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Bäuerliches Brotbacken um die Jahrhundertwende - ein Rückblick im Reilinger Heimatmuseum

[Online seit 04.05.2015]

Aus dem Lager, aus der Küche oder dem Vorratsraum des Museums waren am Sonntag über 40 Sammelgegenstände im Großen Saal zu einer kleinen Sonderschau aufgereiht. Kaum einer der Gäste wusste noch genau, wozu die gewaltigen Backmulden, der Hefeteiler oder der "Einschießer" einst gebraucht wurden. Im Mittelpunkt der Ausstellung befand sich aber ein neunpfündiges rundes Bauernbrot, welches wie aus einem bäuerlichen Backofen herrlich duftete und auch mit Marmelade, Butter oder Schmalz bestrichen, probiert werden konnte. Unter den Besuchern waren einheimische und auswärtige Gäste.
Einen einzigen Reilinger Hausbackofen gibt es heute noch in der Kirchenstraße 41. Falls sich die fehlende Ofentür ergänzen lässt, wird demnächst ein Probebacken stattfinden. An Bildern konnten die Besucher erkennen, wie nach dem "Einmähren" am Vorabend die Teigmischung aus Schwarzmehl, Hefe und Sauerteig am nachfolgenden Tage durch Kneten und Salzen zu Brotlaiben gelang. Der mit brennenden Holzstücken gefüllte Backofen wurde mit einem Wisch aus "Stoffhuddeln" gesäubert , und die Brote zum Backen mit dem "Einschießer" eingelegt ("eingeschossen"). Die nun knusprigen Brote wurden mit Wasser bestrichen und noch für kurze Zeit bei schwacher Hitze getrocknet. Die gebackenen Brotlaibe mussten nun für 14 Tage reichen und wurden im Keller auf dem "Brothang" aufbewahrt. Der noch nicht mehr ganz so heiße Backofen wurde nun noch zum Kuchenbacken verwendet. Oftmals kamen auch noch Apfel- oder Birnenschnitze zum Dörren in den Ofen. Auch Zwetschgen wurden getrocknet und dienten in den Wintermonaten als köstliche Zutaten zu "Grießschnitzen" oder verschiedenen anderen Breisorten.
Interessante Geschichten um einzelne Reilinger Bäcker wie z.B. "Kreuzbäcker", "Voggelbäcker" oder " s´neie Bäckers" wurden erzählt, denn wer keinen eigenen Backofen besaß, brachte die Brotlaibe im "Backnapf" und dem Handwägelchen in eine der einst 11 Reilinger Bäckereien . Weitere Anekdoten um die Entstehung der "Bäckerzünfte" oder um das Bäckerwappen ergänzten die interessante Ausstellung. Ursula Nitsche und Sonja Viola Senghaus (beide aus Neulußheim) fühlten sich in ihre frühe Kindheit zurück versetzt und viele Erinnerungen kamen ihnen wieder in den Sinn. Sie dachten auch an Brot und Salz, mit dem man fremde Menschen begrüßte. Der aus Reilingen gebürtige Peter Stoll, der mit Gattin Martina nun in Lörrach wohnt, sagte, dass ihm durch die Ausstellung bewusst wurde, wie wertvoll Lebensmittel sind, und dass man heute viel zu achtlos mit ihnen umgeht. Er erinnerte an die Zeit, als Menschen hungern mussten und um ein Scheibe Brot sich sehr dankbar zeigten.
Philipp Bickle
Michael Ruck (Gasthaus "Zum Löwen") mit 9-pfünder Bauernbrot (4,5 kg!), Peter und Martina Stoll mit Mehlschaufel und Brotteller freuen sich mit Museumsleiterin Hildegard Bickle und Ursula Nitsche und Sonja Viola Senghaus über eine mit Vorhangschloss zu verschließende über 100 Jahre alte emaillierte Brotkapsel.
Michael Ruck (Gasthaus "Zum Löwen") mit 9-pfünder Bauernbrot (4,5 kg!), Peter und Martina Stoll mit Mehlschaufel und Brotteller freuen sich mit Museumsleiterin Hildegard Bickle und Ursula Nitsche und Sonja Viola Senghaus über eine mit Vorhangschloss zu verschließende über 100 Jahre alte emaillierte Brotkapsel.
Der alte Brotbackofen befindet sich in der Kirchenstraße 41 (um 1975).
Der alte Brotbackofen befindet sich in der Kirchenstraße 41 (um 1975).

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