Wir berichten
Zum Mittelpunkt der Spargelwelt avanciert
[Online seit 10.05.2021]
Mit der Badischen Spargelstraße und den Süddeutschen Spargeltagen schafft Reilingen vor 25 Jahren eine Renaissance für den heimischen Spargelanbau
Zum Auftakt der Spargelsaison wurde es zur traurigen Gewissheit: In Reilingen gibt es aktuell nur noch einen einzigen Spargelerzeuger. Noch vor einem viertel Jahrhundert hatte das königliche Gemüse in unserem Ort eine ganz andere, herausgehobene Präsenz. Reilingen war die Werbeikone für den Spargel schlechthin und machte mit kreativen Ideen den regionalen Spargelanbau landes-, ja bundesweit bekannt. Sei es als Initiator der Badischen Spargelstraße, der 21. baden-württembergischen Touristikstraße, die einer nachdrücklich verfolgten Idee des damaligen Bürgermeisters Helmut Müller zu verdanken ist. Oder aber durch die in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Spargelbau im Rhein-Neckar-Kreis konzipierten Süddeutschen Spargeltage, die eine enorme Werbewirksamkeit entfalteten. 25 Jahre ist es her, dass sie am 18./19. Mai schon zum zweiten Mal die Spargelliebhaber nach Reilingen lockten. Unter der vielköpfigen, illustren Gästeschar befanden sich auch so manche Spargelhoheiten aus regionalen Anbaugebieten.
Ein Großereignis für Erzeuger und Verbraucher
Zu dem Großereignis waren vor allem Spargelbauern, Spargelpflanzer, Erntemaschinenhersteller, Züchter zeitgemäßer Spargelpflanzen und Veredler von Spargelnebenprodukten, aber auch all jene, die den lukullischen Genuss bevorzugten. Rund 50 Aussteller aus der ganzen Bundesrepublik präsentierten in und rund um die Fritz-Mannherz-Hallen ihre Produkte. Darunter Groß- und Kleingeräte, wie etwa Spargelschälmaschinen, die damals schon mit moderner Lasertechnik aufwarteten. Ausgestellt wurde eine reiche Palette an Zubehör, Hilfsmittel, sogar Spargelschnaps oder Rezepte und Fachbücher durften nicht fehlen.
Vielseitig war das Programmangebot. Neben einem informativen Rundgang hatte das fachkundige Publikum die Möglichkeit zum Besuch diverser Fachvorträge, Spargel- und Weinverkostungen. Spargelversteigerungen, Quizspiele und eine Tombola-Auslosung wechselten sich ab. Beispiellos war eine eingerichtete Kontakt- und Informationsbörse, die von Fachberatern aus dem süddeutschen Raum begleitet wurde. Unterhaltsame, musikalische und sportliche Beiträge leisteten zahlreiche örtliche Vereine. Die Moderation hatte in bewährter Manier Siegfried von Sagunski übernommen.
Spargelschäl-Wettbewerb als Attraktion
Zur Attraktion geriet ein origineller Spargelschäl-Wettbewerb. Neun prominente Persönlichkeiten aus Politik, Institutionen und Gewerbe stritten mit scharfen Messern um die Gunst des schnellsten Spargelschälers. Spaßige Episode am Rande: Gastgeber Bürgermeister Helmut Müller, der sich im Vorjahr bei seiner ersten Teilnahme im Eifer an der Hand verletzt hatte, wurde von einer fürsorglichen Dame des DRK mit einem Kettenhandschuh ausgestattet. Nach spannendem Wettkampf und seine ganze Erfahrung ausspielend, siegte der Routinier Gerd Hockenberger, damaliger Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Den anschließenden offenen Spargelschälwettbewerb gewann ebenfalls ein Profi. Landwirtschaftsmeister Peter Schell wurde für seinen Erfolg mit einem Gutschein für ein Spargelessen belohnt.
Die damaligen Chronisten bescheinigten der Veranstaltung, einmal mehr zur Popularität des deutschen Spargels beigetragen zu haben. In Erinnerung bleibt das gereimte Fazit eines Spargelliebhabers: „Der Schwetzinger und Reilinger Spargel sind eigentlich keine Konkurrenten, denn wer Spargel will in jeder Art, trifft sich beim süddeutschen Spargeltag“. (jd)
Fotos: svs