Aus dem Vereinsleben

Musikalische Reise voller Emotionen und Leidenschaft
HAO-Orchester

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Großes Herbstkonzert des Hohner-Akkordeon-Orchesters Reilingen

Herbst - farbige Blätter fallen von den Bäumen, das Wetter ist windig, nebelig und unangenehm kühl. Man zieht sich in gerne in sein Heim zurück und man wird müder. Für viele Menschen mag das gelten, aber ganz sicher nicht für die Mitglieder des Hohner-Akkordeon-Orchesters, die am Sonntag, dem 12. Oktober, in der gut besuchten Fritz-Mannherz-Halle in Reilingen mit ihrer Freude und Musikalität eher einen sonnigen Frühlingstag repräsentierten. Nach einer kurzen Begrüßung eröffnete das 1. Orchester unter der Leitung von Johannes Grebencikov das Konzert furios mit der "Carmen Suite" von Georges Bizet, deren Dynamik das Publikum sofort in seinem Bann zog. Mit ungeahntem Gefühl konnten die Spieler und Spielerinnen die vielzitierte spanische Leidenschaft mit diesen weltbekannten Melodien ausdrücken. Das neue Schülerorchester unter Leitung von Iris Lörch setzte die musikalische Reise fort. Es besteht zum Teil aus Kindern, die gerade einmal ein Jahr Unterricht genossen haben, in Gruppen, bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Trotzdem dies ihr erster öffentlicher Auftritt war, war die Freude an der Musik bei ihrem Vortrag deutlich spürbar, völlig unbeschwert erklang der "Akkordeonkinder-Marsch" von Marianne Baldauf, von Nervosität keine Spur. Das mit allerlei rhytmischen Klatsch- und Kratzgeräuschen garnierte Stück zeigte, welch unglaubliche Fortschritte Schüler in kurzer Zeit machen können. 2 mal 3 macht 6, widdewiddewitt... genau, Pippi Langstrumpf. Jedes Kind liebt sie noch heute und das Schülerorchester drückte seine Zuneigung mit einer wunderschönen Interpretation dieses Liedes aus, was vom Publikum mit kräftigem Beifall honoriert und von den Kindern mit strahlenden Gesichtern entgegengenommen wurde. Die Bühne wurde nun frei für das Jubiläums-Orchester, das ursprünglich aus der Idee entstanden war, zu einem Vereinsjubiläum frühere Mitspieler vorübergehend zu einer Spielgruppe zusammenzustellen. Vorübergehend ist seither ein dehnbarer Begriff, das "Jubi" ist einfach zusammengeblieben, und das seit über 20 Jahren. Der Walzer Nr.2 von Dimitri Schostakowitsch erklang mit einer derartigen Leichtigkeit, dass sicher mancher Besucher gerne getanzt hätte und spätestens bei Bert Kaempferts "Rot ist der Wein" hörten die Füsse nicht mehr auf zu wippen. "Memory" aus dem Musical Cats von Andrew Lloyd Webber und "A Sentimental Reflection" von Martin Knopf ersetzten das Wippen der Füsse dann durch ein Wiegen von Köpfen und Oberkörpern, welches immer dann entsteht, wenn gefühlvolle Musik vom Menschen Besitz ergreift. Eigentlich wollte das Jubiläumsorchester mit dem tollen Cha-Cha "Bongos & Maracas" seinen Vortrag abschließen, doch das Publikum verlangte nach Mehr. Erst nach einer Zugabe durften die Spieler die Bühne unter frenetischem Beifall verlassen. Eine Besucherin beschrieb während der folgenden mehrminütigen Pause die Musik des HAO so: "Ich hebb Genshaut bis zu de klone Zeä, so schä hewwischs noch nie khert!". Nach der Pause setzte das 1. Orchester zu emotionalen Höhenflügen an. "Adios Nonino", ein wunderbar leidenschaftlich vorgetragener Tango von Astor Piazolla zeigte dem Publikum, welches musikalische Potential in der Akkordeonmusik schlummert. Man kann damit Geschichten erzählen und Gefühle ausdrücken, für die man möglicherweise gar keine Worte finden würde. Auch die "New Orleans Suite" von Ralf Schwarzien erzählte eine Geschichte, die einer Stadt mit einer großen musikalischem Kultur. Man läuft am Abend durch die Straßen und findet in jeder Kneipe eine andere Musikrichtung, jede mit einem besonderen Flair, mal ruhig, mal leidenschaftlich rhytmisch. Spätestens bei der "West Side Story" von Leonard Bernstein fiel dem Publikum auf, welchen Ursprung die herrlichen musikalischen Interpretationen hatten. Die intensive Körpersprache des Dirigenten Johannes Grebencikov, der nicht einmal ein Notenpult benötigte, führte nicht nur die Orchester von einem Höhenflug zum Anderen, auch auf das Publikum war seine spürbare persönliche Begeisterung längst übergesprungen. Ein "Best of" von ABBA-Songs steigerte die Stimmung noch weiter. "Thank you for the music" als Hit zum Schluss des Konzerts drückte dann wohl aus, was das Publikum dachte. Keinen hielt es mehr auf seinem Platz, stehende Ovationen und massenhafte Rufe nach Zugaben ließen die Halle erzittern. Der Hit "Eloise" von Barry Ryan als Zugabe fegte dann wie ein ein Orkan durch die Halle, zufrieden waren die Zuschauer damit aber immer noch nicht, man verlangte stehend nach mehr. Johannes Grebencikov konnte nun die Wandlungsfähigkeit seines Orchesters unter Beweis stellen indem er nochmals den 4. Satz der New Orleans Suite spielte - schneller, mit noch mehr Leidenschaft und unter Einbeziehung der Zuschauer. Das Hohner Akkordeon-Orchester Reilingen hat nach vier Jahren Pause erstmals wieder ein Konzert gegeben, das gezeigt hat, wie phantastisch man sich musikalisch weiterentwickeln kann. Strahlende Gesichter bei Spielern und Zuschauern zeugten von der gelungenen Veranstaltung. Am besten hat es ein Besucher in der uns eigenen, blumigen kurpfalzischen Sprache ausgedrückt: "Ich gloob ich muss jetzt ins Krangehaus..." - "Warum?" - "Mir isch beim musigghoische de Unnerkiefa uffm Bodde uffgschlache!".

(jr)
( 13.10.2008 - 11:56)

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Applaus des begeisterten Publikums Applaus des begeisterten Publikums
Dirigent Johannes GrebencikovDirigent Johannes Grebencikov

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