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Blick zurück: Französische Kriegsgefangene in Reilingen

[Online seit 12.12.2011]

(nach einem Bericht von Margret Schuppel geb. Schneider)
Seit 1941 hatten die Reilinger Bauern auf Aufforderung französische Kriegsgefangene zum Mithelfen auf ihren Feldern zur Verfügung. Tagsüber waren sie beim Bauern zur Arbeit und abends mussten sie in den "Pfälzer Hof" zum gemeinsamen Übernachten zurück. Dorthin wurden sie von einem Angehörigen des Bauern zurückgeführt und mussten dort auf dem Boden des großen Saales übernachten. Der Großvater von Margret Schuppel, er hieß Karl Weißbrodt ( der Zweite) und wohnte im Unterdorf in der Hauptstraße 18. Der dortige Gefangene hieß Ferdinand und war später Lehrer von Beruf. Er kam gut mit der Familie aus und durfte mit am Tisch sitzen, obwohl das laut Vorschrift verboten war; wie er später erzählte, bekam er auch das größte Stück Fleisch. Nach dem Waffenstillstand 1945 musste das Haus Nr. 18 innerhalb von 20 Minuten geräumt werden und wurde von französischen farbigen Marokkanern belegt, welche mit dem Inventar nicht pfleglich umgingen. Die im Stalle verbliebenen Tiere mussten von der Familie Weißbrodt aber weiter versorgt werden. Als Margret einmal mit zum Füttern in das Haus zurückkehrte, sah sie ihre Puppen alle an ein Militärfahrzeug angebunden. Da der kriegsgefangene Ferdinand auch beim Füttern dabei war, konnte er den Marokkanern französisch beibringen, dass die kleine Margret ihre Puppen haben wollte. Sie verweigerten dies. Da ging er auf die amerikanische Ortskommandatur, welche damals im ehemaligen Rieglerwohnhaus untergebracht war, und erreichte, dass die kleine Margret eine jederzeit gültige Ausgeherlaubnis erhielt und die beschlagnahmte Wohnung auch außerhalb der Ausgehzeit betreten durfte. Neben ihren Puppen konnte sie auch allerhand Haushaltsgegenstände aus dem besetzten Haus mitnehmen.
Um die Geschichte glücklich zu Ende zu bringen, wollen wir es kurz machen. Gleich nach Kriegsende kehrten die französischen Kriegsgefangenen in ihre Heimat zurück. Aber Ferdinand meldete sich nicht mehr.....! Aber nach der Partnerschaft mit Jargeau haben ihn die dortigen Feuerwehrkameraden ausfindig gemacht. Es kam zu einem herzlichen Treffen in Jargeau und ein Jahr später in Reilingen. Wir hatten davon berichtet. Ferdinand schämte sich, weil er trotz der guten Behandlung einem Kameraden erzählt hatte, dass im Schweinestall von Margret Schuppel (geb. Schneider) unter Reisig das Motorrad ihres Vaters versteckt war. Das hatte der Kumpel dann geklaut und war nach Frankreich zurückgefahren...!
Bild (1941): Margret Schuppel mit dem Kriegsgefangenen Ferdinand (rechts) und einem zweiten französischen Kriegsgefangenen André, welcher bei Landwirt Georg Zahn V (der fünfte) ( Großvater von Ludwig Wörner) in der Hauptstraße 3 (heute Parkplatz vor dem "Löwen")arbeitete. Dokument" Merkblatt für Arbeitgeber von Kriegsgefangenen" (Heimatmuseum Reilingen)
Philipp Bickle

Margret Schuppel mit dem Kriegsgefangenen Ferdinand (rechts) und einem zweiten französischen Kriegsgefangenen André
Margret Schuppel mit dem Kriegsgefangenen Ferdinand (rechts) und einem zweiten französischen Kriegsgefangenen André

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