Gemeinde Reilingen

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Verleihung des Titels "Ehrenbürger"

Es ist ein Vorrecht der Gemeinden, dass sie besonders verdiente Mitbürger durch die Verleihung des Titels "Ehrenbürger" auszeichnen können. Nur solchen Personen soll diese Ehrung zuteil werden, die durch ihr Handeln, Wirken und Leben mehr tun als ihre Pflicht und sich dadurch hervorheben. In Reilingen ist man mit dieser Auszeichnung seither sehr sparsam umgegangen

Als der erste Ehrenbürger von Reilingen ist Herr Adolf Ritzhaupt zu nennen. Er stammte aus Heidelberg und eröffnete im Jahre 1860 auf dem Wersauer Hof eine Zigarrenfabrik. Damit gab er vielen Reilingern Arbeit und Brot. Wenn auch die Löhne vergleichsweise niedrig waren, so kam doch jede Woche etwas Bargeld ins Haus und verbesserte damit den Lebensstandard bei zahlreichen Klein- und Nebenerwerbslandwirten.

Herr Ritzhaupt gehörte viele Jahre dem Gemeinderat an, war in Sachen Eisenbahnbau als Sprecher der Verhandlungsabordnung bestimmt, brachte bei den vaterländischen Veranstaltungen die Hochs aus auf Kaiser, Reich und Großherzog, kurz, er war eine der führenden, wenn nicht gar die bestimmende Persönlichkeit im öffentlichen Leben von Reilingen.

Die Ehrenbürger der Gemeinde Reilingen

Adolf Ritzhaupt (1840-1916)

Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Adolf Ritzhaupt geschah im Jahre 1907, als er Reilingen verließ. Er verkaufte seine Fabrik und zog nach Heidelberg, um dort seinen Lebensabend zu verbringen.

Jahrzehntelang hielt sich in Reilingen die Version, dass er es gewesen sei, der den Bau der Rheintalbahn und eines Bahnhofes auf unserer Gemarkung verhindert habe.

Unsere Nachforschungen und das Aktenstudium haben allerdings dieses Bild geändert, denn als Vorsitzender der obengenannten Kommission hat sich Adolf Ritzhaupt nachdrücklich für einen Anschluss von Reilingen an das Eisenbahnnetz eingesetzt. Hierzu darf auf die Abhandlung über das öffentliche Verkehrswesen verwiesen werden.

Gleich drei Ehrenbürger ernannte der Gemeinderat am 20. März 1933. Neben dem damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wurde die Auszeichnung auch an Adolf Hitler und den Reichsstatthalter von Baden, Robert Wagner, verliehen.

Allerdings, den beiden letztgenannten ist im Jahre 1946 diese Auszeichnung wieder aberkannt worden, da diesen Ernennungen eindeutig politische Motive zu Grunde lagen und keine besonderen Verdienste um Reilingen.

Franz Riegler (1887-1965)

Im September 1958 war es dann Franz Riegler, der für würdig erachtet wurde, mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet zu werden. Seit 1911 wirkte er in Reilingen als Lehrer, davon ab 1926 als Leiter der Volksschule. Daneben war er zudem äußerst aktiv im Vereinsleben. Nahezu fünf Jahrzehnte fungierte er als Chorleiter beim Männergesangverein 1902, 35 Jahre beim Cäcilienchor und dazwischen noch fast zwei Jahrzehnte beim evangelischen Kirchenchor, auch wirkte er lange Zeit in der katholischen Kirche als Organist. Ein Mann also, der sich um die Jugend, das kirchliche und besonders das kulturelle Leben in Reilingen große Verdienste erworben hat.

Den Ehrenbürgerbrief überreichte Bürgermeister Mannherz anlässlich eines Konzertes des Männergesangvereins 1902 im Josefshaus. Eine Vielzahl von Gratulanten schloss sich den Glückwünschen an, darunter auch Vertreter des Badischen Sängerbundes. Eine weitere Anerkennung wurde Franz Riegler zuteil, indem der Gemeinderat dem "neuen Schulhaus" den Namen "Franz-Riegler-Schule" verlieh.

In kleinerem Rahmen vollzog sich die nächste Auszeichnung. Sie galt Altbürgermeister Ludwig Römpert, welcher am 30. März 1960, dem Vorabend seines 75. Geburtstages, Ehrenbürger der Gemeinde wurde, der er rund 17 Jahre als Bürgermeister vorstand. Seine Amtszeiten begannen jeweils nach einem verlorenen Krieg. Zeiten, in denen oft die bitterste Not in der Gemeinde herrschte. Inflation und Massenarbeitslosigkeit waren die Marksteine der ersten Dienstperiode von 1919 bis 1928. Anerkennung fand hier auch der selbstlose Einsatz von Herrn Römpert beim Aufbau eines demokratischen Staatswesens.

Ludwig Römpert (1885-1968)

Bürgermeister a.D.

In der zweiten Amtszeit, nach 1945, fiel ihm die schwere Aufgabe zu, rund 600 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen in Reilingen zu Unterkunft und Wohnung zu verhelfen, eine Tätigkeit, die ihm nicht nur Freunde schaffte.

Politisch war Bürgermeister Römpert in der Sozialdemokratischen Partei beheimatet. Er gehörte ihr bis zu seinem Tod im Jahre 1968 an. Zum Gedenken erhielt eine Straße im Baugebiet "Viehtrieb" die Bezeichnung "Bürgermeister-Römpert­Straße".

Dr. Lea Ueltzhöffer (1908-1971)

Dr. med. - praktische Ärztin

Als erster Frau wurde im Jahre 1965 anlässlich ihres 57. Geburtstages Frau Dr. Lea Ueltzhöffer die Ehrenbürgerwürde verliehen. Frau Dr. Ueltzhöffer kam im April 1946 nach Reilingen. Sie stammte aus Jugoslawien.

Im Lutherhaus eröffnete sie eine Arztpraxis, die sie zunächst allein, später im neuerbauten Haus auf der "Insel" zusammen mit ihrem Ehemann ausübte. Unermüdlich, bei Wind und Wetter, Tag und Nacht, war sie für ihre Patienten unterwegs, in den ersten Jahren noch mit dem Fahrrad.

Als Folge dieser übergroßen Beanspruchung erlitt sie selbst schweren gesundheitlichen Schaden, an dem sie bis an ihr Lebensende zu leiden hatte. Trotzdem war Frau Dr. Ueltzhöffer noch längere Zeit als Ärztin tätig, soweit es ihre Behinderung gestattete.

Der Gemeinderat erkannte die aufopfernde Tätigkeit zum Wohle der kranken Menschen von Reilingen an und zeichnete Frau Dr. Ueltzhöffer deshalb aus. Auch zu ihrem Gedenken wurde im Baugebiet "Viehtrieb" eine Straße benannt.

Fritz Mannherz (1903-1986)

Bürgermeister a.D.

In vielen Reilinger Vereinen war er aktiv. Während seiner Amtszeit entwickelte sich Reilingen von einer kleinen, unbeachteten Landgemeinde zu einem fortschrittlichen Gemeinwesen mit all den notwendigen Einrichtungen, die heute gefordert werden.

Als Marksteine sind Ortskanalisation und Bau einer Kläranlage, Leichenhalle, neue Volksschule und Sporthalle zu nennen. Ganz besonders widmete er sich dem Wohnungsbau, um die große Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu beseitigen

In mehreren Umlegungen wurde das notwendige Bauland erschlossen, alle Ortsstraßen, einschließlich der Gehwege ausgebaut und mit Asphaltbelag versehen. Auch viele Feldwege erhielten eine Beton- oder Asphaltdecke, um den Ansprüchen der mittlerweile motorisierten Landwirtschaft zu genügen.

Das besondere Anliegen von Fritz Mannherz galt auch den Ortsvereinen, die sich während seiner Amtszeit unter dem Dachverband der Kultur- und Sportgemeinschaft vereinten. Mit Hilfe dieser Organisation konnten dann auch die Feste der Dorfgemeinschaft veranstaltet werden.

Im Gemeinderat schuf er sich durch Gründung der Freien Wählervereinigung eine Hausmacht. In kurzen Worten ausgedrückt: er setzte in Reilingen Akzente.

Altbürgermeister Fritz Mannherz verstarb nach längerer Krankheit, am 15. März 1986. Insgesamt 24 Jahre stand er an der Spitze der Gemeinde. Wie beliebt und geachtet er in seinem Heimatort war, das bezeugen vor allem auch die überzeugenden Wahlergebnisse, mit dem ihm Reilingens Bürger ihr Vertrauen schenkten.

Anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand am 15. März 1971 wurde ihm in der zwei Tage zuvor ihrer Bestimmung übergebenen neuen Sporthalle, die seinen Namen trägt, der Ehrenbürgerbrief überreicht. Zahlreiche Reilinger und auch viele Gäste von auswärts waren an diesem Abend anwesend, um ihre Gratulation und Glückwünsche auszusprechen.

Fritz Mannherz war ein Mann des Volkes. Er setzte sich stets besonders auch für die einfachen Mitbürger ein.

Helmut Müller

Bürgermeister a.D.

Nach 33 Jahren wurde am 12. September 2004 mit Bürgermeister a.D. Helmut Müller einem weiteren Bürger der Gemeinde Reilingen die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Diese hohe Ehrung hat man in Reilingen in 97 Jahren lediglich fünf mal vergeben. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser besonderen Auszeichnung.

Helmut Müller war von 1981 bis 1997, somit 16 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Reilingen. Seiner Tatkraft und Einsatz, vor allem aber seinem Mut und Weitblick ist es zu verdanken, dass Reilingen zu einem modernen, aufwärts strebenden Gemeinwesen geworden ist.

Gut ausgebaute Straßen, neuzeitliche Sportanlagen, der Neubau einer Sporthalle, Wiederaufbau und Erweiterung der Mehrzweckhalle nach einem verheerenden Brand im Jahr 1991, Erschließung von Neubaugebieten, Dorfentwicklungsmaßnahmen, Beginn der Ortskernsanierung, Errichtung eines Heimatmuseums und ein modernes funktionsgerechtes Rathaus sind allesamt Vorhaben, die während Müllers Amtszeit verwirklicht wurden.

Stets gefördert hat Müller die Verbindung zur französischen Partnerstadt Jargeau. Auf seine Initiative als früherer Vorsitzender des Förderkreises Spargelbau (1992-1998) geht auch die "Badische Spargelstraße" zurück, die zwischenzeitlich für viele Touristen zu einem Begriff geworden ist.

Von 1994-2004 war Helmut Müller Mitglied des Kreistages des Rhein-Neckar-Kreises, lange Jahre 2. Stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung des Raumordnungsverbandes Rhein-Neckar und Kreisvorsitzender des Verbandes der Heimkehrer.

Berichte über die Verleihung

"Mit Tatkraft, Einsatzfreude und Mut Reilingen geprägt"
Ein Strauß von Erinnerungen guter Zusammenarbeit

Walter Klein

Bürgermeister a.D.

Nachdem in über 100 Jahre nur sechs Bürger mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurden, wurden am 28.02.2016 gleich zwei Personen in diesen exklusiven Kreis aufgenommen, darunter Bürgermeister a.D. Walter Klein.

Neben seiner langjährigen Beschäftigung bei der Gemeinde Reilingen und seiner 16jährigen Bürgermeistertätigkeit war Walter Klein in vielfältiger Weise auch ehrenamtlich aktiv - auch kirchlich (Pfarrgemeinderatsvorsitzender 1981 - 1997) wie politisch. Seit 2009 ist er Mitglied des Kreistages. Im Wasserversorgungs-Zweckverband "Südkreis Mannheim" hatte Klein seit 1988 verschiedenste Funktionen inne (1988 bis 1997 Verbandsrechner, 1997 bis 2004 Stellv. Vorsitzender, 2004 bis 2013 Vorsitzender).

Die Kultur- und Sportgemeinschaft prägte er u.a. 26 Jahre als Schriftführer und 10 Jahre als zweiter Vorsitzender über 40 Jahre lang. Im Förderkreis Spargelbau im Rhein-Neckar-Kreis ist er seit 1998 als 2. Vorsitzender aktiv. Überörtlich wirkt Walter Klein auch als Präsident des Reiterrings "Badische Pfalz" (seit 2000, 1984 bis 2000 Kassierer).

 

Philipp Bickle

Ortshistoriker / Konrektor a.D.

Nachdem in über 100 Jahre nur sechs Bürger mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurden, wurden am 28.02.2016 gleich zwei Personen in diesen exklusiven Kreis aufgenommen, darunter Philipp Bickle.

Philipp Bickle ist Initiator und Gründungsmitglied des Vereines "Freunde Reilinger Geschichte" (seit 1981). Mit ihm als 1. Vorsitzenden wurde das Heimatmuseum aufgebaut (seit 1986). Zu Ehren seines 80. Geburtstages im Jahr 2021, wurde das ehemalige Dorfgemeinschaftsshaus  in "Philipp Bickle Heimatmuseum" umbenannt.
Er hat im Jahr 1990 die Spargelbruderschaft ins Leben gerufen, um den Spargelanbau unserer Region zu fördern. Bickle initiierte den "Tag den offenen Denkmals" (seit 2000) und ist Hauptorganisator des Sommertagsumzugs (seit 1983).

Bickle unterstützt die Publikationen der Gemeinde mit ortsgeschichtlichen Beiträgen, wie z.B. Amtsblatt, Gemeindechronik, Bildband oder diverse Festbücher.

In seinem Hauptberuf war Bickle 40 Jahre Grund- und Hauptschullehrer, zuletzt von 1987 bis 2005 Konrektor der Lußhardt-Schule, Neulußheim.
Über 50 Jahre war Bickle Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, lange Jahre war er dort Schriftführer.

Philipp Bickle hatte immer ganz selbstlos das Wohl der Dorfgemeinschaft im Blick. Das Dorf war seine Familie. Er war in unzähligen Vereinen aktiv, Für sein herausragendes Engagement wurde er zum Ehrenmitglied der Kultur- und Sportgemeinschaft ernannt.

Philipp Bickle verstarb am 27. April 2023.

 

Weitere Informationen

Ehrenbürger

Ehrenbürger sind Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um das Wohl oder Ansehen des Ortes verdient gemacht haben. Die Ehrenbürgerschaft wird üblicherweise auf Lebenszeit verliehen.