Wir berichten
Opa, wie war es als es noch keine Mülltonnen gab?
[Online seit 08.09.2017]
Alle 14 Tage quellen bei vielen Reilinger Familien fast die die grünen Mülltonnenüber. Was hat sich da alles zusammengefunden Viele Zeitungen, Werbeprospekte und Einmalverpackungen, Folien und Joghurtbecher und. und, und !
Früher hob man sich die Verpackungen der Nudeln auf, und wickelte das Vesperbrot hinein. Auch andere Tüten aus dem „Tante-Emma-Laden, wurden schön zusammengelegt und bei Gelegenheit wieder verwendet. Die Zeitungen dienten zum Einpacken vieler Dinge. Auch der „Union-Brikett“ im Ofen in der Küche wurde am Abend in eine dicke Schicht Zeitungspapier gewickelt, dass er bis zum Morgen glühend blieb und nicht so schnell verbrannte. Das restliche Zeitungspapier wurde in rechteckige Streifen geschnitten und diente in einem Kistchen im Plumpsklo als kurzweilige Lektüre und wurde danach zu „hinterhältigen“ Zwecken benützt. Gemüse- und Obstabfälle wurden in der „Mistkaut“ zusammen mit dem Stroh aus dem Ziegen- oder Schweinestall zu gutem Mist vergärt, welcher dann in den Garten oder auf den Acker gebracht wurde. Holz-und Papierreste dienten an Morgen zusammen mit den im Walde zusammengelesenen „Buzzeln“ (Tannenzapfen) zum Anzünden des Feuers gebraucht.
Die Wurstdosen wurden nach dem Öffnen wieder abgeschnitten und noch einmal verwendet. Obst- und Gemüse wurden in wieder verwendbaren „Weck-Gläsern“ auf dem Herde im „Einkochhaffe“ konserviert und im Keller aufbewahrt; denn im Winter gab es kein frisches Gemüse.
Alle was wirklich nichtbrauchbar war, wurde ins gemeindeeigene „Schuttloch“ verbracht. Davon gab es drei Stück: eines im Holzweg ( dort wurden z.B. die Fotoplatten von Grete Krull „entsorgt“), eines auf dem heute in der Gegend des Königberger Ringes ,wo inzwischen Wohnhäuser errichtet worden sind. Ein drittes befand sich auf dem Weg in das Gewann „Hinter Biblis“, in der Nähe des heutigen Baggersees. Dieses wurde noch lange betrieben. Aufgepasst hat da Hermann Lauer, damit die Leute z. B. kein Öl oder andere umweltunverträgliche Sachen abluden. Oft hat es da aber gebrannt. Meistens erhielt die Feuerwehr durch einen wachsamen Neulußheimer Bürger die Meldung: „Dess Schuttloch brennt schunn widda!“Dankenswerter Weise hatte dann die Feuerwehr endlich ein Tanklöschauto. Die Einsätze waren vornehmlich nachts, weil man das das Feuer gut sehen konnte. Dann holte Feuerwehrkommandant Müller mich aus dem Bett und wir löschten den Brand. Besonders gut brannte mit bläulicher Flamme das Styropor und konnte so schnell gelöscht werden.
Übrigens ab 1963 gab es zunächst nur eine Mülltonne aus Blech, welche von einer privaten Firma abgeholt wurden. Später wurde die Müllentsorgung dann der Abfallverwertungsgesellschaft („AVR“)übertragen, welche sich bei steigendem Umweltbewusstsein auf ein kompliziertere Verfahren wie z.B. Bio-Tonnen oder Glascontainer u. ä. spezialisiert hat.
Das Bild entstand 1975.
Philipp Bickle