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"Milljuhne unn Milljadde hemm ma all´ schunn kadde!"

[Online seit 01.06.2015]

Wenn Großmutter ihre "Schmuckschatulle" (verziertes Holzkästchen aus ausgesägten Zigarrenkistchen, welche ein Herr Kubach herstellte)holte, zeigte sie uns Kindern oft riesengroße Geldscheine mit ungeahnten großen Zahlen. Diese stammten von der großen Geldentwertung, und waren damit wertlos. "Uns isch dohmohls alles Geld verreckt!" berichtete Großmutter.
Ganz schlimm war es von April bis November 1923! Im September 1923 richtet die preußische Regierung Volksspeisungen ein. Die Hälfte aller Kinder in den Städten ist unterernährt. Wer z. B. nicht zu den 250.000 Arbeitslosen in Berlin gehört, dessen Reallohn schrumpft von Tag zu Tag. Im Oktober muss ein Facharbeiter für ein Pfund Margarine neun Stunden arbeiten. Täglich mittags wird das von Ullsteins Druckmaschinen produzierte Papiergeld kofferweise ausbezahlt. Manche Städte drucken Notgeld (z. B. Speyer). Man rennt damit zum nächstbesten Laden, um Lebensmittel oder Sachgüter zu kaufen, ehe das Geld wertlos geworden ist. Lebensmittel sind die wahre Währung. Unternehmen zahlen den Lohn in Broten. Als ein viertel Pfund Brot am 4. November plötzlich 420 Milliarden Mark kostet, (am 1. waren es noch 130 Milliarden), plündern aufgebrachte Berliner die Bäckerläden. Bauern wollen für das wertlose Papiergeld nichts verkaufen! Sie tauschen aber gegen Silberlöffel oder gute Möbelstücke! In diese gespannte Situation fällt die Einführung der Rentenmark, zu deren Deckung man aus Mangel an Goldreserven Grundbesitz und Industrie mit Hypotheken belastet hat. Eine Million Papiermark entsprechen nun einer Gold- oder Rentenmark. Als es 1929 zu großer Arbeitslosigkeit kommt, benutzen die Parteien von KPD und NSDAP die gewesene Inflation vor Ängsten um eine neue Geldentwertung. Die drohende Inflation und die damit verbundenen Arbeitslosigkeit werden die Entwicklung auf Deutschland in beängstigender Sorge belasten. Unsere Tabelle zeigt den Preisverfall an. Am Ende hatten die Sparer alles verloren, wer Eigentum besaß hatte, gewonnen. Aber auch die Schuldner waren ihre Schulden los!
Philipp Bickle

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