen“‚ gab die Referentin jedoch zu bedenken. In der Folge beschrieb sie die verschiedenen Besuchergruppen und deren Präferenzen im Hinblick auf die Länge und Verständlichkeit der Texte sowie den passenden Einsatz von Bildern, Audio und Multimedia. Die Ausstellung solle eine Geschichte erzählen und auch Transparenz schaffen („was tun wir hier“).
Dr. Orsolya Heinrich-Tamaska vom Leibnitz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig informierte über das Pro und Kontra der Errichtung eines Archäologieparks und Spagats zwischen Denkmalpflege, Naturschutz und touristischer Entwicklungsstrategien. Anhand des Beispiels Keszthely-Fenekpuszta unweit des Plattensees in Ungarn beleuchtete sie den Interessenskonflikt anhand einer stark restaurierungsbedürftigen Gutsherrenanlage aus dem 18. Jahrhundert in unmittelbarer Nähe eines noch unzureichend erforschten römischen Castrums und eines daran angrenzenden antiken Gräberfeldes. Problematisch war die Tatsache, dass die Grundmauern des ehemaligen Castrums von einer Straße und sogar einer Bahnlinie durchzogen waren, welches in aufwändiger Weise wieder rückgebaut wurde, da man dieses Areal als touristische Attraktion vermarkten wollte. Eine andere Straßenführung musste gefunden werden, das in der Nähe befindliche Naturschutzgebiet durfte jedoch nicht darunter leiden. Sie gab zudem Info, wie man das römische Castrum mittels 3D-Rekonstruktion und unter Einsatz neuester digitaler Möglichkeiten wieder zum Leben erwecken möchte.


Rege Beteiligung der eigenen Mitglieder
In der Folge gab es weitere Vorträge aus den eigenen Reihen des Arbeitskreises Burg Wersau. Benny Schaich-Lebek gab weitere Denkanstöße über die Planung des Archäo-Parks unter den gegebenen Bedingungen (bisherige Bebauungen, Mauern und Grabungsabschnitte).
Sandra Spencer referierte über die geplante Errichtung eines sogenannten Burggartens und gab Einblicke in die möglichen Ausführungen, zum Beispiel als Küchengarten (möglicherweise Anbau von Bohnen, Erbsen, Linsen, Wurzel- und Blattgemüse) oder als Kräutergarten (zum Beispiel Gewürze, Knoblauch, Zwiebeln). Sie beschrieb zudem, wie man das Ganze nach historischen Vorbildern unterteilen und einfrieden könne.
Ingolf Bayer berichtete aus dem Bereich Augmented Reality, welche die Verschmelzung von der realen und der digitalen Welt vermittelt. Er gab zu verstehen, dass hier sehr viel Vorarbeit in Form von hochwertigen Bildern aus allen möglichen Perspektiven zu tun sein, aus denen digitale 3D-Modelle entwickelt werden, die dann anhand von Tablet-Computern auf dem Grabungsareal für Staunen sorgen sollen. Zudem ist geplant, repräsentative Bilder in Form eines digitalen Museums auf der Homepage der Wersau darzustellen.
Otmar Geiger gab von seinem enormen Erfahrungsschatz aus zahlreichen Führungen in Speyer und auf der Wersau preis und betonte den Bezug zur Region, den eine solche Führung herbeiführen solle, zudem sei es gewünscht, dass der Besucher gerne wieder kommt, entsprechend abwechslungsreich, unterhaltsam und den Besuchergruppen angepasst müssen diese gestaltet werden. Hier fiel auch der Begriff von Themenführungen.
Zu guter Letzt betonte Hans van Dam den Erholungseffekt des Archäologieparks und gab einen möglichen Ausblick auf die Gestaltung eines Ruhebereichs in schöner und historischer Kulisse, um Radfahrer und Wanderer zum Verweilen einzuladen.
Der Arbeitskreis Burg Wersau bedankt sich in aller Form für die hervorragenden Vorträge und anschaulichen Präsentationen aller Referenten, die Teilung eines riesigen Erfahrungsschatzes sowie die Möglichkeit der weiteren Vernetzung und Kooperation, um das Projekt Archäologiepark Burg Wersau maximal erfolgreich und unter Umgehung aller möglichen Stolperfallen auf den Weg zu bringen.
Text: ad/Foto: ad

Bild Wersau: V. l. n. r.: Dr. Roland Prien, Bgm. Stefan Weisbrod, Dr. Julia Linke, Dr. Orsolya Heinrich-Tamaska, Benny Schaich-Lebek, Justin Schmidt, Otmar Geiger
Bild Wersau: V. l. n. r.: Dr. Roland Prien, Bgm. Stefan Weisbrod, Dr. Julia Linke, Dr. Orsolya Heinrich-Tamaska, Benny Schaich-Lebek, Justin Schmidt, Otmar Geiger

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