Aus dem Vereinsleben

Vom Reilinger Wappentier in die Welt der Kunst
Vom Reilinger Wappentier in die Welt der Kunst

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Ausstellung im Reilinger Heimatmuseum in Vorbereitung

Für Professor Josef Walch läuft der Countdown. In vier Wochen, am Mittwoch, 5. April um 19 Uhr wird im Reilinger Heimatmuseum eine Ausstellung eröffnet, die Reilingens Wappentier, dem Hasen gewidmet ist: „Im Zeichen des Hasen. Vom Reilinger Wappen zu Joseph Beuys“. Mit diesem Thema beschäftigt Walch seit längerer Zeit. Die Gemeinde Reilingen besitzt bekanntermaßen ein außergewöhnliches Wappen, in dessen Mittelpunkt ein Hasenkopf mit drei Sternen abgebildet ist. Keine weitere Gemeinde in Deutschland hat ein vergleichbares Wappen mit einem Hasenkopf. Hasen als Wappentiere von Gemeinden oder Städten sind im Gegensatz zu Löwen, Adlern, Greifen und anderen Tieren sehr selten Das Reilinger Wappen ist nach dem jetzigen Stand der Recherchen, so Josef Walch, das älteste Wappen mit dem Hasen als Wappentier in Deutschland. Das Reilinger Wappen ist aber auch von einem Geheimnis umgeben. Niemand weiß bis heute, was dieses Tier auf dem Reilinger Gemeindewappen bedeuten soll. „Das macht die Sache besonders interessant. Es gibt unterschiedliche Theorien, keine ist aber genau belegt.“ Wenn man vor dem Eingang des alten Reilinger Rathauses steht, sieht man eine Gemeindewappen, das ganz anders aussieht als das heutige: „Über dem Hasenkopf liegt eine Löwe. Umgeben ist der Kopf von Zweigen, statt Sternen sieht man drei Punkte. Der Hasenkopf, der hier abgebildet ist, unterscheidet sich sehr stark vom dem Kopf des heutigen Wappens: „Man kann viel dahinter vermuten“, stellt Walch fest, spekuliert wurde darüber immer wieder. Ursprung des Reilinger Wappens ist eine Gerichtssiegel aus dem Jahr 1723, das heute im Badischen Generallandesarchiv aufbewahrt wird. Auch hier liegt ein Löwe über dem Kopf, der von zwei Palmwedel gesäumt ist. Zu sehen sind insgesamt 6 Sterne. In seiner heutigen Form wurde das Reilinger Wappen 1959 vom Badischen Generallandesarchiv festgelegt. All das wird in der Ausstellung dokumentiert und zu sehen sein. Ausgehend von Reilingens Wappentier hat sich Walch umfassend mit der Bedeutung des Hasen in Kunst und Kultur seit längerer Zeit beschäftigt. Im Verlauf der vergangenen Jahre hat der Reilinger Hochschullehrer und Künstler mehr 500 Objekte und Dokumente zum Hasen gesammelt, Bilder, Grafiken, Plastiken, Postkarten, Geschirr, Gebrauchsgegenstände, Münzen, Briefmarken, Spielzeug, Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler und vieles anderes. Zum ersten Mal werden in der Ausstellung zahlreiche Objekte aus dieser Sammlung im Reilinger Heimatmuseum gezeigt werden. Aber nicht nur der Reilinger Hase gibt sich geheimnisvoll, so Walch. Auch die Herkunft des Osterhasens als Eierbringer ist bis heute nicht genau belegt. Auch hier gibt es unterschiedliche Erklärungen. Die reichen vom Symboltier der germanischen Liebesgöttin Ostera bis zur Erklärung, dass beim Versuch, ein Osterlamm las Vorlage für Formen zeichnerisch zu übertragen, eine Hasenkopf entstanden ist. Dem Thema Osterhasen wird so auch ein Teil der Ausstellung gewidmet sein, was sich bei dem Termin und der Öffnung der Ausstellung über die Osterfeiertage von selbst versteht. Einen Hasen stellt das wohl bedeutendste Tierbild in der abendländischen Kunstgeschichte dar. Albrecht Dürer hat es 1502 aquarelliert. Das Original liegt im Safe der Albertina in Wien. Dieses Bild, so Walch, wird kaum noch ausgestellt: „Ich hatte das Glück, das Original im vergangenen Jahr in der Dürer-Ausstellung im Madrider Prado zu sehen. Es ist faszinierend. In der Ausstellung werden wir ein ausgezeichnetes Faksimile in Originalgröße zeigen.“ Aber nicht nur Dürer hat Hasen dargestellt, auch Lukas Cranach d.Ä. oder italienische Künstler der Renaissance. In der Geschichte der Kunst spielt der Hase als Zeichen und Symbol der Auferstehung, des Glücks, der Fruchtbarkeit, der Sündhaftigkeit, des Luxus, aber auch der Angst eine wichtige Rolle. Das wird in der Reilinger Ausstellung an ausgewählten Beispielen dokumentiert und erläutert sein. Der Bogen lässt sich aber auch bis in die Kunst der Gegenwart spannen. Im Werk eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, Joseph Beuys, spielt der Hase als Lichtbringer und Friedenssymbol eine zentrale Rolle. Zwei kleine Originalarbeiten von Beuys werden in der Ausstellung zu sehen sein. Auch andere, vor allem jüngere zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit diesem Motiv, zahlreiche Originalarbeiten befinden sich inzwischen in der Sammlung von Josef Walch. Das größte Sammlungsstück ist eine beinahe 160 cm hohe Druckgrafik des Berliner Künstlers Frank Wahle. Aber auch in außereuropäischen Kulturen ist der Hase ein bedeutendes Tier. In Ägypten wird er als Gottheit verehrt, in China ist der Hase als Tier des chinesischen Horoskops von Bedeutung. Dort wird er als symbolisches Tier mit den Eigenschaften der künstlerischen Begabung, Fröhlichkeit und Intelligenz, aber auch der Bequemlichkeit in Zusammenhang gebracht. Als literarische Figur und Held in Kinderbüchern, Märchen, Fabeln und Sagen spielt er eine ebenso so große Rolle wie als Spielzeug oder auch als Gegenstand der Werbung. Das alles in einer Ausstellung zu zeigen, ist sehr spannend und dokumentiert, so Josef Walch, welche Wertschätzung Reilingens Wappentier in Kunst und Kultur findet. Beteiligt an dem Ausstellungsprojekt waren auch Schülerinnen und Schüler der Reilinger Friedrich-von-Schiller-Schule mit ihrer Kunstpädagogin, Frau Müller. Im Verlauf der vergangenen Monate sind dabei großformatige, farbenfrohe Bilder auf Leinwand und Plastiken entstanden. Walch zeigt sich von diesen Arbeiten begeistert, auch über die Zusammenarbeit mit den Schülern und ihrer Kunstlehrerin. Beispiel dieser Arbeiten sind in die Ausstellung im Heimatmuseum integriert. Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler zum Thema Hasen und Teile der Sammlung werden aber noch in einer weiteren Ausstellung im Rahmen des Schulfestes der Reilinger Schiller-Schule am 20. Mai 2006 zu sehen sein. Bleibt noch die Frage, ob sich der Künstler Josef Walch in seinen eigenen Arbeiten mit diesem Motiv beschäftigt. In der Ausstellung, so Walch, wird eine Zeichnung von ihm aus dem Jahr 1980 zu sehen sein. Eine aktuelle größere Arbeit mit dem Motiv des Hasen, die 2005 entstanden ist, ein Malerbuch, hat die Jury des Rhein-Neckar-Kreises für die Ausstellung „Künstler und Atelier“ ausgewählt. Die Ausstellung startet im Juni und wird in mehreren Ausstellungsorten des Rhein-Neckar-Kreises zu sehen sein.

Bild: svs
( 06.03.2006 - 13:53)

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