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Leben um 1850: Als es in Reilingen noch keine Autos und Traktoren gab (Teil 2)

[Online seit 05.03.2019]


Seine königliche Hoheit, der Großherzog in Karlsruhe war besorgt, dass es in Baden schlecht um die Viehzucht bestellt sei. Deswegen gab er allerlei nützliche Hinweise, welche er in dem „Großherzog.- Badischen Landwirthschaftlichen Wochenblatt“  (1842/43) durch Fachleute besprochen und verbreitet wurden.

Einen großen Wert legte man auf die Nachzucht von Kälbern. Deshalb brauchte man gute Vatertiere, die Farren, manchmal auch Fasel genannt. So lesen wir (1842): „ Es kommen nicht selten auf dem Lande 100 bis 160 Kühe auf einen Farren, welcher dazu n och schlecht genährt und gehalten wird. In Meersburg sind 164 Kühe und hierfür ein elender, schlecht genährter Farren, sodass über 2/3 der Kühe in auswärtige, sogar 1 Stunde entfernte Orte geführt werden müssen.
Wenn es nicht dahin gearbeitet wird, dass in jeder Gemeinde auf wenigstens 80 Kühe ein schöner kräftiger Zuchtstier gehalten wird, so kann nie eine tüchtige Nachzucht, also auch nicht auf Verbesserung der Rindviehzucht gerechnet werden. Die Anschaffung und Ernährung der Farren muß notwendig einer geeigneten Beaufsichtigung unterworfen und das Thier sogleich abgeschafft werden, wenn es durch Alter odersonstige Zufälle nicht mehr taugt“.

In Reilingen scheint der Farren eine Zeitlang im  behördlich vorgeschriebenen, gemeindeeigenen Farrenstall  ( siehe Bild) in der Schulgasse neben dem evangelischen Schulhaus untergebracht gewesen zu sein. Dieses Gebäude wurde erst beim Abbruch des  alten evangelischen Schulhauses und beim Neubau des evangelischen Pfarrhauses  (heute : Schulstraße Nr. 7 ) entfernt.  Der Farrenstall ist rechts im Bild, links davon noch ein Teil des Lehrerwohnhauses.  Dort wohnte z.B. die Lehrerfamilie  Ludwig Thomas.
Nachdem das evangelische Schulhaus nicht mehr als Schulgebäude gebraucht wurde, diente es bis in die 60er Jahre noch als Lehrerwohnhaus. Wir haben nur ein Bild vom evangelischen Schulhaus, das uns von Frau Kauther zur Verfügung gestellt wurde. Es entstand wohl um 1890. An der Hauswand ist  noch  eine  Petroleumstraßenlampe.   Die Hausnummer ist 61! Früher waren alle Häuser in Reilingen fortlaufend nummeriert. Es gab oft keine Straßennamen die Hausnummer genügte! Wie es mit der nun in privaten Händen vergebenen Zuchtstierhaltung  weiter ging, werden wir im nächsten Teil berichten. 
Philipp Bickle

Fotos: Ph. Bickle

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