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Als am Pfingstsamstag 1944 "Feuer vom Himmel " fiel

[Online seit 09.03.2021]


Eigentlich kam die Reilinger Zivilbevölkerung recht unversehrt durch die Kriegsereignisse des Zweiten Weltkrieges. Ich hatte über den Tod der jungen Reilingerin Liesel Heilmann berichtet, welche kurz vor Kriegsende 1945 hier ihren Tod fand.  Auswärts kam ein weiteres Opfer nämlich der Reilinger Omnibusunternehmer Otto Jourdan bei einem Luftangriff im Jahre 1944 bei einer Dienstverpflichtungsfahrt  im Elsass ums Leben. Ein weiterer junger Reilinger kam am 27. Mai 1944 bei einem Luftangriff auf Mannheim um.
Seine Geschichte fand ich jetzt erst aufgeschrieben im Buch von Norbert Hasiba: ... „Die Zivilbevölkerung hatte Verluste…“( Neckarauer Impressionen 1939 bis 1945, Verein Geschichte Alt-Neckarau e.V. Mannheim-Neckerau 1. Aufl. 1996)
Auszüge, ab Seite  98:  „Pfingstsamstag 27.5. 1944, kurz vor der Mittagszeit. Schönster Sonnenschein. In normalen Zeiten das ideale Ambiente für den Aufbruch  in ein frohes Pfingstwochenende. Aber es ist Krieg.
Um 12.15  Uhr heulen die Sirenen. Von Nordwesten herkommend näherte sich ein amerikanischer Flugzeugkampfverband  in einer Höhe von 5 000 bis 6 000 Meter  unserem Raum. Ein immer näherkommendes Dröhnen von Flugzeugmotoren ließ darauf schließen, dass die amerikanische Luftwaffenführung einen Tagesangriff auf Mannheim befohlen hatte. Als Hauptangriff auf Deutschlands zweitgrößten Verschiebebahnhof Neckarau. Offenbar sollte er wegen der bevorstehenden Invasion im Westen zerschlagen und für längere Zeit unbrauchbar gemacht werden; denn die Amerikaner waren über die Bedeutung des Mannheimer Bahnhofs für den Nachschubverkehr im Bilde.

Der unter Begleitung eines starken Jagdschutzes anfliegende Bomberverband der 1. US-Bomb Division nahm dann eine Aufgabenteilung vor. 150  Maschinen des Typs Fortress II (B 17)  warfen ihre Bombenlast über Ludwigshafen ab und weitere 144   Maschinen der B17  griffen den Mannheimer Hauptbahnhof und das Gelände des Neckarauer Rangierbahnhofs an. Allein der Rangierbahnhof wurde von drei „Bombenteppichen “ , darunter einem Brandbombenteppich, getroffen. Durch den Abwurf von Bomben schwersten Kalibers entstanden schwerste Schäden an den gesamten Gleisanlagen, Bahngebäuden und sonstigen Einrichtungen. Auch zwei im Bahnhofbereich stehende Güterzüge wurden getroffen. 50 Güterwagen, 20 beladene Kohlen-und 14 gefüllte Tankwagen wurden durch Brände zum größten Teil vernichtet. Weiterhin wurde der Bahnhof Seckenheim getroffen und zahlreiche Weichen, Wagenablaufberge sowie Stellwerke nachhaltig zertrümmert.
Die Schäden waren so verheerend, dass nach normalem Ermessen eine Reparatur derselben ausgeschlossen werden musste. Aber es geschah ein Wunder. Der auf Anweisung allerhöchster Stellen mit dem ausdrücklichen Befehl, innerhalb von sechs Tagen die angerichteten Schäden zu beheben, nach Mannheim entsandte damalige Staatsekretär und Leiter des deutschen Transportwesens, Erhard Milch, machte das scheinbar Unmögliche möglich. In Tag- und Nachtschicht war ein Heer von Arbeitern und Angestellten  – angeblich soll es sich um 20 000 Personen gehandelt haben-  mit der Ausführung der erforderlichen Reparaturarbeiten beschäftigt, und sorgte dafür, dass bereits eine Woche später die Züge wieder rollen konnten.
Während des Angriffs verloren 8 Angehörige der Deutschen Reichsbahn ihr Leben und ein russischer Kriegsgefangener, der bei Bahnarbeiten eingesetzt war. Zwar hatten alle 9 Personen auf dem Gelände des Rangierbahnhof in einem als Schutzraum ausgewiesenen Unterstand vor den zu erwartenden Bombeneinschlägen Schutz gesucht, aber genau dort schlug eine Bombe ein, die deren aller Tod zur Folge hatte. Unter den Toten war auch ein junger Reilinger Bahnarbeiter. Es war der am 26.2. 1900 geborene Hermann Pfahler. Er wohnte in der „Unteren“ Hauptstraße 19“. (Seine Eltern hießen Franz Joseph Pfahler (1869 bis 1940 , Bahnarbeiter) und die Mutter war Anna Maria geb. Schnabel (1870 bis 1947). Insgesamt hatte die Familie 12 Kinder.  Von den Buben waren viele  bei der Bahn. So lesen wir im Reilinger Familienbuch: Rangiermeister, Bahnarbeiter, Rangierer und Schrankenwärter. Ein weiterer Sohn, der 1908 geboren war, fand 1945 in Russland seinen Tod.)
„Das Areal des Bahnhofes war so umgepflügt, dass man zwei der Opfer vermisste, welche erst zu einem späteren Zeitpunkt gefunden und identifiziert  werden konnten.“ 
Quellen: Reilinger Familienbuch ----- Text und  zwei Bilder aus: Nobert Hasiba, Neckarauer Impressionen 1939 bis 1945, Verein  Geschichte Alt– Neckarau e. V.  1.Aufl. 1996
Philipp Bickle/Fotos: Philipp Bickle

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