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Wie Urgroßmütter sich plagten, um im Winter Vorräte zu haben (um 1890)

[Online seit 24.04.2017]

Verschließmaschine der Firma
Verschließmaschine der Firma "Reco" : Berlin SW, Katalog 1935
Bevor die Tiefkühlschränke und -truhen (so um 1970 ) unsere Haushalte eroberten und Tiefkühlprodukte überall günstig gekauft werden konnten, veränderte sich durch den eigenen Tiefkühlschrank im Hause die häusliche Vorratshaltung deutlich. Die („Weck“) -Einmachgläser im Keller wurden plötzlich überflüssig. Aber beim Schlachten verwendete man weiterhin die Blechdosen zur Aufbewahrung von Wurst und Fleisch. Zwar gab es in den Anfangszeiten auch örtliche gemeinschaftliche Tiefkühlanlagen (z. B. in Hockenheim), aber nun gehörte die Truhe (neben dem schon länger gekauften elektrischen Kühlschrank) bald in jeden Haushalt.
In einem Kochbuch von 1893 („Supp´., Gemüs´und Fleisch“, Darmstadt 1893, Verlag Carl Köhler) finden wir eine Anleitung über „ Gemüse in Büchsen einzumachen: „
„Man nimmt nicht zu große, gut verzinnte , starke Blechbüchsen, spült und trocknet sie gut aus, füllt von dem betreffenden Gemüse so viel ein,, dass nur halbfingerdick leerer Raum oben bleibt, und lässt vom Klempner (z.B. „Kammerflaschner“)den Deckel fest darauflöten .Dann stellt man die Büchsen nebeneinander in ein passendes Geschirr, gießt so viel kochendes Wasser dazu, dass es fingershoch darübergeht, stellt es auf´s Feuer, deckt einen Deckel auf das Geschirr und kocht die Büchsen2 bis 2 ½ Stunden. (Kocht das Wasser stark ein, so füllt man mit kochendem nach.) Danach nimmt man die Büchsen heraus, stellt sie in kaltes Wasser, dass sie rasch kalt werden und hebt sie an einem kühlen, trockenen Platz auf. Hebt sich der Deckel der Büchse mit der Zeit, so ist dies ein Zeichen, dass der Inhalt gegoren und unbrauchbar geworden .Man öffnet die Büchsen an der Lötstelle mit einem glühenden starken Messer.“
In den nachfolgenden Jahren wurden die Dosen mit einem Falz versehen, ein passender Deckel mit Gummidichtung wurde mit der Maschine „aufgebördelt“. Dazu kam z.B. Helmut Birkenmaier (vom „Kammerflaschner“ mit dem Anhänger ins Haus und verschloss mit der transportablen Maschine die vielen Dosen, welche bei einer Hausschlachtung für den nächsten Winter reichen mussten. Und nun setzte der oben beschriebene Kochvorgang ein. Ein glühend starkes Messer zu Öffnen brauchte man nicht mehr, denn inzwischen wurde der „Dosenöffner“ erfunden und eine üppgig wuchernde Konservenindustrie (z. B. „Bassermann“ in Schwetzingen) belieferte die Haushalte mit vielen Produkten. Außerdem konnten Reilinger Frauen bei Bassermann Arbeit finden.
Philipp Bickle
Kochbuch von 1893 (
Kochbuch von 1893 ("Supp´., Gemüs´und Fleisch", Darmstadt 1893, Verlag Carl Köhler

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