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1986 - vor 25 Jahren: Ein lebendiges Heimatmuseum zum Anfassen geschaffen

[Online seit 25.12.2011]

Gratulanten würdigen die Arbeit der „Freunde Reilinger Geschichte“

Als besonders ereignisreich ist das Jahr 1986 in Erinnerung geblieben. Im Mittelpunkt standen die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 700jährigen Bestehen der Gemeinde. Von besonderer Bedeutung war der 07. März. An diesem Tag konnte im Dorfgemeinschaftshaus das Reilinger Heimatmuseum seiner Bestimmung und in die Obhut des Vereins „Freunde Reilinger Geschichte“ übergeben werden.
Aus diesem Anlass waren zahlreiche Ehrengäste in den ehemaligen Tanzsaal des Fachwerkhauses gekommen. Der Vorsitzende des Vereins „Freunde Reilinger Geschichte“, Philipp Bickle, konnte Bürgermeister Helmut Müller, den Landtagsabgeordneten Michael Sieber, Bürgermeister-Stellvertreter Josef Hauck aus Hockenheim und die beiden Ortsgeistlichen, Pfarrer Leonhard Müller und seinen evangelischen Kollegen Pfarrer Hans-Dieter Pöbel begrüßen. Willkommensgrüße gingen zudem an die Vertreter von Behörden, Banken, Schulen und Reilinger Vereine sowie an die Mitglieder des Gemeinderates.
Einen Ehren- und besonderen Freudentag für die Muse der Geschichtsforschung sah Bürgermeister Helmut Müller in der Eröffnung des Heimatmuseums. Es sei eine schon geschichtsträchtige Zeit gewesen, in der der Gedanke für ein Museum herangewachsen sei. Mit dem Verein „Freunde Reilinger Geschichte“ habe dann das Projekt in Angriff genommen werden können. Dies sei keine Arbeit zum Selbstzweck gewesen, sondern es sollte in ehrenamtlicher Arbeit eine Einrichtung für die gesamte Bevölkerung geschaffen werden. Nun könne man auch in Reilingen sehen, wo sich die Herkunft und der Sinn der Menschen in der Gegenwart begründe.
Museumsleiter Bernhard Römpert stellte den Ehrengästen anschließend die Konzeption des Museums vor. Er begründete den Wunsch nach einem Heimatmuseum darin, dass sich das traditionelle Handwerk und seine Geräte in den letzten Jahrzehnten immer schneller veränderten. So habe man bewusst kein „Sammelsuriumsmuseum“ aufgebaut, sondern sich schon seit Anfang an mit dem ländlichen Handwerk und Gewerbe beschäftigt. Die ursprüngliche Raumeinteilung im „Löwen“ wurde beibehalten, damit beim Besuch des Museums der Eindruck entstehen könne, als seien die Räume gerade erst verlassen worden. Jetzt gehe es darum, die didaktische Aufbereitung vorzunehmen. Heute sei man im Besitz vieler Gegenstände, die es zulassen würden, auch Sonderausstellungen durchzuführen.
Im Namen der Kirchen gratulierte der evangelische Ortspfarrer Hans-Dieter Pöbel zu dem Heimatmuseum, das zu einem Ausdruck der Reilinger Sozialgeschichte geworden sei. Das Museum würde nicht nur die „gute, alte Zeit“ beschwören, sondern den Existenzkampf der alten Reilinger aufzeigen. So eine Einrichtung könne die Geschichte bewusster machen und gleichzeitig die Geschichte in verständlichen Geschichten erzählen. Als Geschenk brachte Pfarrer Pöbel zwei alte Opferbüchsen mit und versprach, dass die Zifferblätter der katholischen Kirchturmuhr noch folgen würden.
Das Stichwort „Heimat“ sah der Landtagsabgeordnete Michael Sieber als eine Philosophie des Museums und betonte, dass die Erinnerungen an die Umwelt, das Vertrauen und die Geborgenheit früherer Jahre wieder lebendig geworden sei. Er forderte die Anwesenden dazu auf, aus den Erfahrungen der Vergangenheit und der Gegenwart zu lernen, um so eine Zukunft in Frieden zu gestalten.
Gleich in dreifacher Funktion war Hockenheims Bürgermeister-Stellvertreter Josef Hauck in die Nachbargemeinde gekommen. Als Vertreter der Stadt Hockenheim gratulierte er den Reilingern zu dem gelungenen Aufbau eines Heimatmuseums und als Leiter des Hockenheimer Tabakmuseums betonte er die gute Zusammenarbeit und die gegenseitige Ergänzung in Fachfragen zur Geschichte beider Gemeinden. „Reilingen war für uns immer ein Vorbild, als es darum ging, die Heimatgeschichte wieder bewusster zu machen“, erklärte Hauck zum Schluss seiner Ausführungen als Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte in der Rennstadt.
Als letzter Redner sprach Siegfried Heim für die Reilinger Kultur- und Sportgemeinschaft. Er lobte die Vereinsgründung der „Freunde Reilinger Geschichte“ und sah in ihr keinen Selbstzweck, sondern das zur Verfügung stellen von Ideen, Kraft und Freizeit für die Allgemeinheit.
Passend zur Feierstunde hatte der Flötenkreis unter der Leitung von Christa Römpert alte Musikstücke für Flöten und Cello einstudiert.
In alter kurpfälzischer Tracht mit dem Feuerwehrkommandanten aus der Jahrhundertwende und dem Ortspolizisten kamen die Walldorfer Freunde zum Schluss der Veranstaltung und überbrachten die Glückwünsche der Nachbarstadt.
Dann war es an der Zeit, dass die Museumsräume und die geschichtsträchtige Einrichtung besichtigt werden konnten. Die Anwesenden waren sich beim abschließenden Umtrunk darüber einig, dass hier ein lebendiges Museum zum Anfassen geschaffen wurde – ein weiteres Schmuckkästchen für die Gemeinde.
Alte Handwerkstechniken in historischer Umgebung vorgestellt
Völlig überrascht wurde der Verein „Freunde Reilinger Geschichte“ beim folgenden Tag der offenen Tür im neu eröffneten Heimatmuseum. Mehr als 2.000 Besucher aus der ganzen Kurpfalz waren in die Gemeinde gekommen, um sich die Räume des „Löwen“ anzusehen. Unter den vielen Besuchern war auch Prof. Dr. Hans Schmeling, Direktor des Städtischen Museums in Göttingen, der als Leiter des „Museumspädagogischen Modellversuches Niedersachsen“ sich vor Ort in Reilingen über den Ausstellungsschwerpunkt „Ländliches Handwerk und Gewerbe“ informierte. Er, wie auch die vielen anderen Besucher zeigten sich überrascht über die vielen Exponate, die nun einen Einblick geben in das soziale Umfeld der Reilinger vor 100 Jahren.
Museumsleiter Bernhard Römpert und Philipp Bickle, Vorsitzender der „Freunde Reilinger Geschichte“ hatten alle Hände voll zu tun, um durch die Museumsräume zu führen. Dabei galt es nicht nur, die Ausstellungstücke zu bestaunen. Unter fachkundiger Anleitung wurden zudem die alten Werkzeuge vorgeführt. Schuhmachermeister Karl König stellte dabei seinen Beruf genauso vor, wie die Hutmacherin Elfriede Stemper, Friseurmeister Erhard Frey und der Töpfer Uwe Keim. Dicht umlagert waren auch die Zigarrenmacher Marie Bickle und Fritz Schäfer, sowie die Spinnerinnen Rosita Scheidt und Kerstin Kellner. Besonders interessant waren die Darstellungen von Roland Feuerstein, der vorführte, wie die Schablonenmalerei funktioniert.
Im alten Tanzsaal des „Löwen“ wurden zudem Filme über die Handwerkstechniken projiziert und anhand von aufgestellten Bildwänden mit alten Aufnahmen konnten sich die Besucher über die Veränderungen in der 700jährigen Gemeindegeschichte überzeugen.

Das Heimatmuseum im Dorfgemeinschaftshaus, Hauptstraße 1, ist jeden 1. Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Auskünfte und Anmeldungen für Gruppen unter Tel. 06205/5842.

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