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Das Benehmen in der Kirche (Teil 2) ( vor 130 Jahren)

[Online seit 03.05.2022]


Andererseits machen wir aber den Kirchgängern eine Pflicht daraus, williger im Zusammenrücken zu sein. Warum muss der Besitzer  des  sich durchaus Platzes sechs durchaus  an den fünf bereits besetzten Nummern vorbeidrücken? Können diese nicht eben so gut zusammenrücken und ihm den ersten Platz einräumen? Dergleichen thut man allenfalls im Theater, wo es oft sehr wesentlich sein kann, ob ich in der Mitte oder an der Ecke sitze, niemals aber im Gotteshause, wo man die Stimme des Predigers, die Töne der Orgel und den Gesang allerorten hört.  Überhaupt wäre eine größere Zuvorkommenheit der Kirchengänger untereinander sehr zu empfehlen. Den Nachbarn des Gesangbuch anzubieten, wenn sie das ihrige nicht zur Hand haben, älteren Leuten oder Kurzsichtige die Liednummer aufzusuchen und dgl., sollte man im Gotteshause nicht vergeblich erwarten.
Bemerkt man beim Eintritte Bekannte, so grüßt man sie durch ein leichtes Neigen des Hauptes mit erstem Anstande. Große Begrüßungsszenen in der Kirche, wo möglich mit Händedruck und Kuss, wie wir dieses zuweilen sahen, sind gar nicht nach unserem Geschmacke. Uns erscheint es sogar am gemessensten, sich beim Durchschreiten der Kirche nicht nach rechts und links umzuschauen, sondern ruhig vor sich hinzublicken. Auf diese Weise kommt man gar nicht erst in den Fall, jemand zu grüßen müssen. Beim Eintritte in die Bank, welche man mit man Bekannten oder Verwandten zusammen  inne hat, wird ein Gruß allerdings nicht zu umgehen sein, doch beschränke man denselben thunlichst. Ein Kopfneigen genügt vollständig; alles Weitere kann man nach Schluss des Gottesdienstes vor der Kirchthür erfolgen.

:Ältestes Reilinger Bild des Inneren der evangelischen Kirche (um 1900)
:Ältestes Reilinger Bild des Inneren der evangelischen Kirche (um 1900)

Sehr unschicklich ist, während der Andacht eine Unterhaltung mit seinen Nachbarn anzuknüpfen, sogar vor Beginn derselben will es uns nicht gefallen. Jeder verharre in ernster Sammlung auf seinem Platze, lese eifrig im Gesang- oder Gebetbuche und vermeide Alles, was Andere stören und ihnen die Überzeugung beibringen könnte, die Erbauung und innere Einkehr, welche der Kirchenbesuch erheischt, seien ihm recht nebensächlich.
Quelle: Ältestes Reilinger inneres Bild der evangelischen Kirche (um 1900).  Es gibt wohl keine elektrische Beleuchtung. Auf die beiden oberen Empore  rechts und links waren die Männer besetzten. Im Erdgeschosse waren die Frauen  saßen. Die Sitzbänke waren ungeteilt und die Frauen rutschten sich durch. Später wurde dann noch die Orgelempore zu vergrößern, damit der Kirchenchor und die Orgel war genügend Platz war. An der linken Seite war der Orgelspieltisch. Auf der Stirnseite der Kirche stand ein einfacher Altar mit Bibel und ohne Kruzifix. Rechts war die Sakristei rechts und sind rechts und links beide großen Öfen. Über der Kanzel standen die beiden Abbildungen, jetzt heute sind aus dem evangelischen Eingang über den beiden Treppeneingängen jetzt dort eingebaut.  ------    Bericht:Für´s Haus, Praktisches Wochenblatt für alle Hausfrauen“, Berlin von September 1892, von Clara von  Studnitz
Philipp Bickle

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