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Vor 25 Jahren: Reilinger Ortsumgehung dem Verkehr übergeben

[Online seit 20.12.2009]

Mit einem symbolischen Scherenschnitt wird die B 39 neu für den Verkehr freigegeben
Mit einem symbolischen Scherenschnitt wird die B 39 neu für den Verkehr freigegeben
Bedeutende Entlastung für die Ortsdurchfahrten Hockenheim und Reilingen
Der 03. Juli 1985 ist ein bedeutender Tag für die Gemeinde Reilingen. Im Rahmen einer Neukonzeption des Straßennetzes, veranlasst durch den Bau der Schnellbahntrasse Mannheim-Stuttgart, wurde die Umgehung Reilingen für den Verkehr freigegeben. Gemeint sind 4,48 km Straße von 7,50 m nutzbarer Fahrbahnbreite, die sich zwischen Hockenheim und Reilingen hindurchschlängeln und B 39 neu (heute L 723) heißen wird. Hockenheims Bürgermeister Gustav Schrank sprach von ihr als „Straße der Hoffnung“ und für Reinlingens Bürgermeister Helmut Müller war es „ein Wunschkind, das der Hektik des Straßenverkehrs übergeben wird“.
Lange hatte man auf diesen Tag warten müssen. Erste Planungen gingen bis in das Jahr 1962 zurück. Begründet wurde diese außerordentlich wichtige Tiefbaumaßnahme mit einem in astronomische Höhen gestiegenen Verkehrsvolumen, das die Reilinger Ortsdurchfahrt wie auch die Hockenheimer Innenstadt über Gebühr belastet. Nach damaligen Verkehrszählungen fuhren bereits 1980 auf der B 39 alt etwa 10.500 Kraftfahrzeuge innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden durch Reilingen. Kurz vor Freigabe der Ortsumgehung sprachen aktuelle Zahlen gar von 12.000 Fahrzeugen. Verdoppelt wurde die Verkehrsbelastung durch weitere 11.500 Kraftfahrzeuge, welche die Landesstraße 599 benutzten. Beide Straßenzüge kreuzten sich damals noch im Zentrum der Gemeinde Reilingen.
Das für die Straßenplanung verantwortliche Regierungspräsidium Karlsruhe erwartete von der neuen Ortsumgehung eine prozentuale Entlastung von etwa 42 Prozent für die Ortsdurchfahrt der B 39 alt (heute Untere und Obere Hauptstraße) und die Ortsdurchfahrt der L 599 (Hockenheimer Straße) von etwa 56 Prozent. Die heutige Landesstraße 599 (Haupt- und Hockenheimer Straße) ist nach den zuletzt im Jahr 2000 erhobenen Zahlen mit rund 7.000 Fahrzeugen belastet.
Begonnen hatte alles 1962 mit einem ersten Linienentwurf im Zuge der „Verkehrsplanung der B 39 zwischen Speyer und Sinsheim“. Zur Diskussion standen vier Trassenvarianten mit einer jeweiligen Verschiebung auf die Gemarkung der anderen Gemeinde und diverse, fehlgeschlagene Kompromissversuche. Zehn Jahre lang konnten sich die betroffenen Gemeinde Hockenheim und Reilingen nicht über eine endgültige Trasse einigen, bis durch die Planungen der DB-Neubaustrecke Mannheim-Stuttgart und der damit in Verbindung stehenden B36-Verlegung ein Entscheidungsbedarf gegeben war. Schließlich entschied man sich für eine Linienführung entlang der Gemarkungsgrenzen zwischen Hockenheim und Reilingen und einer Anbindung der bestehenden B 39 vor der Autobahnbrücke, womit der Wald geschont werden konnte. Der Ausbauentwurf wurde am 15.03.1978 genehmigt. Mit einem erwartbaren Kostenaufwand von 9,75 Mio. Mark erreichte man eine Aufnahme in das Ortsumgehungsprogramm des Bundes.
Im November 1979 lag ein Planaufstellungsentwurf auf dem Tisch. Da die Trasse durch bereits flurbereinigtes, wertvolles Spargelgelände führen sollte, standen auf Veranlassung der Gemeinde Reilingen sechs Planvarianten zur Diskussion. Erreicht wurde in diesem Zusammenhang auch eine zusätzliche Wirtschaftswegeüberführung am Heidelberger Weg.
Nachdem man sich auf die Trasse geeinigt hatte, konnte am 31.08.1981 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Diverse Änderungen, wie beispielsweise eine Radwegeunterführung parallel westlich der L 599, ergaben sich noch im Rahmen der Planerörterung und Offenlage. Nachdem im Juli 1982 der Plan festgestellt war, ging es für ein Projekt dieser Größenordnung sehr schnell voran. Man kann geradezu von einer Rekordbauzeit sprechen.
Positiv fiel auch die wirtschaftliche Seite dieses Bauprojektes aus. Statt ursprünglich veranschlagte 16,5 Mio. Mark hat das gesamte Vorhaben tatsächlich rund 11,0 Mio. Mark gekostet. Diese schlüsselten sich auf in 1,9 Mio. Mark für fünf Brückenbauwerke (Kraichbachbrücke, Radwegeunterführung, drei Feldwegeüberführungen Biblis, Sandweg und Heidelberger Weg), fünf Mio. Mark für die Straßenbauarbeiten (Streckenlänge 4,48 km, drei Anschlussstellen, Südanschluss Hockenheim/B 36, L 599, Reilingen Ost) und 2,5 Mio. Mark für Flurbereinigung und Grunderwerb.
An der Baumaßnahme waren 12 Firmen mit zusammen über 100 Arbeitnehmern beteiligt. Insgesamt mussten rund 150 Kubikmeter Erdmassen bewegt werden, um 47.000 Quadratmeter Fahrbahnfläche im Zuge der B 39 neu, sowie 27.000 Quadratmeter bituminös verfestigte Wirtschaftswege herzustellen.
Im Konvoi auf der ersten Fahrt in Richtung Hockenheim.
Im Konvoi auf der ersten Fahrt in Richtung Hockenheim.
Unter den Ehrengästen die Landtags- und Bundestagsabgeordneten, die Bürgermeister der Gemeinden Neulußheim, Reilingen und Hockenheim, sowie zahlreiche Gemeinderäte aus den betroffenen Gemeinden.
Unter den Ehrengästen die Landtags- und Bundestagsabgeordneten, die Bürgermeister der Gemeinden Neulußheim, Reilingen und Hockenheim, sowie zahlreiche Gemeinderäte aus den betroffenen Gemeinden.
Rund 500.000 Mark hat die ergänzende Anpflanzung von 60.000 Bäumen und Sträuchern gekostet.
Im direkten Zusammenhang mit dieser Tiefbaumaßnahme war es möglich, dem Flurbereinigungsgebiet rund fünf Hektar bisheriges Brachland für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.
Hockenheims Bürgermeister Gustav Schrank meinte ergänzend, dass man durch diesen Straßenbau und die damit verbundene Entlastung des Durchgangsverkehrs in Hockenheim und Reilingen mehr Sicherheit, weniger Lärm, Abgase und Staub erhalte und gleichzeitig die Chance, die innerörtlichen Bereiche attraktiver zu gestalten.
Als dann noch Reilingens Bürgermeister Helmut Müller allen Beteiligten gedankt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen hatte, dass die Bevölkerung die Vorteile dieser Straße auch wirklich erfahre, schritt man schließlich zum symbolischen Akt des Durchtrennens des Bandes, um anschließend im Konvoi die B 39 neu Richtung Anschluss B 36 zu fahren. Dort war noch pünktlich zur Eröffnung eine Ampelanlage installiert worden.
Das für Reilingen und Hockenheim so bedeutende Ereignis schloss mit einem Mittagessen in der Hockenheimer Festhalle.
Fotos: Thüring, Hockenheim
Plan der B 39 neu
Plan der B 39 neu

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