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Vor 70 Jahren: Erste Nachkriegsweihnacht im Jahre 1945

[Online seit 30.11.2015]

In der Zeit vom 10. Dezember 1945 bis zum 6. Januar 1946 ( also einen ganzen Monat lang!) gab es für einen Normalverbraucher (über 18 Jahre alt) folgende Lebensmittel auf Marken:
Brot: 10 kg, Fleisch: 600 Gramm, Margarine: 75 Gramm, Butter: 325 Gramm, Zucker: 500 Gramm, Marmelade: 250 Gramm, Käse: 62,5 Gramm, Kaffe-Ersatz:100 Gramm, Nährmittel(Mehl, Kartoffeln): 2 kg. Kinder und Jugendliche erhielten 250g Gebäck und 250 g Süßwaren. Kinder bis zu 6 Jahren erhielten ein Täfelchen Schokolade zu 50 g. Diese Tafel gab es im Kolonialwarenladen der Familie Hassler ( in der Hauptstraße, heute Rewe, Farben Dorn). Die Ausgabe erfolgte an einem bestimmten Tage. Ich war aber schon zwei Tage vorher dort. Die Besitzerin sagte: "Bub, Du musst noch zwei Tage warten!" Am anderen Tag war ich schon wieder da! "Bub, morgen gibt es erst die Schokolade!" Traurig ging ich nach Hause. Am andern Tag erhielt ich dann den Schokoriegel gegen meine Marken. Sorgfältig schleckte ich am Schokoriegel, denn er sollte ja lange halten! Wenn ich dran denke, dann schmeckt mir meine erste Schokolade noch heute! Außerdem erhielt ein Kind eine Fruchtschnitte und ein Pfund Äpfel. Für Haushalte mit einem Kind bis zu sechs Jahren gab es noch sechs Weihnachtskerzen oder zwei Adventskerzen oder eine Haushaltskerze. Im Reilinger Heimatmuseumfinden wir einen "Kaffeebrenner". Darin wurde eigentlich, so man hatte, "grüner Kaffee"(ungebrannte Kaffeebohnen) auf der Herdplatte des Küchenofens geröstet. In der Kriegs- und Nachkriegszeit röstete man darin Gerste, Korn oder auch Kastanien oder Eicheln, um mit den gerösteten Früchten mit Hilfe der Kaffeemühle einen Ersatzkaffee ("Muggefugg") zu erhalten. Im Lebensmittelladen konnte man auch "Lindes-Ersatzkaffe" kaufen.
Wohl dem, der einen eigenen Garten besaß! Ansonsten versuchte man in "Hamsterfahrten" auf das Land zum Bauern zu fahren und dort, so man hatte, Zigarren oder Schmuck gegen Lebensmittel zu tauschen. Aber auch solche "Schwarzmarktgeschäfte" waren nicht erlaubt.
Ein Rezept für "Falsches Schmalz (ohne Öl)": Kleingeschnittene Zwiebeln in ¼ Liter Wasser geben, zwei Esslöffel Grieß dazu und durchkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Majoran abschmecken!
Wer will, soll es selbst einmal nachkochen!
Philipp Bickle

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