Ortsgeschichte

Der letzte Holzschuhmacher von Reilingen
Der letzte Holzschuhmacher

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Rosa Kühnle, Friedrichstraße, schenkte 1985 dem Heimatmuseum Werkzeuge und Geräte zum Herstellen von Holzschuhen, die von ihrem Vater Mathias Dagenbach (1885-1957) stammen. Mathias Dagenbach war Zigarrenarbeiter und bei der Firma Villhauer in der Friedrichstraße beschäftigt. Sein Vater Johann Dagenbach übte noch hauptberuflich das Handwerk des Holzschuhmachers aus. Von ihm hatte der Sohn die notwendigen Werkzeuge geerbt und gelernt, wie man Holzschuhe herstellte.

Als nach dem 1. Weltkrieg die Zeiten schlecht waren, begann er, nebenbei Holzschuhe zu machen. Die Pappelstämme, aus denen sie hergestellt wurden, bezog er aus Speyer. Sein damaliger Nachbar, Karl Müller aus der Neugasse, holte sie mit seinem Fuhrwerk. Sie wurden deshalb von dort bezogen, weil am Rhein und in den Rheinauen besonders viele Pappelbäume wachsen.

Daheim sägte man vom Stamm etwa 50 cm lange Stücke ab. Da der Vater tagsüber in der Fabrik arbeitete, mussten auch die Kinder mithelfen. Die älteste Tochter, Luise, hatte zum Beispiel die Aufgabe, die Stücke vom Stamm zu sägen. Sie wurden in 4 Teile gespalten und aus jedem entstand ein Holzschuh oder "Holzklumpe", wie man sie bei uns nannte.

Zuerst schuf Herr Dagenbach mit Beilen und Messern die äußere Form. Dann spannte er die Schuhe auf einen Arbeitstisch. Mit verschiedenen Löffelbohrern höhlte er nun den Schuh aus. Dabei musste besonders behutsam gearbeitet werden. Beim Aushöhlen des vorderen Teiles bewirkte manchmal schon eine einzige Umdrehung, dass das Holz durchbohrt wurde. Dann war die ganze Arbeit umsonst und man konnte den Schuh wegwerfen. Die fertigen Schuhe wurden getrocknet - früher im Ofen, später an der Luft, damit sie leichter wurden. Mathias Dagenbach verkaufte sie nicht nur im Ort, sondern auch außerhalb. Er hatte Kunden in der ganzen Umgebung bis nach Rettigheim. Nach dem 2. Weltkrieg, als Amerikaner in seinem Haus wohnten, mute er in der Werkstatt von Glasermeister Anton Dagenbach weiterarbeiten. Anfang der 50 er Jahre ließ die Nachfrage immer mehr nach.

le, Foto: Römpert
( 15.05.2008 - 13:46)

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