Gemeinde Reilingen

Seitenbereiche

Volltextsuche

Was suchen Sie?

RSS

Facebook

Kontrast

Schriftgröße:

Seiteninhalt

Aktuelles aus der Kirche

Judy Bailey - Das Leben schreibt die besten Lieder.

[Online seit 28.06.2022]

Judy Bailey.
Judy Bailey.

Im kleinen Rahmen etwas Großes und Besonderes stattfinden lassen – das gleicht einer Herausforderung. In der evangelischen Kirche in Reilingen gelang dies am vergangenen Freitagabend mit Bravour. Zweimal musste der Lese-Lieder-Abend „Lifesong – Das Leben schreibt die besten Lieder“ von und mit Judy Bailey und Patrick Depuhl, auf Grund der Pandemie, verschoben werden. Nun konnte er endlich Realität werden. Gerade noch rechtzeitig, denn das Ehepaar steht bereits mit dem Nachfolgeprogramm zu ihrem neuen Buch „Das Leben ist nicht schwarzweiß“ vor Publikum.
Schnell sollte den zahlreichen Zuschauern klar werden, dass sich das lange Warten gelohnt hatte. Ein so emotionsgeladenes Programm lässt sich selten erleben. Lachen und Weinen lagen bei dieser Konzertlesung nah beieinander. Immer wieder brachten humorreiche Anekdoten aus dem Leben Judy Baileys, die Zuschauer zum Lachen: Die Vorstellung, wie sie als Fünfjährige kilometerweit auf ihrem roten Fahrrad Barbados unsicher machte, oder sie sich innerhalb einer Woche selbst das Gitarre spielen beibrachte, um an einer Schulaufführung teilnehmen zu können, schilderte Patrick Depuhl charmant und äußerst unterhaltsam. Doch wie wir alle wissen, schreibt das Leben nicht nur lustige Geschichten. Die Schilderungen von Judys Bulimie-Erfahrung oder auch vom Tod ihres Vaters, bewegten sehr. Diese und noch mehr Lebensgeschichten, verarbeitete die talentierte Musikerin in ihren vielseitigen Songs, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mal sehr beschwingt, lebensbejahend, mitreißend, mal getragen, melancholisch, aber niemals hoffnungslos oder resignierend.

So vergingen die knapp drei Stunden, inklusive kurzer Pause, wie im Flug. Zunächst begrüßte die evangelische Pfarrerin, Eva Leonhardt, die Gäste, verlor jedoch nur wenige Worte zum Programm, um nichts vorwegzunehmen. Wichtig war ihr jedoch, ihrem Dank an das Künstlerpaar für das Festhalten an dem Auftritt, Ausdruck zu verleihen. Dass dieser vielseitige Abend, nach so langer Zeit, doch noch Umsetzung fand, war jedoch auch dem engagierten Jubi-Kreis zu verdanken. Nicht zuletzt dem Publikum, das die Konzertlesung dem Metallica-Konzert vorzog.
Das Publikum sollte belohnt werden, denn es erfuhr in Patrick Depuhls Lesestücken allerhand aus dem Leben Judy Baileys. Begonnen mit ihrer Geburt in London, weiter mit ihrer Kindheit, die sie auf Barbados verbrachte. Mit 19 Jahren kehrte Bailey der Karibik den Rücken, nachdem eine Ausbildung zur Physiotherapeutin aussichtslos schien. Wieder in London, schrieb sie sich für ein naturwissenschaftliches Studium ein, das später durch Psychologie abgelöst werden sollte.

ine konstante Begleiterin bei allem war ihre Musik. Und ihr Glaube. Beides hing miteinander zusammen. Schon als Kind begann sie zu singen und Gitarre zu spielen. Im Alter von 17 Jahren, verfasste sie ihr erstes Lied. Bis dahin stets unter dem Einfluss der Gospels, die sie von der Kirche kannte.
In London erkrankte sie schwer an einer Essstörung, doch eine Einladung nach Deutschland, an einem Konzert teilzunehmen, stellte die Weichen in eine Richtung, die ihr Leben gänzlich verändern sollte. 14 Alben veröffentlichte sie bisher. Sie war Gast auf großen Bühnen rund um den Globus, trat vor einem Millionenpublikum auf. Und doch saß am Freitagabend eine Musikerin im durch farbintensive Tücher ausgeschmückten Altarraum der Kirche, die sich sehr nahbar und kontaktfreudig dem Publikum gegenüber gab. Kurzerhand animierte sie das Publikum zum Mitsingen, Klatschen oder suchte sich Verstärkung für den nächsten Song. Schnell fanden sie und ihr Mann Patrick Depuhl, der das Lesen betreffend ihre Stimme war, der aber ebenso afrikanische Djembé und diverse Percussion-Instrumente spielte, musikalische Unterstützung aus den Zuschauerreihen.
Gut vorstellbar, dass das Paar 2020 mit ihrem gesamten Team sogar mit einem Heimatpreis für ihre Dorf-Musik-Projekt vom Heimatministerium NRW ausgezeichnet wurde. So unterschiedlich das Ehepaar ist, beide werden nicht zu Unrecht als Farben- und Hoffnungssammler bezeichnet. Wie durch die Lesestücke und Songs deutlich wird, ist der Glaube ein allumfassender und Kraft spendender Lebensbegleiter. Das Dunkle war immer wieder Teil von Baileys Leben, doch in den dunkelsten Zeiten half ihr der Glaube, nach vorne zu blicken und wieder lichtvollen Zeiten entgegenzugehen. Dies und noch viel mehr, verarbeitete die Musikerin in ihren ergreifenden Songs mit den vielfältigsten Lebensthemen, die die Herzen der Zuschauer berührten.
Gut, wenn ein Taschentuch zur Hand war.

Die Konzertlesung war alles andere, als eine seichte Unterhaltung. Vielmehr war es ein Abend voller emotionaler Geschichten, Liedern, Lyrics – tiefsinnig, berührend, verletzlich und dennoch voller positiver Energie, mitreißend, humorvoll, lebensbejahend und ehrlich. Es wurde mehr als deutlich, dass Judy Bailey für Menschen schreibt, die den Mut haben, Gott im Alltag zu entdecken und an sich selbst zu glauben. Glaube lässt Flügel wachsen, die uns unsere Träume erreichen lassen, wenn auch manchmal auf Umwegen.

Foto: Christina Lourenco.



 

Weitere Informationen

Archiv- Kirche

Hier können Sie ältere Artikel zum Thema Kirche nachlesen.

Jahr 2004
Jahr 2005
Jahr 2006
Jahr 2007
Jahr 2008