Ortsgeschichte

Hopfenanbau in Reilingen
Hopfen

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Der Weg der Hopfenernte war beschwerlich. Angebaut wurden die Hopfen meist in der Wörsch. Dort wurden sie in grünem Zustand zu Garben gebunden, nach Hause gefahren und dort gerupft. Dann kamen sie auf den Scheunen-(magazin-)-boden und wurden dort auf Haufen geschichtet, wenn sie gedörrt waren. Oftmals kam hier auch schon der Hopfenaufkäufer, um die Qualität zu prüfen. Manchmal wurden die Hopfen bei schönem Wetter auch auf Horden auf der Straße gedörrt.

Als Hauptaufkäufer in dem Wiegebuch des Waagmeisters Klotz aus dem Jahre 1906 finden wir die Juden Siegfried Kahn, Moritz Kahn, aber auch einen Franz Eichhorn (vermutlich als Makler) und den Namen Kleinschmitt aus Schwetzingen. Die aufgekauften Hopfen wurden in der Schulgasse 6 mit einem umgedrehten Rechen in riesengroße Hopfensäcke durch ein rundes Loch im Scheunenboden verfüllt. Im Sack selbst stand ein Mann, der die sehr leichten Hopfen hineintreten musste. Eine wahrlich staubige Angelegenheit. Die Hopfen wurden sodann im Spritzenhaus verwogen und dann zu dem Aufkäufer gefahren oder an der Neulußheimer Bahnstation verladen.
In der Schulstraße 6 befand sich in früherer Zeit ein Hopfenmagazin. Das Haus wurde im Jahre 1906 von Georg Bräuninger von der jüdischen Familie Seligmann gekauft.

In Reilingen wurden 1906 insgesamt 527 Zentner und 97,5 Pfund Hopfen abgeliefert. Dafür nahm der Waagmeister Klotz 111 Mark und 14 Pfennige Wiegegebühren ein. Verwogen wurde übrigens vom 30. August bis zum 3. Oktober. Dies müssen riesige Hopfenmengen gewesen sein, wenn man das leichte Gewicht in Betracht zieht!

Um die Jahrhundertwende bis etwa in das Jahr 1930 wurde in Reilingen viel Hopfenanbau betrieben. Der spätere Preisverfall, die lohnintensive Bearbeitung sowie die Sonderkulturen Tabak, Spargel und Zuckerrüben traten an seine Stelle.

Von Heinrich Bräuninger stammt das Bild vom „Hopfe zopfe“. Dazu gab es einen Spruch: "Hopfe zopfe, Stiel dran lasse, wer's nett kann, soll' s bleiwe losse!" Auf unserem Bild links oben erkennen wir: v.l.n.r. Frieda Frey geb. Bräuninger, Ella Miller verh. Sommer, Georg Bräuninger (Vater), Ernst, Heinrich und Georg (Söhne), verwackelt Otto Müller, Ernst Frey, Lydia Bräuninger (verwackelt) und Sofie Bräuninger. Das Kleinkind im Vordergrund könnte Ludwig Müller sein. Die Aufnahme entstand etwa 1930.
Das zweite Bild zeigt die Fam. Kief in der Kirchenstraße bei einem Hopfentransport ca. 1930.
-le
( 28.01.2008 - 09:38)

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