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Als junges Mädchen wurde man früher "in Stellung" geschickt

[Online seit 11.05.2015]

Um 1920 wurden viele Reilinger Mädchen "in Stellung" geschickt. Sie wurden in einen guten Haushalt vermittelt, um dort Kochen oder Nähen zu erlernen oder nur der Hausfrau zur Hand zu gehen. Oftmals hatten sie auch Arbeit als Kindermädchen. Voller Stolz und mit viel Freude erzählte Emilie Römpert geb. Unglenk ( geb. 1902 ) von ihrer Zeit in der Schweiz bei der "Frau Doktor", bei der sie eine Menge gelernt hatte.
Aber es gab auch Stellen als Dienstmädchen. Diese hatten ein Dienstbuch mit nummerierten Seiten, damit später keine Beurteilung herausgerissen werden konnte. Wie man mir erzählte, soll es aber vorgekommen sein, dass diese Bücher manchmal verloren gingen. Auf der zweiten Seite war eine Personenbeschreibung (ohne Bild). Hier lesen wir : Größe 1,6o Meter; Gesicht: blass; Haare: schwarzbraun; Stirn: gewöhnlich; Augen: dunkelbraun; Nase und Mund: gewöhnlich; sonstige Zeichen: keine.
Hier heißt es im pfälzischen Dienstbuch von 1896: " § 2 Das Dienstbuch muss so lange beibehalten werden, als die Dienstzeit währt. § 3 Mit Haft bis zu acht Tagen oder bis zu fünf und vierzig Mark werden Dienstboten bestraft, welche ... ihrer Dienstherrschaft nicht rechtzeitig kündigen... an abgeschafften Feiertagen oder anderen Werktagen ihre Arbeit verweigern oder an Sonntagen die ihnen obliegenden Geschäfte nicht verrichten.... welche zur Arbeitszeit in Wirtshäusern auf Spielplätzen oder Winkelkneipen herumtreiben...ohne Erlaubnis der Dienstherrschaft Jemanden beherbergen oder zur Nachtzeit die Behausung ordnungswidrig verlassen."
In dem uns vorliegenden Dienstbuch der Bertha Ohr lesen wir, dass der Speyerer Kaufmann Hermann Hirsch sie vom 25. Februar bis zum 30. September 1896 beschäftigte. In seinem "Zeugniß" der Dienstherrschaft über Fleiß, Treue, Sittlichkeit und übriges Wohlverhalten des Dienstboten, was von der unterschriebenen Dienstherrschaft auf Pflicht und Gewissen hierdurch bezeugt wird: " Hat sich in jeder Hinsicht ordentlich betragen!"
Ein anderes beigelegtes Zeugnis lautet: Berta Ohr aus Obergimpern war vom 1. April 1904 bis zum 1. Januar 1905 bei mir in Stellung. Sie besorgte die Küchen- und Hausarbeiten zu meiner vollsten Zufriedenheit, ich kann sie als zuverlässig, treu, ehrlich und fleißig empfehlen und wünsche ihr alles Glück für ihren ferneren Lebensweg. Heidelberg, den 14. Mai 1906, Frau Bankdirektor K. Hauptstr. 126 Quellen: Dienstbotenbuch von Frau Sigrid Beck (Altlußheim) zur Verfügung gestellt, Anzeigen: Wochenblatt des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern 1915.
Philipp Bickle

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