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Der Kartoffelkäfer in der politischen Propaganda

[Online seit 22.06.2017]

Als im Ersten Weltkrieg viele Kartoffelkäfer festgestellt wurden, glaubte man dass der „Franzosenkäfer“ durch die Franzosen ins Land geschmuggelt wurde, um die Lebensmittelversorgung der Deutschen zu stören. Auch 1941 wurde an Volksschulen eine Kartoffelkäfer-Fibel verteilt, um den gefräßigen Käfer einzudämmen. Ein Weibchen, welches im Juni seine Eier an den Blattunterseiten der Kartoffelpflanze ablegt,  erzeugt ungefähr 1200 Eier, aus welchen die Larven schlüpfen. Sie häuten sich dreimal und schlüpfen dann in die Erde, um sich dort zu verpuppen. Nach ungefähr zwei weiteren Wochen schlüpfen dann die Kartoffelkäfer. Sie können jetzt noch eine zweite Generation bilden.
„Denkt euch nur, ein Käferpaar hat in einem einz‘gen Jahr Nachgeborene viel Millionen. Wenn sie nur ein Feld bewohnen, müsste dieses Feld allein, will die Käferbrut gedeih’n, zwei ein halbes Hektar messen. Alles würde aufgefressen, und uns fehlen, ja, wir grollen fünfundvierzig Tonnen Knollen!“
In dieser Zeit machte auch das Gerücht sich breit, dass amerikanische und englische Flugzeuge Kartoffelkäfer über Deutschland abgeworfen hätten. Einen Beweis dafür gab es nicht. Aber die Wehrmacht selbst züchtete 1943 Kartoffelkäfer, und warf 14 000 über Speyer aus 8000m Höhe ab. Man wollte sehen, ob sie überleben würden   und sie taten es!
Während des 2. Weltkrieges gingen in Reilingen Schulklassen mit ihren Lehrern auf Feld, um die gefräßigen Käfer und ihre Larven abzulesen. Auch in verschiedenen Dörfern wurden Suchkolonnen aufgestellt. Wir haben hier eine Liste mit Erwachsenen, welche überprüft wurden, ob sie auch da waren. Die Liste stammt aus einem Kraichgaudorf. Auch der Pfarrer, der Lehrer und der Schumacher standen auf der Liste. 
Nach dem Kriege sammelten wir von der Schule aus auch noch Maikäfer. Großvater Christian hatte in der heutigen Holzrott ein Almendstück, welches mit Kartoffeln (so um 1949) angepflanzt war. Als sich dort Kartoffelkäfer zeigten, wurden sie mit einer stinkigen weißgefärbten Giftflüssigkeit mit dem Kehrbesen („Kehrwisch“) gespritzt (wie der Pfarrer mit dem Weihwasser!). Später hatten wir hierzu eine Druckspritze aus amerikanischen Armeebeständen. Aber es wurde der Käfer auch mit einem Pulver bekämpft („ bestäubt“).
Die Spritzmittel zeigten Wirkung. Die Käfer und ihre Larven wurden dezimiert. Heute wissen wir aber auch, dass das Gift aus amerikanischen Armeebeständen oftmals das heute verbotene DDT enthielt.
Philipp Bickle/Fotos: Ph. Bickle

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