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Die Gemeinde informiert

Kriegbach fällt auf großer Strecke trocken

[Online seit 24.08.2021]

BUND Ortsgruppe Hockenheimer Rheinebene, Bürgermeister und Landtagsabgeordnete drängen auf Ursachenanalyse und schnelle Reaktion
 
Hehre Ziele verfolgte der Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Karlsruhe, als er im vergangenen Jahr den Kriegbach nach den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie naturnah umgestaltete, und die seitherigen Sohlschwellen und Wehre aus Beton durch Holz- und Steinbuhnen in unterschiedlichster Ausführung ersetzen ließ. Rund eine halbe Million Euro wurde aufgewendet, die ökologische Gesamtsituation in und am Kriegbach zu verbessern. Die Projektverantwortlichen sprachen davon, einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum zu bieten und ein artenreiches Ökosystem zu schaffen. Insbesondere für aquatische Organismen, wie Fische und Kleinstlebewesen, sollte das eher unscheinbare, unter Natur- und Landschaftsschutz stehende Gewässer (FFH-Schutzgebiet) im Waldgebiet der „Lußhardt“ wieder durchwanderbar werden.
Indes fällt das Gewässer gerade in jüngster Zeit immer wieder trocken. Mit dramatischen Folgen für den artenreichen und zum Teil streng geschützten Fischbesatz, der vielfach ums Überleben kämpfte. Viele Fischarten, wie Stichling, Döbel, Hecht, Gründling, Hasel, Barsch und Barbe, mussten in aufwändigen Rettungsaktionen in verbliebenen Restwasserlöchern eingesammelt und in wasserreichere Gewässerabschnitte versetzt werden.
 
Rettungsaktion bewahrt Fische vor Erstickungstod
 
Die BUND-Ortsgruppe Hockenheimer Rheinebene hatte schon Anfang des Monats erste Bürgerhinweise aufgegriffen und das Regierungspräsidium Karlsruhe als Träger der Unterhaltungslast mit den dramatischen Zuständen offensiv konfrontiert. Wegen der anhaltend bedenklichen Gewässersituation sahen sich BUND-Vorsitzender Dieter Rösch zusammen mit seinen Stellvertretern Uwe Heidenreich (zugleich NABU-Vorsitzender) und Thomas Kuppinger veranlasst, zu einem Vor-Ort-Termin an die Steinerne Brücke im Lußheimer Wald einzuladen. Gesprächspartner waren am späten Dienstagnachmittag die Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann (Bündnis´90/Die Grünen) und Andreas Sturm (CDU), sowie die Bürgermeister Uwe Grempels (Altlußheim) und Stefan Weisbrod (Reilingen), deren Gemarkung vom Kriegbachverlauf tangiert wird. MdL Daniel Born (SPD) hatte sein urlaubsbedingtes Fernbleiben entschuldigt. Teilnehmer der Diskussionsrunde waren ferner Thomas Kirchgässner vom Altlußheimer SFC „Rheinsalm“ als Pächter des Fischgewässers, sowie Oliver Bender und Dominik Mattern vom ASV Reilingen. Der Rhein-Neckar-Kreis war durch den Naturschutzbeauftragten Peter Geng vertreten.
Dieter Rösch eröffnete das Treffen mit einem in die Thematik einführenden Blick auf die Historie der Ereignisse, die ihren Höhepunkt Ende der zweiten Augustwoche erreichten, als das Gewässer komplett trockenfiel und ein massives Fischsterben drohte. Eine vom Regierungspräsidium veranlasste Rettungsaktion des Fischbestandes habe sich leider als unzureichend erwiesen. Der BUND habe daher gemeinsam mit freiwilligen Helfern des Sportfischerclubs „Rheinsalm“ Altlußheim und dem Angelsportverein 1960 Reilingen eine ergänzende Aktion gestartet. Hunderte Fische, darunter so manche kapitalen Exemplare, hätten dabei vor dem Erstickungstod gerettet werden können, zuweilen sei aber jegliche Hilfe zu spät gekommen.    
Bürgermeister Uwe Grempels, selbst bereits am 01. August mit der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort, lobte die Rettungsaktion. Im Gegensatz zu einem ähnlichen Vorfall im vergangenen September habe das Regierungspräsidium diesmal gehandelt, wenn auch insgesamt gesehen die Manpower gefehlt habe. Grundsätzlich wünschte sich Grempels vor allem eine verbesserte Kommunikation der Verantwortlichen des Regierungspräsidiums. Noch immer entstehe der Eindruck, als werde erst auf Zuruf reagiert.
 
„Brauchen eine Niedrigwasserstrategie
 
MdL Andre Baumann dankte für die Initiative des BUND und den freiwilligen Helfern der Angelsportvereine. Nach seiner Information sei der Landesbetrieb Gewässer seit der ersten Meldung Anfang August mit dem Problem befasst, habe es insgesamt drei Rettungseinsätze für den Fischbesatz gegeben. Von einer absurden Situation sprach Baumann, wenn der Kriegbach gerade in einer Zeit trockenfalle, obwohl andernorts Hochwasserereignisse und in der Region starke Niederschläge zu verzeichnen wären. Aber oberhalb Ubstadt-Weiher käme deutlich weniger Wasser an, wo gerade in den letzten Tagen Abflüsse von weniger als 600 Liter pro Sekunde zu beobachten seien. Das entspreche einem geringeren Abfluss als dem Mittelwert niedrigster jährlicher Abflüsse. Daher erhalte der Kriegbach derzeit wenig bis keinen Zufluss über das Schneidmühlwehr. Entscheidend sei nun einmal, so Baumann, dass der Großteil des Wassers in den Kraichbach übergeleitet werde.
Längst sei die Region ein Wassermangelgebiet, müsse nicht nur ein Hochwasser-, sondern  auch ein Niedrigwassermanagement betrieben werden. Daran arbeite gerade die Landesregierung, wie auch aktuell eine Kartierung der legalen und illegalen Wasserentnahmen im Gange sei. „Wir sind eine der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen“, stellte der Landtagsabgeordnete und Staatssekretär beim Umweltministerium fest. Das habe nicht nur Folgen für die Gewässer und den sterbenden Hardtwald, sondern auch für die Landwirtschaft, die sich bei einschränkender Wasserentnahme umorientieren müsse.
Bürgermeister Stefan Weisbrod regte an, die wasserrechtliche Erlaubnis den eingetretenen Veränderungen anzupassen und den Kriegbachzufluss  neu auszutarieren. Ansonsten müsse man damit rechnen, den Kriegbach als Gewässer aufzugeben. Auch Thomas Kuppinger verwies darauf, dass das angewendete Wasserrecht noch aus dem vorigen Jahrhundert stamme und angesichts des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß sei. Andre Baumann sprach sich dafür aus, ebenso die Wasserrahmenrichtlinien zu überdenken.
Debattiert wurde auch die Frage, ob die Renaturierung des Kriegbachs zumindest in Teilbereichen zum Austrocknen geführt hat. „Das Gewässer wurde wie ein Wildwasserbach umgebaut und ist völlig überdimensioniert“, fand Naturschutzbeauftragter Peter Geng. Mit viel Aufwand seien die Querbauwerke entfernt worden, die für einen Wasserstau in den Sommermonaten gesorgt hätten, merkte Thomas Kuppinger an. Die erhoffte Durchgängigkeit für Fische und Kleinstlebewesen gehe jetzt wohl etwas nach hinten los, mutmaßte das BUND-Mitglied.
Landtagsabgeordneter Andreas Sturm lenkte den Blick nochmals auf die Wasserentnahmen, die genau analysiert werden sollten. Es müsse geschaut werden, welche Mengen entnommen werden, wobei der Fokus auch auf die Gegend oberhalb von Ubstadt-Weiher zu richten sei.
Einig war sich die Runde, dass eine Niedrigwasserstrategie im Land erforderlich und ein Organisations- und Einsatzplan unter Mitwirkung der örtlichen Akteure sinnvoll sei. Eine dringende Ursachenanalyse und schnelle Reaktion forderte abschließend Dieter Rösch. Dabei setze er auf eine kollegiale Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium und den betroffenen Gemeinden.
 
Keine kurzfristige Lösung in Aussicht
 
Wie sich der Sachverhalt aus Sicht des Regierungspräsidiums, Landesbetrieb Gewässer (LBG) darstellt, ergibt sich aus einer am gleichen Tag herausgegebenen Presseerklärung. Demnach dient der Kriegbach bestimmungsgemäß in erster Linie der Hochwasserentlastung des Kraichbachs. Hierzu wird der Abfluss des Kraichbachs nördlich des Pegels Ubstadt-Weiher am Schneidmühlwehr zwischen Kriegbach und Kraichbach aufgeteilt. Der Hauptanteil des Abflusses verbleibt gemäß der wasserrechtlichen Genehmigung im Kraichbach. Dort herrscht jedoch wegen der seit Anfang August sehr geringen Niederschläge eine Niedrigwassersituation. Daher erhalte der Kriegbach derzeit wenig, bis keinen Zufluss über den am Schneidmühlwehr installierten Fischpass und sei mittlerweile abschnittsweise trockengefallen. Fische und wirbellose Bachbodenbewohner, wie Libellenlarven, Kleinkrebse oder Weichtiere, müssten sich in tiefere Bereiche des Gewässers zurückziehen, wo sie die Niedrigwasserphasen überdauern könnten. Wo dies nicht ausreiche, habe der LBG „im Rahmen seiner Möglichkeiten“ mehrfach vor Ort Fische eingesammelt und in tiefere Gewässerabschnitte benachbarter Gewässer versetzt.
Eine andiskutierte Öffnung des Schneidmühlwehrs und damit das Einlassen von mehr Wasser in den Kriegbach habe der LBG wegen der damit einhergehenden Nachteile wieder verworfen. Eine veränderte Abflussaufteilung am Schneidmühlwehr zu Gunsten des Kriegbachs würde einerseits die Situation des Kriegbachs verschärfen und andererseits auch die Gefahr mit sich bringen, dass wieder Fische in den Kriegbach einwandern und letztendlich wieder versetzt werden müssten, so die Pressemitteilung.
Eine kurzfristige Lösung im Umfang mit den Niedrigwasserphasen könne der Landesbetrieb Gewässer und das Landratsamt Karlsruhe als zuständige Zulassungsbehörde nicht anbieten. Dies sei wegen der Komplexität des Gewässersystems Kraichbach-Kriegbach im Zusammenspiel mit den Wechselwirkungen auf die einzelnen Gewässer mit dem Grundwasser, sowie mit der Flora und Fauna nicht möglich. Auf lange Sicht werde jedoch weiterhin an Lösungen gearbeitet. So befinde man sich derzeit am Anfang eines langfristigen Datenerhebungs-, Planungs- und Genehmigungsprozesses. In einem ersten Schritt werde durch den LBG ein Konzept für Niedrigwasserphasen für den Kriegbach entwickelt, um auf derartige Ereignisse besser vorbereitet zu sein. In diesem Zusammenhang würden die zuständigen Unteren Wasserbehörden auch Wasserentnahmen aus Kriegbach, Kraichbach und Grundwasser in den Blick nehmen. (jd)
 
Fotos: D. Rösch (2), Schwindtner (2)

Mitglieder des SFC Rheinsalm Altlußheim und des ASV Reilingen suchen die Wassertümpel nach überlebenden Fischen ab.
Mitglieder des SFC Rheinsalm Altlußheim und des ASV Reilingen suchen die Wassertümpel nach überlebenden Fischen ab.
Eine rege Debatte führen v.l. MdL Andre Baumann (Bündnis´90/Die Grünen), Naturschutzbeauftragter Peter Geng und Bürgermeister Uwe Grempels (Altlußheim).
Eine rege Debatte führen v.l. MdL Andre Baumann (Bündnis´90/Die Grünen), Naturschutzbeauftragter Peter Geng und Bürgermeister Uwe Grempels (Altlußheim).
Bürgermeister Stefan Weisbrod und CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Sturm lassen sich vom BUND-Vorsitzenden Dieter Rösch über die Historie der Ereignisse informieren.
Bürgermeister Stefan Weisbrod und CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Sturm lassen sich vom BUND-Vorsitzenden Dieter Rösch über die Historie der Ereignisse informieren.
Ein Blick in die Fangkescher bestätigt den reichen Fischbesatz am Kriegbach.
Ein Blick in die Fangkescher bestätigt den reichen Fischbesatz am Kriegbach.
Die geretteten Fische werden unterhalb des Duttlacher-Graben-Zuflusses wieder in den Wasser führenden Kriegbach ausgesetzt.
Die geretteten Fische werden unterhalb des Duttlacher-Graben-Zuflusses wieder in den Wasser führenden Kriegbach ausgesetzt.

Weitere Informationen

Informationen zur Grundsteuerreform

Die Grundsteuer muss wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts bundesweit reformiert werden. Deshalb wird das Finanzamt die Grundstücke neu bewerten. Maßgebend hierfür sind die Verhältnisse zum 01. Januar 2022. Der ermittelte Grundsteuerwert wird ab dem 01. Januar 2025 verwendet, um die Grundsteuer neu zu bemessen.

Das Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg hat die Grundstückseigentümer zur Abgabe einer sogenannten Feststellungserklärung bis zum 31. Oktober 2022 aufgefordert.

Mit nachstehend zum Download bereitgestellten Dokumenten informieren wir Sie über die Reform und das vorgesehene Verfahren.

Weitere Informationen zur Grundsteuerreform finden Sie unter

www.grundsteuer-bw.de oder www.steuerchatbot.de

Reilinger Flüchtlingshilfe

Auch in unserem Dorf wollen wir den Geflüchteten eine sichere Unterkunft anbieten. Damit diese Hilfe auch genau dort ankommt, wo sie tatsächlich gebraucht wird, wurde eine separate Homepage erstellt.

Alle Reilinger Bürgerinnen, Bürger und Firmen können sich hier über die Maßnahmen zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge in unserer Gemeinde informieren.

Bitte helfen Sie mit !

Alle Informationen finden Sie unter:
http://ukraine.reilingen.net/

 

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Hier können Sie Artikel aus den Jahren 2003 bis 2008 nachlesen.

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