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Wir berichten

Ein Festmahl des Dankes

[Online seit 17.10.2011]

Reilingen 1895

Dankbarkeit ist eine unserer schönsten Tugenden. Wir danken für Geschenke, für Ehrungen und Gratulationen, für die Errettung aus einer Notlage, und wir danken für erhaltene materielle, finanzielle und ideelle Unterstützung durch unsere Mitmenschen. Auch uns selbst wird - leider nicht immer gedankt, wenn wir etwas Dankenswertes getan haben. Anlässe, Dank zu sagen und Dank zu erweisen sind ohne Zahl. Die 25. Wiederkehr des 1870/71 er Feldzuges gegen Frankreich war für Gemeinderat Ritzhaupt ein willkommener Anlass, den damaligen Feldzugsteilnehmern einen Dankeserweis besonderer Art zukommen zu lassen. Wir dürfen sicher sein, dass seine Anregung eine breite Zustimmung der Reilinger Mitbürger hatte. Das Gefühl, auch nach so vielen Jahren diesen siegreichen Veteranen zu Dank verpflichtet zu sein, war allgemein und nicht nur auf Reilingen beschränkt. Ratschreiber Simshäuser hat seine Anregung im Sitzungsprotokoll vom 07. September 1895 wie folgt festge­halten: 

Punkt 5:

"Vortrag des Gemeinderats Ritzhaupt dahier, dass am 30. August 1895 der Gemeinderat sich darüber schlüssig gemacht habe, zur Feier der 25jährigen Wiederkehr an den Feldzug 1870/71 den vorhandenen 19 Kriegern am Sonntag, den 01. September 1895, im Gasthaus "Zum Hirsch" ein Festessen auf Gemeindekosten verabreichen zu lassen und jedem Krieger einen Ehrensold von 3 Mark zu übergeben. Dies ist zur Ausführung gekommen und hat Gemeinderat Ritzhaupt den Ehrensold mit zusammen: Siebenundfünfzig Mark an die Krieger bezahlt, welche Summe nun aus der Gemeindekasse zurück zu erstatten ist."

Beschluss:

1. Sind die gesamten 57 Mark, sage: Siebenundfünfzig Mark aus der Gemeindekasse hier zu ersetzen.

2. Weisung an die Gemeindeverrechnung

3. Die Kosten für das Festessen werden zur Zahlung auf die Gemeindekasse hier übernommen.

Soweit das Protokoll.

Die am Rathaus angebrachte Ehrentafel mit den Namen der Teilnehmer des 1870/71 er Feldzuges verzeichnet 35 Namen. Ob nun die 16 beim Festessen fehlenden Veteranen inzwischen verstorben, durch Krankheit verhindert oder aus anderen Gründen diesem Dankesmahl fernblieben, ist nicht überliefert. Bemerkenswert ist, dass die damals gebräuchliche Bezeichnung "Krieger" anscheinend der ehrenvolle Titel für die Soldaten war, die nicht nur in einer Kaserne gedient, sondern auch als Feldzugsteilnehmer "im Felde ge­standen waren". Bemerkenswert auch, dass sechs der 35 Veteranen bereits 1866 im Österreichisch-Preußischen Krieg mit den badischen Truppen auf Seiten Österreich gegen die Preußen zu Felde gezogen waren. Auch der spätere Bürgermeister Eichhorn war Krieger des Deutsch-Französischen Feldzuges, was seine beeindruckende Ordensspange erklärt, die er auf seinem Familienphoto trägt, welches im Jubiläums-Bildband von 1986 zu sehen ist.

Noch 1910, also 40 Jahre nach diesem 1870/71 er Krieg, ist im Sitzungsprotokoll vom 12. August 1910 folgendes zu lesen:

Punkt 4:

"Der Bürgermeister beantragt anlässlich des 40jährigen Gedenktages an die Schlacht von Sedan von 1870/71 den Kriegsteilnehmern ein kleines Festessen am 2. September 1910 auf Gemeindekosten verabreichen zu lassen."

Beschluss:

1. Wird nach Antrag beschlossen und soll das Essen im Gasthaus "Zum Löwen" dahier am Vorabend des 2. September abends 5 Uhr stattfinden.

2. Mit dem Weiteren wird der Bürgermeister betraut.

Ergänzend zu diesem Ehren- und Dankessen, findet sich im Haushaltsbuch des Jahres 1910 auf Seite 248 folgender Eintrag:

"Zur Ehrung der noch lebenden 11 Veteranen des Feldzuges 1870/71 wurden anlässlich des Sedan-Festes 1910 verausgabt an Adolf Michael zum Löwen hier, 44,78 Mark."

Von einem zusätzlichen Ehrensold war diesmal nicht die Rede, und ein allzu üppiges Festmahl kann es bei dieser Gesamtsumme nicht gewesen sein. Doch es war ein Dankeserweis, zwar nicht des Vaterlandes, jedoch der dankba­ren Gemeinde. Und man kann gewiss sein, dass bei den Jubiläumstreffen diese braven Krieger-Veteranen das Lied von der "Wacht am Rhein" anstimmten, dem Vaterland zum Trost, dem westlichen Nachbarn zur Mahnung:

Es braust ein Ruf wie Donnerhall

Wie Schwertgeklirr und Wogenprall

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein

Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb Vaterland magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht am Rhein.

Friedrich Kief

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