Aus dem Vereinsleben

"Das ist ein angenehmerer Druck"

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht


In der B-Jugend war Matthias Rohr vom TB Germania Reilingen zur damaligen SG Kronau/Bad Schönborn gewechselt und machte dort seitdem die gesamte Aufwärtsentwicklung mit, die letztlich - nach der Fusion mit dem TSV Östringen - bis in die erste Bundesliga führte. Im Elitehaus des deutschen Handballs ist der 23-Jährige immer noch aktiv, aber seit Mitte Januar nicht mehr bei der SG Kronau/Östringen, sondern bei der SG Wallau/Massenheim vor den Toren Frankfurts.

Für den 1,92 Meter großen Reilinger ist dies ein interessanter Wechsel - vom Abstiegskandidaten zur etablierten Bundesligamannschaft und noch dazu mit der Perspektive, mehr zu spielen als bei den "Kröstis", wo Rohr immer nur zu Kurzeinsätze kam und noch dazu meistens in einer Phase, wenn der Karren schon verfahren war.

Die Pause wegen der Europameisterschaft war für ihn zudem ausgezeichnet, um sich in der neuen Mannschaft und dem Umfeld einzuleben. Zwischen Waldlauf und Krafttraining hatten wir Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit dem Rechtshänder.

Hallo Matthias, haben Sie sich in der neuen Umgebung schon akklimatisiert?

MATTHIAS ROHR: Auf jeden Fall, das ging eigentlich ziemlich schnell. Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden.

Kannten Sie einige Spieler schon persönlich?

ROHR: Jens Tiedtke und Jan-Hendrik Behrends kannte ich von der Bundeswehr-Nationalmannschaft, aber nicht besonders gut. Mit Carsten Bengs war ich mal abends gemeinsam mit Steffen Weber unterwegs. Aber sonst kannte ich niemanden.

Wie kam es eigentlich zu dem Wechsel? Ist ein schöner Aufstieg, vom Ersatzspieler beim Abstiegskandidaten zu einer der bekannten Adressen im deutschen Handball . . .

ROHR: Wallaus Trainer Martin Schwalb hatte schon mal vor einem Dreivierteljahr bei Michael Roth wegen mir nachgefragt, aber damals eine Absage bekommen. Inzwischen hat Michael Roth gemerkt, dass ich unzufrieden war. Und er war der Meinung, dass mir eine Luftveränderung gut tun könnte. So kam es zu dem Wechsel.

Warum lief es denn für Sie bei der SG Kronau/Östringen nicht so gut?

ROHR: Ich kam immer erst rein, wenn es nicht so gut aussah. Da stand ich immer unheimlich unter Druck, man konnte sich keinen Fehler erlauben, schon war man wieder draußen.

Und diesen Druck haben Sie jetzt in Wallau nicht? Sie müssen sich ja beweisen . . .

ROHR: Doch, schon, aber das ist ein anderer, angenehmerer Druck.

Wie groß ist überhaupt die Gefahr, nicht im Bundesliga-Kader zu stehen und vielleicht in der Reserve spielen zu müssen?

ROHR: Der Kader ist gar nicht so groß. Und es sind ein paar U23-Leute dabei. Man darf ja 14 Leute auf den Spielberichtsbogen schreiben, wenn sie unter 23 sind. Auf meiner Position spielt praktisch "nur" Jan-Olaf Immel. Der ist zwar bärenstark, aber er braucht ja auch einmal 'ne Pause.

Wie lange läuft Ihr Vertrag?

ROHR: Vorerst einmal bis Saisonende. Das ist so in beiderseitigem Interesse. Ich wollte erst einmal sehen, ob es mir gefällt. Und die Wallauer müssen ja auch erst schauen, ob und wie ich klar komme.

Der Wechsel ist ja mit einigen Veränderungen verbunden, zum Beispiel die längere Anfahrt . . .

ROHR: Ja, das war schon eine Umstellung. In den letzten Tagen haben wir immer schon um 9 Uhr trainiert. Da musste ich schon um 7 Uhr los, um im Berufsverkehr nicht zu spät zu kommen. Aber ich nehme die Belastung gerne auf mich. Letzte Woche hatte ich noch die vorerst letzte Prüfung an der Uni zu schreiben. So kann ich mich in den nächsten sechs Wochen voll auf Handball konzentrieren.

Stichwort Jan-Olaf Immel, der am Sonntag mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister wurde. Wie bewerten Sie diesen Erfolg?

ROHR: Das ist absolut klasse, dieser Titel war einfach überfällig. Was die Mannschaft gezeigt hat, war eine echte Werbung für den Handballsport, der EM-Titel bringt bestimmt einen Aufschwung.
von Andreas Lin aus SZ
( 16.02.2004 - 08:47)

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht

© Gemeinde Reilingen 2004