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Pfarrer Daniel Waag (Teil2): Von Armut, Revolution und Kriegen

[Online seit 16.04.2012]

Ehrentafel am Rathaus für die Teilnehmer am deutsch-französischen Krieg ( 1870/71) .
Ehrentafel am Rathaus für die Teilnehmer am deutsch-französischen Krieg ( 1870/71) .
Während der badischen Revolution (1848/49) hatte der Pfarrer im Sinne des obrigkeitsgebundenen Großherzogs eine besondere Stellung und wurde stets kritisch beobachtet. Sie scheint aber in Reilingen , von großer Armut abgesehen, spurlos vorübergegangen zu sein. ( Ich beziehe mich hier auf die Aussagen von Pfarrer Hermann Koch Reilinger Kirchenjubiläum 1969" Seite 12 ff). In den regelmäßigen Visitationen werden dem Pfarrer hohes Lob und Anerkennung zuteil. Er habe mit seiner Predigt, seinem Unterricht und seiner Seelsorge viel für die Sittlichkeit des Ortes getan. Auch habe er den "Frieden" in der Gemeinde hergestellt. 1844 werden die hier wohnenden Juden erstmals erwähnt. Unter Großherzog Friedrich I. werden 1862 (1852 war Großherzog Leopold verstorben, der in der Revolution fliehen musste.) alle Juden gleichbürgerlich gestellt. Da die Badener sehr österreichfreundlich gestimmt sind, nehmen einige Reilinger im Krieg 1866 (preußisch-österreichischer Krieg) gegen Preußen teil und müssen als Unterlegene heimkehren. Es sind dies: Bommer Adolf; Christ Jakob; Claus Adam; Fillinger Fritz; Hocker Andreas; Keller Adam; Klein Michael; Kneis Konrad; Schneider Jakob; Schoff Heinrich und Wirth Peter.
Ein Visitationsbericht (1869) regt die Gründung einer Gemeindebücherei an, damit die Jugend vom Trunk fern bleibe. 1869, kurz vor dem Ausbruch des dt.-franz. Krieges, bekommt Hockenheim wieder eine eigene Pfarrei. "Die Arbeit ist für Pfarrer Waag in seinem Alter zu viel. Schule und Seelsorge ist ihm in Hockenheim nicht mehr zuzumuten". In der Kirche müssen Orgel, Dach und Turm renoviert werden. Auch haben das Wetter, Schnee und Regen die Erneuerung auf der Westseite notwendig gemacht. Kanzel und Altar werden erneuert. Das Geld kommt von Pfarrer Waag, der es der Kirche vermacht hat. Die Gemeinde dankt ihm mit einem Grabstein, als er 1875 verstirbt.
Bis 1821 waren die Reilinger Evangelischen in Lutheraner und Reformierte geteilt. Das kam noch aus der kurfürstlichen Zeit, wo die Bevölkerung oftmals den gleichen Glauben wie der Landesherr haben musste. Die Familien Becht, Bräuninger , Becker, Dorn, Flick, Gögele, Römpert und Schöner waren Lutheraner. Früher waren es noch die Familien Büchner und Schneider, welche aber schon 1821 konvertierten. ( Nach Bernhard Schmehrer, Das kirchliche Leben in "700 Jahre Reilingen", Seite 189 ,zitiert nach Leonie Erckenbrecht-Helbing). Interessant ist aber auch eine Gesamtstatistik aus dem Jahre 1852: Einwohnerzahl : 1584,davon kath.607 und 860 evangel. und 117 jüdische Mitbürger.
Pfarrer Daniel Waag bat 1872 , nachdem ihm die viele Arbeit überlastete auf Versetzung in den Ruhestand. Er wohnte noch in Reilingen, ehe er im Alter von fast 70 Jahren am 20. März 1875 "als unermüdeter Prediger und Seelsorger" verstarb.
Philipp Bickle
So sah die Hauptstraße vor Einführung der motorgetriebenen Fahrzeuge aus. Die heutige katholische Kirche war noch nicht erbaut. Die alte katholische Kirche (mit Friedhof) stand auf dem jetzigen Rathausplatz. (Ausschnitt aus einer Postkarte vor 1900)
So sah die Hauptstraße vor Einführung der motorgetriebenen Fahrzeuge aus. Die heutige katholische Kirche war noch nicht erbaut. Die alte katholische Kirche (mit Friedhof) stand auf dem jetzigen Rathausplatz. (Ausschnitt aus einer Postkarte vor 1900)

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