Ortsgeschichte

Schmiedemeister Ludwig Adolph: ein Leben voller Ereignisse
Schmiedemeister Ludwig Adolph

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Schmiedemeister Ludwig Adolph hatte seinen Betrieb in der Hauptstraße 89 (gegenüber der kath. Kirche). Er wurde im Jahre 1899 als Sohn der Reilinger Schreinerfamilie Adolph geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er in Speyer den Beruf eines Huf - und Wagenschmiedes. Dort hatte er bei der Firma Göller Kost und Logis und kehrte nur am Wochenende mit dem Fahrrad nach Reilingen zurück, wenn samstags um 18.00 Uhr die Arbeit beendet und gegen 20.00 Uhr die Werkstatt aufgeräumt war. Der Meister selbst war nicht nur am Amboss schlagkräftig, wie uns Ludwig Adolph versicherte. Zwei Lehrlinge und zwei Gesellen waren übrigens noch in dem Speyerer Betrieb, der u.a. ( Pferde-) Postwagen und Fouragewagen fürs Militär herstellte.

Nach der Gesellenprüfung war Ludwig Adolph im Rangierbahnhof Mannheim bei der Reichsbahn. 1917 kam er zum Infanterieregiment 170 nach Gengenbach . Sein weiterer Kriegsweg führte ihn u.a. nach Rußland und nach Frankreich. Im Juli 1918 machte er in Metz die Hufbeschlagprüfung.

Im August war er dann in Lothringen an Maas und Mosel im Kriegseinsatz. Nach Kriegsende kam er nach Ostpreußen, war auch bei den Aufständen noch eingesetzt und wurde im März 1919 in die Heimat entlassen. Zunächst war er arbeitslos, dann arbeitete er in Kaiserslautern.

1921 war er Gutsschmied auf dem Insultheimer Hof, 1923 Schlosser für Lokomotiven im Ausbesserungswerk Schwetzingen und schließlich 1925 wieder arbeitslos. Da fasste er den Entschluss sich selbständig zu machen und konnte im Hause des kinderlosen Onkels Jakob Adolph, der Landwirt war, eine Schmiedewerkstatt einrichten. 1928 heiratete er dann Luise Schuppel.

Die Arbeit als Schmied war vielfältig. Es wurden Pferde beschlagen, Hufeisen hergestellt und die glühenden Radreifen auf die Wagenräder aufgezogen. Daneben wurden auch Kühe beschlagen, Sensen gedengelt, Pflugscharen repariert, Zangen geschmiedet und Kettenglieder hergestellt.

Eine eigene kleine Landwirtschaft gehörte auch dazu. 1939 im Mai erfolgte die Meisterprüfung, und im September musste er wieder in den Krieg als Infanterist. Meist war er als Schmied tätig, und das Schicksal führte ihn u.a. nach Frankreich, Rußland und Rumänien.

Nach 1945 führte Ludwig Adolph wieder sein Geschäft weiter. Die fortschreitende Mechanisierung in der Landwirtschaft führte aber im laufe der Zeit zu neuen Aufgaben des Schmiedes. Er wurde mehr zum Bauschlosser.

Mit den neuen Gummirädern an den Wagen und mit immer weniger Pferden wurde das Arbeitsfeld des Schmiedes verändert. 1974 ging Ludwig Adolph endgültig in den Ruhestand.

Ludwig Adolph ist 1984 verstorben. Die Schmiedewerkzeuge wurden von den Geschwistern Doris und Karl Adolph an den Verein "Freunde Reilinger Geschichte" übergeben, und sollen bei Gelegenheit wieder in eine Museumsschmiede eingebaut werden. Das Gebäude Hauptstr. 89 wurde 2005 abgerissen, dort entsteht derzeit ein Neubau.

- le, Fotos: Philipp Bickle
( 04.02.2008 - 10:56)

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Ludwig Adolph 1915 als Huf - und Wagenschmied in SpeyerLudwig Adolph 1915 als Huf - und Wagenschmied in Speyer
Ludwig Adolph 1916 im Rangierbahnhof Mannheim Ludwig Adolph 1916 im Rangierbahnhof Mannheim bei der Reichsbahn

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