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Hightech von vorgestern: Faszination der alten Grammophone
Faszination der alten Grammophone

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Das Heimatmuseum im Obergeschoss des historischen Gasthauses "Zum Löwen" hatte einen besonderen Grund zu feiern. Es sollte um eine weitere Attraktion erweitert werden, ein Puppenhaus von 1918. Natürlich bedurfte dieses Ereignis auch eines passenden Rahmens. Philipp Bickle von den "Freunden Reilinger Geschichte" hatte zu diesem Zweck zwei Sammler für ein historisches Schallplatten-Konzert gewinnen können.

Rudi Müller aus Neustadt an der Weinstraße und Reimer Schölermann aus Schwetzingen sind leidenschaftliche Freunde der alten Tontechnik und der Musik aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Sie sammeln Wachswalzen und Schellack-Schallplatten, Müller außerdem die dazu passenden Geräte und vieles mehr. Beide sind auch Mitglieder eines Sammler-Stammtisches in Schwetzingen.

Das Reilinger Konzert bezog sich auf ein spezielles Interessengebiet von Müller und beinhaltete daher hauptsächlich Schallplatten aus dessen Sammlung. Unter dem Motto "Verspielt und verrückt . . .!" wurden Schlager aus den 20-er Jahren mit lustigen, skurrilen und frivolen Texten dargeboten.

Im großen Saal des Heimatmuseums waren vor den rund 20 Zuhörern zwei "typische" alte Grammophone aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit großen Blechtrichtern sowie ein hochwertiges "Electrola"-Tischgerät von 1929 ohne sichtbaren Trichter aufgebaut.

Bei diesem Konzert wurden die beiden älteren Geräte für akustisch aufgenommene und der neuere Apparat für die bereits elektrisch aufgenommenen Schallplatten verwendet, die ab der Mitte des Jahrhunderts in den Handel kamen.

Das Konzert begann mit den "weltbewegenden" Fragen: "Was machst du mit dem Knie, lieber Hans?" , "Wo sind deine Haare, August?" und "Wer hat denn den Käse zum Bahnhof gerollt?". Dann verkündete der bekannte Sänger Max Kuttner: "Ich hab' das Fräul'n Helen baden seh'n, das war schön!", aber ein Kollege antwortete: "Das schöne Fräulein Helen soll nicht mehr baden".

Dem Wasser blieb man auch weiterhin treu. "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n" hieß es, und diesem, von einem Mann gesungenen Stück war ein gewisser homoerotischer Charakter nicht abzustreiten.

Vielleicht als Reaktion darauf hieß es im nächsten Schlager: "Du bist als Kind zu heiß gebadet worden, dabei ist dir bestimmt geschadet worden".

Dann stand die Frage im Raum: "Was macht der Mann da auf der Veranda?". Ob er derjenige war, der danach verkündete: "Heut' war ich bei der Frieda, das tu' ich morgen wieder!", konnte nicht geklärt werden. Jedenfalls schwärmte dieser Verehrer: "In ihren Augen hat sie so was Gutes! Wenn man von ihr was haben will, sie tut es!" und dachte dabei sicher nicht an Lakritzbonbons.

Der zweite Teil des Konzerts nach der Pause begann mit den Comedian Harmonists. Zunächst besangen sie eine leise nächtliche Puppenhochzeit.

Dann folgte die fröhliche Geschichte von der Bar zum Krokodil am Nil, wo man ganz Zweiviertelnackt im Rumba- und Dreivierteltakt tanzte. Der Grund dafür wurde deutlich im nächsten Lied: "Benjamin, ich hab' nichts anzuzieh'n".

Besser ging es offenbar der beliebten Claire Waldoff, denn sie schwärmte: "Wie wohl ist mir am Wochenende". Auch frühreife Jugendliche gab es schon. "Wieso ist der Walter so klug für sein Alter?" fragte ein besorgter Sänger.

Den Abschluss des Konzerts bestritt schließlich noch einmal Claire Waldoff mit ihrer Hymne auf die moderne Frau: "Hannelore, schönstes Kind vom Hall'schen Tore".

In heiterer Stimmung und mit der Aussicht auf mehr solcher Konzerte - wie von Philipp Bickle in Absprache mit den beiden Sammlern angekündigt - strömte das dankbare Publikum hinaus in die kalte Novembernacht. rsn aus SZ, Foto le
( 26.11.2007 - 10:59)

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