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"Damen dürfen sich am Festzug nicht beteiligen! ( 1911 )
[Online seit 30.04.2014]
Im Jahre 1890 wurde im Gasthaus "Pfälzer Hof" der "Turnerbund Germania" gegründet. Der Verein sollte " zur Stärkung des Körpers und des Geistes, Förderung der Sittlichkeit, verbunden mit vaterländischem Sinne in der Gemeinde Reilingen" dienen. Der Verein war nur für Männer vorgesehen. Er war militärisch gegliedert und hatte auch einen Trommler dabei, wie ein Foto von 1910 zeigt. 1911 wurde im August in Reilingen ein "Gauturnfest des Badischen Pfalzturngaues" durchgeführt. In der "Festzugsordnung" heißt es, dass die Turner in Viererreihen zu marschieren haben. "Damen dürfen sich nicht am Festzug beteiligen!" heißt es dann ein Stück weiter.
Von 1937 bis 1948 war der "Turnerbund" mit dem "Sportclub 08" gleichgeschaltet und hieß "Sportgemeinde". 1948 erfolgte dann im Gasthaus "Zum Adler" eine Wiedergründung mit 68 aktiven und passiven Sportfreunden. Es bleibt vielleicht noch nachzutragen, dass zu den Gründungsmitgliedern von 1890 auch zwei jüdische Mitbürger gehörten. Es waren dies Siegmund Baer und Samuel Kahn. Tragischer weise wurde im Dritten Reich dann der Schriftführer des Turnerbundes Max Kahn ("Feihse-Max") als Jude zum Rücktritt gezwungen und später deportiert. Die meisten Informationen stammen aus der Festschrift des Turnerbundes, welche zum 100jährigen herausgegeben wurde. Philipp Bickle