Gemeinde Reilingen

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Die Gemeinde schaut zurück

Zum Jahreswechsel 2000/2001

[Online seit 25.11.2008]

Den Herausforderungen der Zukunft stellen

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Der Millenniumswechsel liegt hinter uns, auch wenn wir ihn vielleicht ein Jahr zu früh gefeiert haben. Denn streng genommen beginnt das 21. Jahrhundert bzw. das dritte Jahrtausend erst mit dem Jahreswechsel 2000/2001, da unser Kalender kein Jahr Null kennt.

Viele große Worte sind zu diesem Jahrhundertereignis gefallen, viele Wünsche und Hoffnungen waren mit diesem Wechsel verbunden. Ernüchternd stellen wir heute fest, dass sich seither nichts Wesentliches geändert hat. Der neue Kalender hat nur eine andere Jahreszahl mit sich gebracht. Die Herausforderungen, denen Staat und Gesellschaft unterworfen sind – und das sind nicht wenige – sind dieselben geblieben: Der enge finanzielle Spielraum, die Veränderungen in der Alters- und Sozialstruktur, die Entwicklung des Arbeitsmarktes, die Auswirkungen zunehmender Mobilität, der wachsende Ressourcenverbrauch, die immer lauter werdende Forderung nach einer ganzheitlichen Systemperspektive, Probleme der Globalisierung, ein auch im elften Jahr der Wiedervereinigung immer noch bestehendes Ungleichgewicht zwischen alten und neuen Bundesländern, ein aufkeimender Rechtsradikalismus, das Zusammenwachsen Europas, Krisenherde und Katastrophen in aller Welt, um nur einige zu nennen.

Die Gemeinden als Teil des Staates und der Gesellschaft stehen den gleichen Herausforderungen gegenüber. Insoweit trifft der allgemeine Strukturwandel sowie die Veränderung persönlicher Werte und Kompetenzen auch die Kommunen. Daneben gibt es spezifische Herausforderungen, die sich speziell den Kommunen stellen oder in besonderer Weise vor Ort sichtbar werden.

Die Antwort auf die Frage, ob es uns gelungen ist, in unserer örtlichen Gemeinschaft den Herausforderungen gerecht zu werden, hängt wohl von dem Maßstab ab, den wir anlegen.

Sicher haben wir im zu Ende gehenden Jahr nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, umsetzen können, weder im persönlichen Bereich noch im kommunalen Leben. Trotzdem glaube ich als Bürgermeister feststellen zu können, dass das Jahr 2000 unserer Gemeinde eine ganze Menge bemerkenswerter und sehr erfreulicher Fortschritte beschert hat.

Gelingen konnte uns das nur bei einer verbesserten Wirtschafts- und Finanzlage. Noch ist nicht alles Gold was glänzt, aber der an Sparsamkeit und Konsolidierung orientierte Finanzkurs der Gemeinde lässt zunehmend wieder optimistische Perspektiven zu. Die Kehrseite einer auf steigendem Niveau verfestigten Steuerkraft ist ein davon beeinflusster Rückgang der Finanzzuweisungen des Landes bei gleichzeitig steigenden Ausgleichszahlungen. Im Jahr 2001 wird die Gemeinde 367.000 Mark Mindereinnahmen bei zusätzlich abzuführenden Umlagen von 215.000 Mark verkraften müssen. Dennoch werden wir aller Voraussicht im kameralen Haushalt weiterhin auf Fremdkredite verzichten können. Allerdings wird ein erwarteter Haushaltsausgleich nicht ohne eine kräftige Inanspruchnahme der gebildeten Rücklagen möglich sein.

Jährlich neu auf dem Prüfstand stehen die am Kostendeckungsprinzip orientierten Gebühren. Nach Abbau der vorhandenen Verlustvorträge ist es uns erstmals in der neueren Geschichte unserer Gemeinde möglich, die Wasserbezugsgebühr günstiger als seither anzubieten. Sie kann im neuen Jahr um 10 Pfennig auf 1,70 DM/cbm bezogenes Wasser reduziert werden.

Neu kalkuliert werden mussten auch die Friedhofs- und Bestattungsgebühren. Anzupassen waren die Beitragssätze bei der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung.

Millionenschwere Investitionen

Überaus erfreulich ist der Bauverlauf der Schiller-Schule. Ein gutes Jahr nach Aufnahme der millionenschweren Arbeiten zur Sanierung, Umbau und Erweiterung ist es gelungen, den ersten Bauabschnitt termingerecht zum Schuljahresbeginn fertig zu stellen. Schon am ersten Schultag am 11. September konnten der Erweiterungsbau, wie auch bereits Teile des renovierten Altbaus in Gebrauch genommen werden. Über 100.000 Mark hat die Gemeinde zudem in eine neue EDV-Anlage investiert, um den Schülern schon frühzeitig den Umgang mit den neuen Medien nahe zu bringen. Bis zum Sommer 2001 soll das rundum erneuerte Schulgebäude vollständig fertiggestellt sein. Mit der modernisierten technischen und räumlichen Ausstattung des Schulhauses schaffen wir alle Voraussetzungen für eine qualifizierte Bildung unserer Jugend.

Doch damit nicht genug. Auch der 1976 erstellte Erweiterungsbau der Schiller-Schule muss dringend saniert werden. Vorausgesetzt, die Planung kann im Jahresverlauf 2001 erstellt und die Finanzierung gesichert werden, ist ein Baubeginn 2002 durchaus realistisch.

Das Schuljahr 2000/2001 brachte den Grundschulstufen der Schiller-Schule eine bedeutende Neuerung – die verlässliche Grundschule. Sie ist ein wichtiges bildungs- und familienpolitisches Vorhaben des Landes, das neben dem Ausbau des Betreuungsangebotes, die Sicherung und Verbesserung der pädagogischen Qualität des Unterrichts und des Lernens in der Grundschule zum Ziel hat.

Einen großen Schritt vorangekommen sind wir auch bei der Erneuerung des Ortskerns. Da die Landesförderung Ende des Jahres 2001 auslaufen wird, steht die Abwicklung der noch geplanten Vorhaben unter erheblichem Zeitdruck.

Mit dem überfälligen Rückkauf des Areals Hauptstr. 84 hat die Gemeinde ihre feste Absicht bekräftigt, gewissermaßen als Höhepunkt und Abschluss einer gut ein Jahrzehnt andauernden Entwicklung, diesen Bereich als letzte große Maßnahme neu bebauen zu lassen. Ich bin zuversichtlich, dass die vielversprechenden Investorengespräche in Kürze zu einem positiven Abschluss gebracht werden können. Der Gebäudealtbestand ist zwischenzeitlich weitgehend abgerissen.

Umfassend betreut und versorgt werden betagte Mitbürger in der neu erstellten Seniorenwohnanlage. Sie ist eine wertvolle Bereicherung unseres sozialen Angebotes. Der dreigeschossige Neubau, direkt neben der evangelischen Pfarrkirche gelegen, hat 24 Ein- und Zweizimmerwohnungen. Das Haus ist schwellenfrei und damit behindertengerecht ausgebaut. Ein Pflegedienst ist täglich präsent.

Eingriffe in Ortsstruktur

Die strukturelle Neuordnung der Grundstücke im Sanierungsbereich „Kattunisches Eck“ ließ es zu, diesen Kernbereich für eine neue Bebauung zu erschließen. Das Areal kann über den Kleinen Hertenweg oder eine neu gebaute Stichstraße über die Hockenheimer Straße erreicht werden.

Anstelle des ehemaligen Raiffeisen-Filialgebäudes in der Hauptstr. 68 wird derzeit ein Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Ladeneinheiten, einer Arztpraxis und sechs Wohnungen errichtet. Längst ist der Rohbau erstellt und der Innenausbau zu Gange, sodass mit einer baldigen Bezugfertigkeit gerechnet werden darf.

Der Anblick des früheren Raiffeisen-Lagerhauses in der Schulstr. 4 wird schon bald der Vergangenheit angehören. Es ist schon seit einigen Jahren ungenutzt. Der Haus- und Gartenmarkt wurde dort im Frühjahr 1996 eingestellt. Das Gebäude soll im Jahresverlauf 2001 vollständig abgebrochen werden und einer Zufahrt zur Ringerschließung eines neu zu bebauenden Kernbereichs Platz machen.

Der Bebauungsplan sieht dort den Ausbau einer ganzen Anzahl öffentlicher Stellflächen vor. Die innerörtliche Stellplatzbilanz wird sich mit Abschluss der Ortskernsanierung sehen lassen können. Zuletzt wurden 14 neue Parkplätze auf dem Hausgrundstück Hockenheimer Str. 19 eingerichtet.

Konkret geworden ist nach langem Anlauf in diesem Jahr endlich der Ausbau der Hauptstraße zwischen der Einmündung Hockenheimer Straße und Garten-/Speyerer Straße. Er hat über eine Million Mark verschlungen, wovon das Land einen wesentlichen Anteil getragen hat. Im Monat November konnte der Straßenbau nach gut elf Monaten Bauzeit abgeschlossen werden. Verändert hat sich der Straßenquerschnitt. Wechselseitig angeordnete Längsparkbuchten ordnen nun den ruhenden Verkehr.

Beidseits vorhanden sind ausreichende Gehwegflächen. Zwei neue Lichtsignalanlagen regeln die Überquerung der vielbefahrenen Fahrbahn. Der umgestaltete Straßenabschnitt wird von neuen Energiesparlampen ausgeleuchtet. Die gewonnenen Freiräume ließen sogar die Anpflanzung von Straßenbäumen zu.

Auch die Einmündungen der Seitenstraßen wurden in diesem Zusammenhang verändert. Schließlich erhielten die Vorplätze der katholischen und evangelischen Pfarrkirchen eine optisch ansprechendere, aber auch funktionellere Gestaltung. Auf seine Realisierung wartet noch die Nachbildung eines historischen Brunnens vor dem Anwesen Hauptstr. 114. Geprüft wird derzeit auch, ob die Platzverhältnisse im Umfeld eine Unterstellmöglichkeit für die Fahrgäste der Nahverkehrslinie zulassen.

Der Straßenbau war ohnehin mit ein Schwerpunkt der in diesem Jahr getätigten Investitionen, der mehr als eine Million Mark verschlungen hat. Denken Sie an die Veränderungen der Ziegel-, Alten Friedhof-, Richard-Wagner- und Schubertstraße, die mit rund 585.000 Mark zu veranschlagen waren; oder aber an die Erneuerung der verlängerten Speyerer Straße oder des Kisselwiesenweges. Allein die dauernde Unterhaltung der Ortsstraßen erfordert einen jährlichen Aufwand von rund 150.000 Mark.

Im kommenden Jahr dürfen die Anwohner der Beethoven- und Hebelstraße damit rechnen, dass ihre Straße erneuert, Wasserleitungen und teilweise auch Kanalhaltungen ersetzt werden.

Größere Investitionen werden in naher Zukunft auch für die Freiwillige Feuerwehr erforderlich. Das Dach des Gerätehauses ist dringend sanierungsbedürftig. Die Raumkapazität des 1979 erstellten Gebäudes ist seit einiger Zeit nicht mehr ausreichend und ein Anbau unumgänglich. Notwendig ist der Einbau einer Abgasabzugsanlage. Das 25 Jahre alte Tanklöschfahrzeug muss unbedingt ersetzt werden. Ob es gelingt, schon im Jahr 2001 all diese notwendigen, aber eben auch kostenintensiven Vorhaben zu realisieren, ist von der Haushaltslage, der Zusage von Fördermitteln des Landes und einer genehmigten Bauplanung abhängig.

Neue Baugebiete

Ein kontrolliertes, bedarfsgerechtes Wachstum der Gemeinde im Verwaltungsraum Hockenheim stellt ein Flächennutzungsplan als so genannter vorbereitender unverbindlicher Bauleitplan sicher. Das noch auf seine Rechtskraft wartende fortgeschriebene Werk bestimmt die Bauflächen der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft bis zum Jahr 2010. Die Gemeinden können darauf aufbauend, vorausschauende Planungen einleiten und Planfeststellungsverfahren für verbindliche Bebauungspläne in Gang setzen. Von zehn Verfahren konnte Reilingen im Jahresverlauf deren zwei abschließen. Zum einen handelt es sich um das Gewerbegebiet „Rott“. Dort sind die gut neun Monate andauernden Tiefbauarbeiten zwischenzeitlich beendet. Das etwa 3,7 ha umfassende Gewerbegelände ist seit 11. August baureif. Es bietet Platz für 20 neue Gewerbebetriebe. Zwischenzeitlich wurden dort bereits die ersten Bauvorhaben verwirklicht.

Zur weiteren Bedarfdeckung werde ich mich dafür einsetzen, dass die schon vor längerem gemeinsam mit der Nachbargemeinde Neulußheim entwickelten Vorstellungen für ein interkommunales Gewerbegebiet wieder aufgegriffen und weiterverfolgt werden.

Aber auch bei der Bereitstellung von Wohnbauflächen sind wir nicht untätig geblieben. Durch ein Umlegungsverfahren konnten die Grundstücksflächen im Planbereich „Nachtwaid“ in einer Größenordnung von 2,34 ha neu geordnet werden. Das Gelände zwischen der Wilhelmstraße, Nachtwaidweg, Kleintierzuchtanlage und Baugebiet „Holzrott“ wird zur Zeit erschlossen. Als Erschließungsträger ist die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft Reilingen mbH eingesetzt.

Im Jahresverlauf 2001 werden dort die ersten Wohneinheiten in maximal zweigeschossiger Doppel- und Reihenhausbauweise errichtet werden können. Nicht finanzielle Erwägungen, sondern die anzutreffenden Bodenverhältnisse haben den Ausschlag dafür gegeben, das ehemalige Gemeindegelände zweckmäßigerweise von einem regionalen Bauträger bebauen zu lassen. Dadurch haben vor allem junge Familien Gelegenheit, Wohneigentum in finanziell erträglichem Rahmen zu erwerben.

Bei der Ortsrandbebauung „Fröschau/Wörsch“ ist dagegen der Planfortschritt unbefriedigend. Nach einem relativ zügig begonnenen Planfeststellungsverfahren zum Jahresbeginn sind wir beim Auswerten der zahlreichen Stellungnahmen im Rahmen einer verstärkten Bürgerbeteiligung noch nicht viel weiter. Um feststellen zu können, ob die Anwohnerbedenken berechtigt sind, wurde zwischenzeitlich ein Verkehrsgutachten und eine Lärmschutzberechnung in Auftrag gegeben. Auch die Überlegungen zur möglichen Aufnahme in ein Förderprogramm des Landes sind noch nicht zu Ende gedacht.

Ebenso war ein zügiger Abschluss der zwischenzeitlich drei Jahre andauernden Planung für ein neues Wohnbaugebiet in der Reilinger Holzrott erwartet worden. Ein überarbeiteter Planentwurf hat zwar schon am 20. März den Gemeinderat passiert und war auch im Frühjahr zur Einsicht offen gelegen. Die Rechtskraft des Planwerkes für das 6,48 ha umfassende Neubaugebiet lässt jedoch nach wie vor auf sich warten und wird jetzt wohl erst im kommenden Jahr festgestellt werden können.

Schon einige Jahre Bestandskraft hat das Planwerk für ein Spiel-, Sport- und Freizeitzentrum „Nachtwaid“. Ein noch nicht verwirklichter Bestandteil ist der Bau einer Sportanlage, den wir bis zum Jahr 2002 angehen wollen. Erste Vorstellungen sind bereits zu Papier gebracht.

Vornehmlich der unverplante Innerortsbereich bereitet dem Gemeinderat zunehmend Kopfzerbrechen, da sich die Beurteilung von Bauvorhaben ausschließlich am vorhandenen Gebäudebestand orientieren darf. Das Baugesetzbuch lässt der Gemeinde leider nur einen engen Spielraum, sein gesetzliches Einvernehmen zu versagen. Daher wollen Gemeinderat und Verwaltung dieser Problematik mit einem in Auftrag gegebenen Strukturkonzept begegnen. Es soll eine aktuelle Bestandsaufnahme für den Innerortsbereich beinhalten und Entscheidungshilfen für sukzessiv zu entwickelnde Bebauungspläne geben. Die Erkenntnisse des mit einem Kostenaufwand von rund 45.000 Mark zu erstellenden Konzeptes werden im Frühjahr 2001 in einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vorgestellt.

In bereits verplanten Ortsbereichen vertraut der Gemeinderat in der Zwischenzeit auf Satzungsregelungen, die für jede neu geschaffene Wohneinheit von über 50 qm Grundfläche zwei Stellplätze einfordern.

19 Jahre sind seit Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens in den Gemarkungen Altlußheim, Neulußheim und Reilingen vergangen. Der neue Rechtszustand konnte in diesem Jahr mit Abschluss der Vermessungs- und Abmarkungsarbeiten auch in der Natur endgültig festgelegt werden. Die so genannte Schlussfeststellung mit Auflösung der Teilnehmergemeinschaft kann jedoch erst nach kompletter Berichtigung der Grundbücher erfolgen.

Lebensgrundlagen schützen

Auf ein Leitbild für eine nachhaltige, soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung hat sich die UNO-Konferenz im Jahr 1992 verständigt. Zu dieser die Ressourcen schonenden Vorgehensweise hat sich die Gemeinde Reilingen bekannt und sich unter dem Motto „global denken – lokal handeln“ schon vor drei Jahren dazu entschlossen, ein eigenes Aktionsprogramm für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung zu erstellen. Leider hält sich dabei das wünschenswerte bürgerschaftliche Engagement in Grenzen. Bei der Frage, wie die Gemeinde lebenswerter und zukunftsfähiger gestaltet werden kann, sind die zwei gebildeten Arbeitskreise, die in regelmäßigen Abständen öffentlich tagen, weitgehend auf sich allein gestellt. Eine stärkere Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger als Ausdruck von Bürgersinn und Bürgerverantwortung wäre sicher sehr hilfreich und könnte dem Bemühen der Gemeinde neuen Schwung geben, den Agenda-Prozess voranzutreiben.

Artikel 86 der baden-württembergischen Landesverfassung stellt die natürlichen Lebensgrundlagen und die Landschaft unter den öffentlichen Schutz und die Pflege des Staates und der Gemeinden. Diesen Verfassungsauftrag nimmt auch die Gemeinde Reilingen ernst.

Die Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser ist mittlerweile unbestritten eine der wichtigsten Aufgaben des vorsorgenden Umweltschutzes. Ähnliches lässt sich auch über die Abwasserbeseitigung sagen. So sind in Reilingen zwischenzeitlich sämtliche Haushalte an die Kanalisation angeschlossen. Selbst die landwirtschaftlichen Gehöfte am Herrenbuckel und Sandweg entsorgen zwischenzeitlich ihr Abwasser in das örtliche Kanalnetz.

Lediglich bei zwei Vereinsheimen waren Einzellösungen nicht vermeidbar. Den Untersuchungsauftrag der so genannten Eigenkontroll- und Fremdeinleiterverordnung hat Reilingen termingerecht erfüllt und die Schadensbehebung innerhalb des Zehn-Jahres-Zeitraumes vorzeitig abschließen können. Das 1993 verfilmte Kanalnetz war in den vergangenen Jahren sukzessive saniert und instandgesetzt worden. Rund 470.000 Mark hat die Gemeinde seither hierfür aufgewendet.

3,5 Mio. Mark investiert die Stadt Hockenheim in eine verbesserte Reinigungswirkung seiner Kläranlage, die auch das Reilinger Abwasser aufnimmt. Der finanzielle Anteil unserer Gemeinde liegt bei überschlägig einer halben Million Mark.

Die Abfallbeseitigung ist Sache des Landkreises, der sich einer Abfallverwertungsgesellschaft (AVR) bedient. Als freiwillige Aufgabe betreibt die Gemeinde dennoch einen Häckselplatz. Er wurde mit einem Kostenaufwand von rund 150.000 Mark befestigt und die Zufahrt neu geregelt.

Der Rhein-Neckar-Kreis hat zwar zum Jahresende seine Zusage widerrufen, weiterhin die Kosten für Kleinanlieferungen bis 0,5 cbm zu übernehmen. Dies wird jedoch aller Voraussicht keine Konsequenzen für die Nutzungsgebühren der Gemeinde haben, zumal sich der Kreis künftig an den nachgewiesenen fixen Kosten der Gemeinde zum Betrieb des Häckselplatzes beteiligen will.

Der Waldbewirtschaftung haben die Auswirkungen von Orkan „Lothar“ einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht. Der geplante Holzeinschlag musste im Forstwirtschaftsjahr 2000 ausgesetzt werden. Die Aktivitäten waren auf unbedingt notwendige Pflege-, Kultur- und Verkehrssicherungsmaßnahmen beschränkt. Zum Schutz der Waldungen musste im Frühjahr der massiv aufgetretene Maikäfer bekämpft werden. Glücklicherweise hielt sich in diesem Jahr die Population des Eichenprozessionsspinners in Grenzen. Dem umfassenden Bodenschutz diente die Kalkung von 700 Hektar Waldfläche im Staats- und Hubwald.

Der Gemeindewald im „Reilinger Eck“ soll in das landesweite Schutzgebietssystem „Natura 2000“ eingebunden und als Schonwald besonders unter Schutz gestellt werden. Die Forstdirektion Freiburg wird das notwendige Verfahren voraussichtlich noch in diesem Jahr einleiten.

Mit einer Selbstverpflichtungserklärung hat die Gemeinde ein Pan-Europäisches-Forst-Zertifikat beantragt. Sie hat sich damit als Waldbesitzer verpflichtet, die Leitlinien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung einzuhalten.

Zunehmend entdeckt der Tourismus auch unsere Gemeinde. Ganz sicher hat der Spargel etwas damit zu tun. Die Badische Spargelstraße hat die anziehende Wirkung unserer Region mit einem unvergleichlichen Angebot an kulturellen und historischen Highlights, Erholungs- und Freizeiteinrichtungen eher noch verstärkt. Anfragen aus aller Welt und steigende Besuchszahlen zur Spargelzeit machen deutlich, wie wichtig zwischenzeitlich das weiße Gold für den Fremdenverkehr in unserer Region geworden ist. Dass sich mit steigendem Bekanntheitsgrad auch die Vermarktungschancen für den Spargel, trotz starkem Konkurrenzdruck deutlich verbessert haben, versteht sich von selbst.

Um auswärtigen Besuchern die Orientierung in unserer Gemeinde zu erleichtern, haben wir ein innerörtliches Sammelleitsystem installiert. An rund zwei Dutzend zentral gelegenen Standorten weisen über 140 in blau/gelb gehaltene Schilder auf Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen hin.

Seit gut einem Jahr untersucht die Straßenbauverwaltung, ob nun eine Verkehrsampel oder der von Gemeinderat und Verwaltung favorisierte Verkehrskreisel verwirklicht werden soll, um den Unfallschwerpunkt am südlichen Ortsausgang zu entschärfen. Eine längere Vorlaufzeit war auch notwendig, bis das Land Anfang Oktober die Griffigkeit der Fahrbahn der Landesstraße 599 am nördlichen Ortsausgang verbessert hat.

Das 1996 zuletzt fortgeschriebene Verkehrskonzept der Gemeinde beinhaltet noch eine ganze Anzahl von Einzelmaßnahmen, die noch umzusetzen sind. Eine neu erstellte Prioritätenliste soll das gewährleisten.

Soweit der Bund seine angekündigte Gesetzesinitiative wahr macht, werden im neuen Jahr die 30 km/h-Zonenbereiche neu geordnet werden müssen. Dies hat voraussichtlich Konsequenzen für die Haydnallee und die Speyerer Straße, die als vorfahrtsberechtigte Straßen nicht mehr Bestandteil eines Zonenbereichs sein dürfen.

Umfassender Reformprozess

Die öffentliche Verwaltung befindet sich in einem umfassenden Reformprozess. Auf allen Ebenen halten betriebswirtschaftliche Instrumente Einzug.

Unter dem Stichwort „Neues Steuerungsmodell“ werden wir zum Jahresbeginn 2001 die Budgetierung in weiteren Haushaltsbereichen einführen. Mehr Handlungsspielraum erhalten die Verwaltungsmitarbeiter mit der Delegation des Anweisungswesens. Die Kosten- und Leistungsrechnung wird das neue SAP-R3-Programm ab 2002 unterstützen.

Die Informations- und Kommunikationstechnik des Rathauses ist seit 01. Juli auf dem neuesten technischen Stand. 183.000 Mark wendete die Gemeinde auf, um das Leistungsangebot der Verwaltung noch effektiver und kundenfreundlicher zu machen. Der Ablauf eines auf fünf Jahre befristeten Leasingvertrages für die alte EDV-Anlage erleichterte den notwendigen Wechsel.

An das Verbundnetz der Gemeindeverwaltung ist jetzt auch der Bauhof angeschlossen, sodass die dort erbrachten Leistungen direkt erfasst und abgerechnet werden können. Auch die Hallenwarte der Fritz-Mannherz-Hallen dürfen im neuen Jahr mit dieser technischen Neuerung rechnen.

Alle Rathausbediensteten sind zwischenzeitlich über eine eigene E-Mail-Adresse direkt erreichbar.

Mit der Einführung eines Ratsinformationssystems wollen wir im neuen Jahr die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat neu organisieren.

Bei der Verwaltungsarbeit eingesetzt werden neuerdings so genannte Pocket-PC´s. Wundern Sie sich also nicht, wenn beispielsweise demnächst beim Ablesen des Wasserverbrauches ein kleines elektronisches Gerät den seither üblichen Schreibblock der Bauhofmitarbeiter ersetzt. Die erfassten Daten können unmittelbar nach Abschluss der Aktion direkt in das EDV-Netz eingespeist werden und ersparen die seither notwendige zeitaufwändige Erfassungsarbeit.

Mit der Übernahme der Top-Level-Domain „reilingen“ ist unsere Verwaltung unter www.reilingen.de leichter im Internet zu finden. Das Layout unserer Homepage wurde bedienungsfreundlicher gestaltet und hat einen ansprechenderen Touch erhalten. Weitere Formulare können am heimischen Monitor ausgefüllt und ausgedruckt werden. Die Internetseiten der Gemeinde erfreuen sich seit dem Web-Release Mitte des Jahres steigender Akzeptanz. Die bevorstehende Einführung der digitalen Signatur eröffnet weitergehende Möglichkeiten, Dienstleistungen der Gemeinde an online-Prozesse anzupassen. (sg. E-Commerce)

Für unsere Bürger sicher erfreulich ist der Umstand, dass das örtliche Grundbuch weiterhin in Eigenregie geführt wird und damit ein Stück gewohnter Bürgernähe erhalten bleibt. Den Zentralisierungsabsichten des Landes erteilte die Ratsmehrheit eine eindeutige Absage, trotz einem erwarteten jährlichen Defizit von wenigstens 72.000 Mark. Natürlich wird jetzt auch die Gemeinde die im Jahr 2001 anstehende Einführung des landesweiten Grundbuchs bewältigen müssen. Allein für die EDV-Technik werden wenigstens 40.000 Mark zu veranschlagen sein.

Bei all der Innovation zum verbesserten Verwaltungshandeln wurde auch der Außendienst nicht vergessen. Sein Fuhrpark ist um eine Kehrmaschine angewachsen.

Unsere Nachbarstadt Hockenheim wird zum 01. Januar 2001 Große Kreisstadt. Sie übernimmt damit auch für unsere Gemeinde weitere Zuständigkeiten vom Rhein-Neckar-Kreis, wie beispielsweise das Ausländerwesen. 25 Jahre nach Bildung der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft bedeutet dies eine weitere Aufwertung unseres Verwaltungsraumes und natürlich auch ein Mehr an Bürgernähe.

Gelebte Solidarität

„Die Demokratie lebt vom Ehrenamt“, hat schon der erste Bundespräsident einst ebenso knapp wie deutlich formuliert. Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit umfasst nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft und des Staates. Ohne das breite ehrenamtliche Engagement wäre das vielfältige kulturelle Leben unserer Gemeinde nicht nur ärmer, sondern wohl auch kaum realisierbar. Auch unsere örtliche Gemeinschaft verfügt über eine große Anzahl solcher Aktivposten einer freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Für ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement konnten Siegfried von Sagunski und Friedrich Kief mit der Bürgermedaille der Gemeinde Reilingen ausgezeichnet werden.

Träger einer Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ist nun auch Peter Hartmann, der sich für den Reilinger Vogel- und Tierpark eingesetzt hat.

Die silberne Ehrennadel des Gemeindetages Baden-Württemberg erhielten Peter Schell und Karl Bickle, die sich seit zwei Jahrzehnten im Gemeinderat für eine lebens- und liebenswerte Heimatgemeinde einsetzen.

Den Rahmen dieses Jahresrückblicks sprengen würde die Aufzählung all der Bürgerinnen und Bürger, deren Verdienste Gemeinde und Kultur- und Sportgemeinschaft am jährlichen Ehrungsabend gewürdigt haben. Blutspendern, verdienten Vorstandsmitgliedern und Sportlern danke ich für ihre Bereitschaft zu motiviertem, uneigennützigem Handeln zu Gunsten unserer Gemeinschaft.

Nicht verkennen möchte ich, dass das Verhältnis eines zunehmenden Teils der Bevölkerung zu ihrem Gemeinwesen in den letzten Jahren eher distanzierter geworden ist, dass viele eher in Ruhe gelassen werden wollen. Möglicherweise haben wir selbst ein Stück dazu beigetragen, dass mancher auch bequem und uninteressiert geworden ist. Es muss daher unser aller Bemühen sein, wieder das Interesse zu wecken, sich zu gemeinsamer Verantwortung zu bekennen und hierzu einen aktiven Beitrag zu leisten. Ein Beitrag der Jugend könnte beispielsweise die Bildung eines Jugendgemeinderates sein. Dies ist derzeit im Gespräch und wohl vom Ergebnis einer Umfrage unter den 14 bis 18-jährigen Schülern und Auszubildenden abhängig.

Über 50 Vereine sorgten auch im Jahr 2000 wieder für einen prall gefüllten Terminkalender. Zahlreiche Großveranstaltungen zogen Tausende von Besuchern an. Zu den Höhepunkten des kulturellen Veranstaltungsangebotes zählt sicher das am Palmsonntag aufgeführte Passionsspiel, das der evangelische Kirchenchor als älteste Reilinger Vereinigung zum 125jährigen Bestehen initiierte.

Eine tolle Resonanz hatte das 20. Straßenfest als Gemeinschaftsveranstaltung aller Reilinger Vereine. Herausragend war auch die Leistungsschau des Bundes der Selbständigen.

Klassische Jubiläen feierten der Landfrauenverein (50.), der Reiterverein (75.), der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr (75.) und die Jugendfeuerwehr (25.).

Ein viertel Jahrhundert zurück liegt die feierliche Einweihung der konfessionellen Kindergärten St. Anna und Friedrich-Oberlin.

Auf die entstandenen Bindungen mit unserer französischen Partnergemeinde Jargeau konnten wir auch im Jahr 2000 bauen. Zahlreiche Kontakte und ein Jugendaustausch förderten das gegenseitige Verständnis für eine gemeinsame europäische Identität.

Dank und Anerkennung

Zum bevorstehenden Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel ist es mir ein besonderes Anliegen, mich bei Ihnen allen für Ihr Interesse und Ihr Verständnis für auch manchmal unangenehme Entscheidungen zu bedanken.

Mein Dank gilt auch allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die in sozialen Einrichtungen, in den Kirchengemeinden oder in Vereinen, in Feuerwehr, Hilfsorganisationen und vielen weiteren bürgerschaftlichen Initiativen, ehrenamtlich ihre Freizeit und ihre Persönlichkeit eingebracht haben. Sie alle geben uns ein positives Beispiel für ein Stück gelebter Solidarität.

Ich möchte mich schließlich bei allen bedanken, die in kommunalen Gremien, in der Verwaltung oder aus eigener Initiative örtliche Aufgaben wahrgenommen haben und für ihre Mitbürger da waren, wenn sie gebraucht wurden.

Die bevorstehenden Feiertage sollen Ihnen viel Freude und Zeit dafür bringen, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen und Kraft für das neue Jahr zu tanken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein friedvolles Weihnachtsfest und ein in jeder Hinsicht gutes, erfreuliches und damit auch zufriedenstellendes neues Jahr.

Ihr

Walter Klein

Bürgermeister

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