Wir berichten
Als die "Eiszeit" nach Reilingen kam
[Online seit 27.02.2012]
Am kommenden Sonntag ( 4. März) besteht zwischen 14 und 17 Uhr die Möglichkeit im Reilinger Heimatmuseum als "Ding des Monats" ein Ausstellungsstück näher zu betrachten, das sonst in der Museumsküche seinen Platz hat. Es ist ein Eisschrank mit Geschichten und einem Rückblick auf die Kühlmöglichkeiten in früherer Zeit.
An die Vergangenheit der "Reilinger Eiszeit" erinnert eigentlich nur noch der Name der "Bierkellergasse". In der Hauptstraße 123 ( Fritz Schäfer, Zigarrenfabrikant , später Schwiegersohn Robert Klumpp, heute brachliegender Bauplatz) befand sich im rückwärtigen Teil ein großer tiefer Eiskeller, in welchen im Winter die von Gräben und vom Kraichbach hergeholten Natur-Eisplatten gelagert wurden, um dann im Sommer zur Kühlung verwendet zu werden.
Später brachten die überörtlichen Brauereien (z.B. "Eichbaum") in ihren gut isolierten Anhängern an den Bierwagen, lange Kunsteis-Stangen, welche an den Gasthäusern (z. B. "Grüner Baum") von Männern in langen Lederschürzen und Handschuhen abgeladen und später im Kühlhaus oder im "Eisschrank" verwendet wurden. Wenn man als Kind dazukam, war es eine Freude, wenn im Sommer bei der Anlieferung ein Stückchen Eis abbrach. Schnell wurde es vom Boden aufgehoben und mit viel Spaß gelutscht.
Nach der Heirat im Jahre 1958 war der Eisschrank in der Küche bei der jungen Familie in Betrieb. Die notwendigen Kunsteisstangen holte man sich bei Emma Völker in der Mozartstraße ab, die damals einen Getränkehandel hatte. Einen Eisschrank besaßen damals wenige Reilinger Familien und man war ganz stolz darauf. Mit dem aufkommenden "Wirtschaftwunder" in den Fünfziger Jahren wurden die elektrischen "Kühlschränke", wie sie jetzt hießen, modern und die Zeit der "Eisschränke" war vorbei. Nur die alten Reilinger Mitbürger sagen heute noch, dass sie ihr Bier im "Eisschrank" aufbewahren.
Philipp Bickle