Gemeinde Reilingen

 Auszug aus : „Das häusliche Glück“ ( Vollständiger Haushaltungsunterricht für Arbeiterfrauen, Commission des Verbandes „ Arbeiterwohl“ M-Gladbach und Leipzig 1882)  
„Wenn eine Wohnung auch noch so klein und einfach, so wird sie dennoch stets rein und sauber gehalten. Wohingegen ein schmutziges Zimmer, wenn es auch reich ausgestattet und möbliert ist, unbehaglich und widerlich aussieht. Wünschest Du, liebe Leserin, dass Dein Gatte recht häuslich werde, und nicht zu oft draußen und im Wirtshause seine Erholungsstunden zubringe, dann musst Du mit allem Eifer darauf bedacht sein, deine Wohnung und Alles, was darin ist, stets rein und sauber zu halten. Du darfst auch nicht unterlassen ,sie nach Kräften zierlich und nett zu schmücken.
Das Wohnzimmer muss täglich zweimal mit dem Haarbesen gekehrt und gelüftet werden. Ein nicht geöltes Zimmer muss jede Woche einmal mit Seife und Sand geschrubbt werden.
Nicht bloß der Gesundheit, sondern auch des Ungeziefers wegen, muss im Schlafzimmer stets die größte Reinlichkeit herrschen. Unterbett oder Matratze müssen täglich umgewendet werden.  Kopfkissen und „Pülwen“ (fast doppelt großes Kopfkissen) werden  gehörig aufgeschüttet. Die Reinigung der Waschgeschirre und ganz besonders der Nachttöpfe muss recht gründlich, nicht bloß durch Umspülen mit reinem, wo möglich heißen Wasser geschehen, sondern auch mit einem Tuche vorgenommen werden. Schließlich wird das Schlafzimmer ausgekehrt.
Zwei Mal im Jahre muss die ganze Wohnung bis in jede Ecke hinein einer besonderen Reinigung unterzogen werden. ( Frühjahr und Herbst). Dazu gehört auch  die Reinigung des Speichers und des Kellers.

Zu einer Reinigung des Bettzeuges werden  die Matratzen im Hofe ausgelegt, abgeklopft und gebürstet und den ganzen Tag über in die Sonne gelegt. Die Bettladen werden auseinander genommen und mittels einer weichen Bürste und Seifenlauge ausgewaschen.
Einer der wichtigsten Punkte,  auf welche beim Hausputz zu achten ist, bildet das Ausschauen nach Ungeziefer. Um Wanzen zu vertilgen, schütte man zuerst Petroleum in jede Ritze der Bettladen, worauf die Thiere herauskommen, um sich todt machen zu lassen. Gibt es  Wanzen in der Wohnung, so verschließe man sorgsam Fenster und Thüren. Man stelle einen Topf mit  glühenden Holzkohlen in das Zimmer und werfe einige Hände voll Linsen und etwas Schwefel darauf. Das Verfahren wird zwei Tage  wiederholt.“

Bis in die Fünfziger Jahre gab es auch bei uns keine Staubsauger. Deswegen  wurden die Teppiche dann im Hofe im Hofe zum Klopfen auf die Teppichstange gehängt und mit dem Teppichklopfer ( in Reilingen als „Debbischbatscher“ bezeichnet) ausgeklopft. Diese Arbeit war oft anstrengend. Der schwere Teppich musste erst ins Freie getragen werden. Das Ausklopfen erforderte ganz schön Muskelkraft, ersparte aber das Fitnessstudio!  In den Städten war dies besonders in Mehrfamilienhäusern ein  (Lärme-) Problem. So wurde hierfür eine besondere Ordnung herausgegeben, an welche sich die Meter halten mussten. ( siehe Bild.)

Mit dem Teppichklopfer wurden bei uns beim Frühjahrsputz auch die im Hofe auf  einer ausgelegten Leiter ausgebreiteten Matratzen ausgeklopft. Freilich wurden diese Teppichreinigungsgeräte von der Mutter auch für andere Zwecke missbraucht, indem sie ihrem bösen Buben den Hosenboden bearbeitete. Bei uns im Heimatmuseum gibt es noch zwei Modelle zu bewundern. Zum einen ein Modell für den praktischen Einsatz und eine „Kleinausgabe“ für Kinder zum spielerischen Üben.

Philipp Bickle/Fotos: le