Wir berichten
Wer war Pfarrer Daniel Waag? ( Teil1)
[Online seit 05.04.2012]
Er wurde 1805 in Karlsruhe als Sohn eines Provinzkassierers geboren. Er studierte in Heidelberg, machte 1826 (21jährig!) sein Examen und wurde 1827 Vikar in Mundingen ( bei Emmendingen ), 1833 war er als Vikar in Mannheim- Neckarau, wurde 1834 Pfarrverwalter in Reilingen. 1835 wurde er Reilinger Pfarrer bis 1872, wo er auch seinen Ruhestand bis zum Tode 1874 verbrachte.
Aus seinem Leben ist einiges Interessantes über das Reilinger dörfliche Leben überliefert. So berichtet Pfr. Dr. Erckenbrecht, dass Daniel Waag, ein untersetzter kräftiger Mann gewesen sei, der in Schule und Konfirmandenunterricht ein strenges Regiment geführt habe. Im Jahre 1845 sei die alte Orgel, die schon in der Wendelinkirche stand, derart schlecht sei, dass sie sich mehr für einen Krämermarkt, als für eine Kirche eigne. Im gleichen Jahr wurde dann eine neue Orgel gekauft, welche Orgelbauer Klöbinger in Mergentheim baute und 2900 Gulden kostete. Für das alte Instrument gab es noch 100 Gulden. Diese Orgel wurde 1964 durch einen Neubau ersetzt und steht heute renoviert in Lahr.
Wir erfahren von Pfarrer Koch ( "Reilinger Kirchenjubiläum 1969"), dass um 1830 in Reilingen die "Blattern" geherrscht haben. Wir sagen heute Pocken dazu und viele Kinder starben dabei, obwohl schon die Pockenschutzimpfung bekannt war. Es gab Armut im Ort und der Metzger musste sie wöchentlich im Auftrag der Gemeinde mit Fleisch versorgen. Der Schneider hat Kutt und Wam(b)s anzufertigen und der Schuhmacher soll ihnen Stiefel machen. Ein neues Gesangbuch wird eingeführt und die Armen erhalten ein kostenloses Exemplar.
Die Jugend lärmt zur Nacht ( damals schon?). Um 23 Uhr ist sie noch auf der Straße anzutreffen. Später in den Sechziger Jahren wird das Wirtshaussitzen zur Plage. Waag mahnt den Bürgermeister und den Büttel (Polizeidiener), ihre Pflicht nicht zu versäumen. Er selbst rügt in der Kirche das ungute Verhalten und ermahnt die Jugendlichen ernstlich.
Philipp Bickle