Wir berichten
Von Lebensmittelmarken und Bezugsscheinen (Teil 2 )
[Online seit 30.09.2019]
Ausweiskarten wurden bereits 1937 von der Reichsdruckerei Berlin hergestellt und lagerten bis zum 27.8.1939 unter größter Geheimhaltung in den Tresoren der Kommunalverwaltungen. Es waren für4 Wochen folgende Lebensmittel vorgesehen: 2400 g Fleisch, 1400 g Fett, 1000 g Zucker, 600 g Nährmittel, 325 g Kaffee-Ersatz, 400 g Marmelade 8und 400 g Käse. Später folgten Reichsfleisch-, Reichsfettkarten, Reichsbrotkarte, Reichkarte für Zucker und Marmelade und die Nährmittelkarte. Noch später folgten die Reichseierkarte, die Reichsmilch- und Reichsseifenkarte sowie eine Reichskarte für Urlauber.
Die Karten für unser Gebiet wurden später unter vielen Auflagen bei der Schwetzinger Zeitung gedruckt. Der verstorbene Fritz Eichhorn aus Reilingen („Gärtnerfritz“) war Lehrbube und schilderte, dass man alle Fehldrucke oder überzählige Exemplare im Ofen der Setzerwerkstatt unter Aufsicht verbrennen musste. Wie hätte man da gerne einen Bogen zur Seite gelegt. Aber dafür gab es drakonische Strafen. Auch die Engländer warfen aus Flugzeugen gefälschte Lebensmittelmarken in den Städten nieder. Diese mussten unbedingt unbenutzt abgegeben werden.
Die Bezugsscheine gab es für kleinste Gegenstände. Ich habe hier Exemplare für „ein Nachtgeschirr (Nachttopf), Besenstiele oder 60 Wäscheklammern vorliegen. Auch nach dem Kriege gab es noch lange Zeit Lebensmittelmarken und Bezugsscheine ( z. B.“einen Fahrradschlauch “). Dafür brauchte man den Bezugsschein vom Rathaus.
Philipp Bickle
Fotos: le