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Burg Wersau im Focus der Wissenschaft

[Online seit 13.08.2012]

Tag des offenen Denkmals am 9. September auf dem Gelände der Schlossmühle
Lebhaft und trotzdem akribisch genau geht es seit einigen Wochen auf dem Gelände der Schlossmühle zu.  Studenten der Universität Heidelberg und andere angehende Wissenschaftler tauchen im wahrsten Sinne des Wortes ganz tief in die Geschichte der ehemaligen Burg Wersau ein.
Bis Anfang September - so lange läuft das Projekt von Universität, Landesdenkmalpflege und Gemeinde - erhoffen sich die Forscher und der Arbeitskreis der "Freunde Reilinger Geschichte" weitere Erkenntnisse zu dem Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert.
Bevor es mit der eigentlichen Aufgabe losgehen konnte, ging’s zunächst zwei Tage lang ans Ausmessen des Geländes an der Schlossmühle. An drei weiteren Tagen rückte ein kleiner Bagger an, der die Grabungsstellen aushob. "Das war der nervöseste Moment", erinnert sich Prof. Thomas Meier. Man müsse nämlich genau wissen, wann der Bagger die Arbeiten beenden soll. "Zu früh ist natürlich schlecht, zu spät aber auch", erklärt der Wissenschaftler.
Anhand von geophysikalischen Instrumenten hatte das Team festgelegt, wo genau gegraben werden soll. "Wir haben da ausgehoben, wo das Magnetfeld gestört war", erklärt Meier.
Nach und nach sind in den vergangenen Wochen Becher und Kochtöpfe aus Ton und Glasstücke zum Vorschein gekommen - und jede Menge Müll. "Der stammt aus den 60er Jahren, als das Areal offenbar als Müllabladeplatz gedient hat", so Thomas Meier. Ein Tapetenmusterbuch habe man aus der Erde gezogen, sogar Fragmente von Briefen aus der damaligen Zeit seien dabei gewesen.
Einige Funde stammen aus dem Jahr 1760, als die Burg abgerissen wurde. Damit habe man zwar "noch nicht so viel Mittelalter" entdeckt, beeindruckend sei der Abbruch aber dennoch. "Wir haben hier die Überreste enorm dicker Mauern, es muss wahnsinnig viel Arbeit gewesen sein, die Burg zu zerstören." Warum man das Bauwerk damals nicht einfach stehen ließ, sondern es dem Erdboden gleichmacht, dafür hat der Wissenschaftler zwei Erklärungen: "Zum einen wollte man wohl das Baumaterial wieder verwenden, zum anderen ging es vermutlich darum, Spuren des Feudalismus zu beseitigen. Es war ja die Zeit kurz vor der Französischen Revolution."
Tief unten im Grund der einstigen Kernburg, lugen Holzreste hervor. "Das muss ein Flechtzaun gewesen sein", erklärt Meier. Allerdings sei das Fundstück in großen Teilen verrottet: "Wir haben hier das Problem des sinkenden Grundwasserspiegels." Es sei davon auszugehen, dass der Zaun noch vor 30 Jahren intakt gewesen ist.
Das Holz, auf dem die Mauern einst ruhten, fasziniert sowohl Meier als auch die Studenten. "Wir erhoffen uns durch die Untersuchungen Erkenntnisse fürs Umweltarchiv und zu Hochwasser- und Klimafragen", erläutert der Professor für Ur- und Frühgeschichte.
So ganz zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen ist die Gruppe noch nicht. "Wir hatten uns mehr erhofft, dass die Bodenbeschaffenheiten komplexer sind", zieht Student Fabian Heil eine Zwischenbilanz. "Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, da kommt noch was, da sind wir uns ziemlich sicher." Die angehenden Wissenschaftler dokumentieren jeden einzelnen Arbeitsschritt - sofort, an Ort und Stelle. Die Studenten erstellen Fotos und eine Zeichnung im Maßstab 1:20. Dann kommen die Fundstücke - sortiert nach ihrer jeweiligen Umgebung - in Plastikschachteln. Die Scherben landen zunächst zum Säubern in Sieben und Schüsseln, bevor sie aufbewahrt werden.
Fast jeden Tag ist Hella Müller vom Arbeitskreis auf dem Gelände an der Schlossmühle und erlebt hautnah, wie täglich die Ergebnisse der Forschungen
bewertet werden. Erst jetzt sind wieder einige interessante Fundstücke wie Holzreste oder alte Scherben zu Tage getreten. „Es bleibt einfach spannend“, gibt sie zu und freut sich schon darauf, wenn am 9. September die Ergebnisse der Reilinger Bevölkerung am Tag des offenen Denkmals vorgestellt werden.

aus SZ/HTZ

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