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" Vumm Kwidde-Schilleeh!" ( Vom Quittengelee )

[Online seit 05.11.2018]

Lange Zeit gehörten sie in jeden Garten: die Quittenbäume! Wenn wir alte Kochbücher ansehen, oder wenn ich an meine Jugend denke, so gab es oft (gute Erntejahre vorausgesetzt) im Herbst Quittengelee mit zwei verzuckerten ganzen Quittenschnitzen innen drin. Wichtig nach dem Kriege war aber die Tatsache, dass es wieder genügend Zucker ohne Lebensmittelmarken gab.

Lange Zeit stand im Garten der Metzgerei Bickle ( heute Ehehalt) an der Ecke Kirchen-/Alte Friedhofstraße ein Quittenbaum mit leuchtenden Früchten.  Nach der Schule auf dem Heimweg vom neuen Schulhaus (heute Rieglerhaus) leuchteten die Früchte  verlockend herrlich gelb. Noch schöner war es aber, wenn einige Früchte  „einsam“ in der Nähe des Drahtzaunes lagen, so dass man sich erbarmte, und sie mit nach Hause brachte. Dort wurden sie mit weiteren Früchten aus der Verwandtschaft oder von Freunden auf dem Kohlenofen verarbeitet.

Die Zubereitung erfolgte folgendermaßen:  Schöne reife Quittenbirnen oder Quittenäpfel ( je nach Sorte) wurden mit einem Tuch sauber abgerieben, dann samt der Schale in Schnitze geschnitten, mit so viel  kaltem Wasser übergossen, dass sie bedeckt waren und dann im Topf auf den Ofen gesetzt und weich gekocht. Dann wurden sie auf ein ausgekochtes, aber wieder trockenes Leinentuch  ( es konnte auch eine saubere Windel sein!) geschüttet. Dieses wurde nun an den Beinen eines umgedrehten Hockers gespannt , und  man ließ den Saft in eine Schüssel abtropfen. Nun gab man auf  500 Gramm Saft etwa 375 Gramm Zucker hinzu. Dieses ließ man dann unter fleißigem Umrühren kochen ( ja nicht anbrennen lassen!) bis die Masse sämig wurde. Auf einem Tellerchen probierte man immer, ob der Geliergrad erreicht war. Nun legte man ein Küchentuch unter die sauber gespülten erwärmten Gläser, goss die Geleemasse hinein, verschloss sie dann mit Cellophanpapier, band sie zu und bewahrte sie im Dunkeln auf, bis sie verzehrt wurden. 

 

 

 


Man konnte auch Quittenmarmelade und andere Gerichte daraus zubereiten. Frau Elsbeth Römpert, welche aus Haßloch stammt, erinnert sich noch daran, dass sie aus den übriggebliebenen Pressresten einen Quittenkuchen backten. Dazu wurden die Früchte geschält, das Kerngehäuse herausgenommen und dann wie oben  angegeben für Saft abgekocht.

Nun fertigte man einen Hefeteig. Die Pressrückstände aus dem Tuch wurden noch etwas gezuckert und kamen dann auf den Hefeteig. Aus übrig gelassenem Teig fertigte man einige Gitterstreifen, mit welchem man wie bei einer Linzertorte den Kuchen  rautenartig abdeckte und dann im Backofen zubereitete. Der Kuchen sah so sehr appetitlich aus!
Quellen: Der curieus-und offenherzige Wein-Artzt, Frankfurt und Leipzig 1753 („Quittenwein“); Kübler, „ Das Hauswesen“,
Stuttgart 1854 (Tabelle);  „Einmachen von Obst und Gemüse“ Beyerverlag Leipzig (umgedrehter Hocker 1938)


Philipp Bickle/Fotos: Ph. Bickle

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