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Laurenz Bareiß: "Gesicht des Handballs"
Laurenz Bareiß: \

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Der Dreizehnjährige blickt ein wenig verlegen auf die Tischplatte, schnippt mit der Fingerspitze ein nicht vorhandenes Staubkorn weg und lächelt. Nein, mit dieser öffentlichen Aufmerksamkeit hätte er nicht gerechnet, als er sich vor einigen Wochen gemeinsam mit seinen Teamkollegen von der C-Jugend des TBG Reilingen ablichten ließ.

Dass dies kein regulärer Porträtfoto-Termin sein wird, war den Jugendlichen doch bereits von der ersten Sekunde an klar. Schließlich standen sie in einem professionellen Fotostudio in Heppenheim und waren so der Einladung der "Initiative Sport" der Metropolregion Rhein-Neckar gefolgt.

Diese hatte in den vergangenen Wochen einen Wettbewerb unter den männlichen C-Jugendspielern der Region ausgeschrieben mit dem klaren Ziel, das Gesicht des Projekts "Handball bewegt Schule" zu finden. Mit Erfolg, wie die Nervosität von Laurenz Bareiß belegt. Sein Gesicht überzeugte die Auswahlkommission rund um Rudi Glock, Schatzmeister der International Handball Federation IHF, der zugleich auch Pate des Projekts ist. Der Gymnasiast war schnell der Favorit, während der junge Mann aus Reilingen noch mit der Verwunderung zu kämpfen hat, dass ausgerechnet er als "das Gesicht" des badischen Jugendhandballs der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.

Das imaginäre Staubkorn auf dem Tisch ist schon längst weggefegt, Laurenz lächelt sein sympathisches Lächeln: "Ich habe mich schon wohl gefühlt, als wir fotografiert wurden." Da waren es noch 14 Jungs, die mit Jugendleiter Peter Keller aufgeregt ihren Erfolg diskutierten, aus der großen Zahl von Handballteams ausgesucht worden zu sein.

Fast wie "Casting-Show"
Der blonde Junge mit dem modischen Seitenscheitel jedoch gefiel den Verantwortlichen am besten und ist jetzt gespannt auf das, was auf ihn zukommen wird. Fast schon ein bisschen wie ein Ausschnitt aus dem Rampenlicht der großen "Casting-Shows" im Fernsehen mutet dies an, denn bereits in wenigen Tagen wird Laurenz von einem Fotografen ins Visier genommen.

Entstehen sollen dabei die perfekten Fotos für Plakate, Stundenpläne und Postkarten. Auf ihnen wird er jedoch nicht alleine zu finden sein, denn auch in der Pfalz und in Hessen wurde ein entsprechendes Auswahlverfahren betrieben, so dass die jungen Sportler schließlich als Trio des Handballs die Plakate zieren werden. Laurenz wirft unterdessen Körbe im Hof des elterlichen Hauses, düst mit dem selbstgebauten Fahrrad durch die Gegend, geht eben mal kicken mit den Jungs aus der Nachbarschaft.

Die Schule? Kein Problem, winkt er ab. Laurenz kennt seine Stärken und die liegen eindeutig in den naturwissenschaftlichen Fächern des G8-Zuges. Das logische und strategische Denken kommt ihm da auch zugute, wenn er am PC spielt, seine E-Gitarre bearbeitet oder mit Vater Thomas eine Partie Schach spielt.

Ganz schön viel Freizeitprogramm? "Nein", schmunzelt die Mutter Eveline Bareiß, "aber sein Vater ist Schach-Jugendwart in Reilingen, da spielt man automatisch mit." Dass ihr Sohn mal ein bisschen "berühmt" werden würde, darüber hatte sie nie nachgedacht.

Familie als gutes Vorbild
Harmonisch wirkt daher auch die Familie in ihrem Gefüge, Schwester Lisa (15) und die Eltern bilden gemeinsam mit Laurenz eine Einheit. Hier konnte Selbstbewusstsein und Stärke, aber auch Disziplin und Freude am Leben heranwachsen. Die besten Voraussetzungen für Bodenhaftung.

Das ist auch gut so, denn zu seinem Erstaunen waren die restlichen 13 Handballer recht froh, nicht ausgewählt worden zu sein. "Die sagten, dass sie sich für mich freuen, aber auch froh sind, nicht gewählt worden zu sein", so Laurenz. Für ihn halten nun die kommenden Tage ganz schön viel Aufregung parat. Vielleicht auch jene "15 Minuten Berühmtheit", die einst Andy Warhol prophezeite, wenn im Januar 2009 die Plakate anlässlich der Handball-Weltmeisterschaft vorgestellt werden.
Anke Koob aus SZ
( 10.11.2008 - 09:25)

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