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Ein "Kolonialwarenladen" im Speyerer Weg

[Online seit 30.11.2009]

Kolonialwarenladen Krämer ca. 1935
Kolonialwarenladen Krämer ca. 1935

Um die Jahrhundertwende bis in die frühen Sechzigerjahre gab es in Reilingen zahlreiche "Tante-Emma-Läden ", wie wir heute sagen. Wenige Reilinger besaßen ein Auto, also mussten die täglich notwendigen Einkäufe am Ort besorgt werden. Einen der damaligen Läden entdeckten wir als Detail auf einer alten Postkarte. Er befand sich im Speyerer Weg Nr. 25 nahe an der Einmündung zur Friedrichstraße. Dort war eigentlich das Reilinger Dorfende, denn die Friedrichstraße war die letzte Straße Richtung Westen. Dann kam nur noch Feld.

Der Titel auf der Rückseite der Karte lautet:" Gemischtwaren von E. Krämer, Ww. (Witwe)". Frau Helga Götzmann geb. Dagenbach, erinnert sich noch gut an ihre Großmutter und erzählte uns Näheres über den Laden, welcher schon 1961 geschlossen wurde. Frau Elisabetha Krämer geb. Kneis war eine Tochter des "Schütze-Peter-Annarees", welcher im Jahre 1952 im Alter von 93 Jahren verstarb. Sein Vater Peter ( Kneis) war "Feldschütz"(gesprochen: "Schitz" )in Reilingen gewesen, also nannte man ihn zur Unterscheidung von den zahlreichen ’Kneises’ "Schütze-Peter". Sein Sohn Andreas wurde dann in Reilinger Mundart "Schütze-Peter-Annarees" gerufen. Das Warensortiment im Laden war umfangreich: Zucker, Mehl, Flaschenbier, Eier , Hühnerfutter, Straßenbesen, Schuhbändel, Salz, Schuhwichse, "Gutsel" (Bonbons), Zigaretten und vieles mehr. Es gab schon einen Kühlschrank ("Eisschrank"), welcher mit Stangeneis, welches von der Brauerei gebracht wurde, täglich gefüllt werden musste. Natürlich gab es auch Waren auf Pump, und manche Frau ließ im Schuldenbuch anschreiben, bis wieder etwas Geld in der Kasse war. Bei einem sonntäglichen Engpass ging man "hinne rumm", klopfte an den Fensterladen und man bekam das dringend notwendige Lebensmittel. Aber eigentlich waren es immer die gleichen Hausfrauen, welche sonntags etwas dringlich brauchten..! Der Umsatz in dem Laden war am Ende nicht mehr rentabel, aber Frau Krämer meinte: "Wenn ihr mir den Laden nehmt, sterb ich!" So arbeitete sie bis ins hohe Alter und fühlte sich mit ihrem Laden verbunden. Unsere historische Aufnahme entstand etwa um 1935. Die Karte wurde im Internet ersteigert.

Philipp Bickle

Das gleiche Gebäude 2009
Das gleiche Gebäude 2009

Rückmeldung zum Thema "Kolonialwaren Krämer"

Frau Helga Popp geb. Kneis ("Kneise-Schreiner") erinnert sich noch gut an den Spruch, welcher im Laden bei den "Erbswürsten" hing. Er lautete:

"Borgen kann ich leider nicht, denn ich hab´s empfunden! Erst bin ich die Ware los, später auch den Kunden!"

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