Wir berichten
Des Tabaks Blüte ist vorbei ....
[Online seit 15.04.2011]
Seit langem wurde in Reilingen die Sonderkultur Tabak angebaut. Wir lesen in der Ortschronik von 1986 ( ab Seite 305) " Die klimatischen Voraussetzungen für den Tabakanbau sind in unserer Gegend (Kraichgau) gut. Der frostempfindliche Tabak benötigt nämlich gut durchlüftete Böden und beansprucht 500 bis 1000 mm Jahresniederschläge. Französische Einwanderer (Hugenotten) haben den Tabakanbau in unserer Gegend heimisch gemacht. Um das Jahr 1850 erntete man in Reilingen 1500 bis 2000 Zentner Tabak. Ein Zentner Tabak kostet um 1900 etwa 30 Mark. 1959 wurden rund 80 ha Tabak der Sorte Burley (Schneidgut) angepflanzt.
Die Reilinger Tabakpflanzer schließen sich 1925 im Tabakverein zusammen. ...Heute (1986) wird Tabak nur noch von hauptberuflichen Landwirten angepflanzt, während vor wenigen Jahren noch zahlreiche Nebenerwerbslandwirte ihr Einkommen durch Tabakanbau aufgebessert haben. "
Dem "Adreßbuch" von 1950 entnehmen wir, dass Gustav Kief der Gesamtvorstand des Tabakvereines war, weitere Vorstände der Tabakvereine I bis V waren Georg Flick, Heinrich Müller, Johann Heinrich Eichhorn, Karl Eichhorn und Josef Dagenbach. Die damalige Anbaufläche war 98 ha groß und jährlich wurden 4000 Zentner (!!) Tabak bester Güte erzeugt.
Im Rahmen der Europäischen Union wurden in den letzten Jahren die Zuschüsse (Subventionen) für die deutsche Produktion eingestellt, so dass der Anbau nicht mehr lohnt. So gibt es in den letzten beiden Jahren keinen Tabak in Reilingen mehr.
Unsere heutigen Bilder zeigen zahlreiche Reilinger Landwirte beim Verwiegen der Tabakernte (zweiter v. l. ist Wilhelm Kief) und beim Abtransport (mit Werner Astor). Sie stammen von Wilhelm Kief und wurden 1982/83 aufgenommen. Der Fotograf war vermutlich Siegfried von Sagunski.
Philipp Bickle