Wir berichten
Erinnerungen an das Kriegsende
[Online seit 15.12.2011]
(nach einem Bericht unserer Leserin Margret Schuppel)
Wir wohnten damals ( vermutlich März 1945) in der Hauptstraße 49 bei der Familie Gottlieb Strassacker. In dem Gebäude war nach dem Kriege die Sparkasse untergebracht. Früher war dort ein Textilladen von Siegfried Kahn (" Sischfried´s") und auch Karl Schrank. Wir haben in früheren Berichten schon zwei Postkarten mit den Schaufenstern veröffentlicht.
Nun schreibt Margrete Schuppel geb. Schneider: Ein paar Tage, bevor Reilingen an den "damaligen Feind" übergeben wurde ( durch Heraushängen von weißen Tüchern oder Bettlaken ) standen wir vor dem Haus. Plötzlich fiel eine Brandbombe in den Hof des alten katholischen Schulhauses (" Rieglerhaus", an der Ecke Hockenheimer/ Hauptstraße, heute zur Straßenverbreiterung abgerissen). Vor Schreck rannte ich als zehnjähriges Kind über den Hof in Richtung Keller. Ein deutscher Soldat wollte mir helfen. Er sah die Tiefflieger und blieb am Tor stehen. Ich stand an der Treppe, als ein Geschoss 10 Zentimeter neben der Stufe einschlug und – zu meinem Glück- nicht explodierte. Meine Schutzengel standen mir zur Seite, sonst gäbe es mich längst nicht mehr. Deutsche Soldaten entschärften das Geschoss und gaben mir die etwa 25 cm, goldgelbe Hülse als Andenken. Am Ende des Krieges wurde unsere Wohnung beschlagnahmt, und wir mussten sie innerhalb von 20 Minuten verlassen. Dies geschah auch meinem Großvater Karl Weißbrodt ( Hauptstraße 18 ). Er musste mit seiner Familie und fünf französischen kriegsgefangenen Landarbeitern die Wohnung innerhalb kurzer Zeit verlassen. Sie fanden Unterschlupf in der Hindenburgstraße (Alte Friedhofstraße) Nr. 9 . Übrigens Gottlieb Strassacker wohnt in Karlsruhe und hat vor wenigen Wochen sein altes Haus besichtigt und prüfte, ob von dem damaligen Beschuss noch etwas zu sehen wäre. Philipp Bickle