Aus dem Vereinsleben

Burg Wersau: Das Interesse an der Geschichte der Burg ist überaus groß

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Spannung, ob "Burg unter der Grasnarbe" auch tatsächlich gefunden werden kann

Noch intensive Quellenstudien vor dem ersten Spatenstich

Viele Heimatfreunde aus Reilingen und Umgebung sind an der Geschichte, mehr noch aber einer "Wiedergeburt" der ehemaligen Burg Wersau interessiert. Bereits während einer Informationsveranstaltung am "Tag des offenen Denkmals" (wir berichteten) hatten sich spontan zahlreiche Besucher bereiterklärt, sich aktiv an der intensiven Erforschung der historischen Burganlage am Ortsrand der Spargelgemeinde zu beteiligen.

Um sich ein Bild von den geplanten Aktivitäten rund um die Burg Wersau zu vermitteln, hatte Heimatforscher Otmar Geiger zu einem Burgenabend in den Gewölbekeller des "Wersauer Hofes" eingeladen.

Viele Hobby-Archäologen
Das Interesse an der Veranstaltung war unerwartet groß, so dass nicht nur Hobby-Archäologen und Heimatkundler aus der ganzen Region begrüßt werden konnten, sondern auch grabungswillige Bürger. Und wie wichtig der Gemeinde Reilingen die Zukunft der Burg Wersau ist, machte zudem die Anwesenheit von Bürgermeister Walter Klein sowie zahlreicher Gemeinderäte deutlich.

Welche Bedeutung die Burganlage früher gehabt haben muss, verdeutlichte zunächst Otmar Geiger. So erinnerte er daran, dass die Burg Wersau bereits vor der Ortsbesiedlung des heutigen Reilingen an der ehemaligen Römer- und späteren Kaiserstraße von Bad Wimpfen her kommend lag und deren Besatzung für den Geleitschutz zwischen der ehemaligen kurpfälzischen Amtsstadt Wiesloch und der Freien Reichsstadt Speyer zuständig war.

Zeugen des frühen Mittelalters
Funde von Ofenkacheln und Bodenfliesen seien für die Wissenschaftler klare Indizien dafür, dass die Burg Wersau bereits im frühen Mittelalter von herausragender Bedeutung gewesen sein muss. Nur besonders reiche und wichtige Burganlagen hätten vor mehr als 1000 Jahren bereits Kachelöfen oder einen gefliesten Boden gehabt. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen berichtete der Regional- und Heimathistoriker aber auch von seinen eigenen Forschungen, die legendäre Reilinger Wendelinsbruderschaft von 1451 betreffend. Auch diese erinnere an die herausragende Bedeutung der Burg, denn allein ihr gehörte damals auch die gesamte kurfürstliche Familie an.

Urkunde vom Papst
Als weitere Zeugnisse für die besondere Stellung der Wersau nannte Geiger zudem die Übergabe der päpstlichen Genehmigungsurkunde im Jahre 1386 zur Gründung einer Universität in Heidelberg, sowie die inzwischen vorliegenden Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des Wallfahrts- und Pilgerwesens im Mittelalter und den späteren Jahrhunderten. "Die Burg Wersau war nicht nur eine einfache Burg, sondern eine die regionale Geschichte und Entwicklung prägende Burganlage", so das Fazit von Otmar Geiger.

Dass sich die Gemeinde Reilingen der historischen Verantwortung und einer heimatkundlichen Erforschung stelle, machte Bürgermeister Walter Klein deutlich. Da sich ein großer Teil der ehemaligen Burgenfläche inzwischen im Gemeindebesitz befinde, könne in den kommenden Jahren in aller Ruhe an die Arbeit gegangen werden.

Bei allen Aktivitäten müsse aber die wissenschaftliche Betreuung und Begleitung im Vordergrund stehen. So dürfe es bei der "Burg unter der Grasnarbe" zu keinen wilden, also ungenehmigten Ausgrabungsversuche oder gar Schatzgräbereien kommen. Daher müsse ein ordentliches Vorgehen aller interessierten (Laien-)Kräfte gebündelt und konzentriert werden.

Arbeitskreis "Burg Wersau"
Die Anwesenden waren übereinstimmend der Auffassung, dass dies am besten unter dem Dach des Vereins "Freunde Reilinger Geschichte" geschehen könne. Dessen Vorsitzender Philipp Bickle, der in der zukünftigen Erforschung der Burg Wersau eine ganz besondere Herausforderung für den Heimatverein sieht, begrüßte ebenfalls das angedachte Tun und sicherte den Anwesenden die volle Unterstützung zu. So sei die Gründung eines Arbeitskreises "Burg Wersau" jederzeit möglich, der ähnlich wie der bereits seit vielen Jahren bestehende Arbeitskreis "Heimatmuseum" als selbständige Abteilung des Vereins aktiv werden könne.

Archäologe gibt Zwischenbericht
Um allen Burgen- und Heimatfreunden die Gelegenheit zu geben, sich umfassend und ausführlich über die Geschichte und die bereits durchgeführten Forschungsarbeiten informieren zu können, wird es noch in diesem Jahr einen Vortragsabend mit dem von der Gemeinde Reilingen mit den Arbeiten beauftragten Archäologen Dr. Ludwig Hildebrandt geben. Danach werde es, so Otmar Geiger abschließend, auch möglich sein, in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde über mögliche Ausgrabungsarbeiten nachzudenken. Gerade bei der Burg Wersau seien die Vorarbeiten immens und zunächst viel Grundlagenarbeit angesagt. "Das Quellenstudium kommt nun mal auch in diesem Fall lange vor dem ersten Spatenstich."

ara aus htz
( 13.10.2008 - 10:14)

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