Aus dem Vereinsleben

"Dä Ammi kam" und veränderte völlig das Leben in und um Reilingen
P. Bickle und Zeitzeugen erzählten von letzten Kriegstagen

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Über 70 interessierte Reilinger Alt- und Neubürger waren auf dem Friedhofsparkplatz zusammengetroffen, um sich unter dem Thema "Dä Ammi kummt!" über die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkrieges in Reilingen informieren zu lassen. Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Walter Klein die Teilnehmer und freute sich über die zahlreichen Zuhörer, welche die Veranstaltung der Gemeinde Reilingen und der "Freunde Reilinger Geschichte" gekommen waren.

Philipp Bickle führte anschließend in das Thema ein und gedachte des am Kriegsende am Eingang des Burgweges aufgehängten jungen Soldaten. Zeitzeuge Günter Wittmer berichtete von dem Flakgeschütz, welches auch nach dem Kriege noch in Richtung Walldorf stand.

Beim anschließenden Rundgang hielt man an den Gräbern der gefallenen Soldaten im Friedhof an und konnte die Lebensgeschichte einzelner Soldaten nachvollziehen. Peter Thorn erzählte von dem abgeschossenen Flugzeugführer, der in der Nähe des Bahnwärterhauses an der Bahnlinie zwischen Reilingen und Neulußheim abstürzte, und dann von Totengräber Oberacker hier beerdigt wurde. Der Pilot wäre heute 80 Jahre alt. Beim weiteren Rundweg wussten Bernd Sturm und Maria Dorn geb. Becker über die Luftmine zu berichten, welche in der Nähe des Kraichbaches im Feld einschlug und einen großen Bombentrichter hinterließ.

Am Eingang der großen Herten berichtete Maria Dorn ausführlich über die Panzersperren in Reilingen. Sie schilderte auch, wie sie den Einzug der Amerikaner am Ostersonntag, dem 1. April, von Hockenheim her kommend erlebt hatte und wie in den letzten Kriegstagen die 17-jährige Tochter der Familie Heilmann von einer Granate auf den Weg zum Luftschutzkeller tödlich getroffen wurde.

Da es zwischenzeitlich zu regnen begonnen hatte, fand der Vortrag eines weiteren Zeitzeugen unter der überdachten Bühne des Straßenfestes statt. Dort berichtete Fritz Eichhorn über die französischen Besatzungstruppen, welche in der Rieglerschule, dem damaligen "neuen Schulhaus" untergebracht waren. Erich Hambsch erzählte von einem Flugzeugangriff in der Nähe des alten Wasserwerkes, bei welchem die an der Straße U-förmig angelegten Splittergräben lebensrettend waren. Auf dem weiteren Rundweg erinnerte Philipp Bickle an die Kriegsgefangenen, welche im Gasthaus "Zur Pfalz" die Nacht über eingesperrt waren. Er stellte besonders den französischen Kriegsgefangenen Eugen vor, von dem er Einiges zu erzählen wusste. Auch heute pflegen einige Reilinger Bürger noch Kontakte zu ehemaligen Kriegsgefangenen oder deren Angehörigen in Frankreich und Russland.

Der immer stärker werdende Regen erzwang die Besucher nun Schutz in der St. Wendelinskirche zu suchen. Dort berichtete Philipp Bickle über das "Parteihaus" in der Kirchenstraße 1 und Käthe Eichhorn geborene Hoffmann wusste von einem Wunder zu erzählen, dass am Ostersamstag 1945 die katholische Kirche nicht getroffen wurde. Im Turm hielten sich einige Beobachter der letzten deutschen Truppen auf, welche vom Flugzeug aus beschossen wurden. Die Einschläge trafen aber die danebenliegenden Häuser und die Trafostation.

Eine polnische Fremdarbeiterin kam dadurch, dass sie in den Schweinestall flüchtete mit dem Leben davon. Da es für die geborstenen Fensterscheiben kein Glas gab, musste man sich mit Glasscheiben aus Wandbildern helfen. Als letzter Zeitzeuge berichtete Richard Dorn über die Barrikade, welche sich am Ende der Hauptstraße etwa beim "Löwen" befand. Weitere Alltagsgeschichten wusste er noch zu ergänzen. Infolge des Regens musste der Rundgang hier abgebrochen werden; aber die Vielfalt der Themen war so interessant, dass der Vorsitzende der "Freunde Reilinger Geschichte", Phipp Bickle, welcher den Zeitzeugen dankte, versicherte, dass man das Thema bei einem Vortragsabend nacharbeiten wolle.

Zur Illustration des Gesehenen gab es für die Teilnehmer zahlreiche zeitgeschichtliche Reproduktionen zu sehen. Zum mit nach Hause nehmen wurden ein in deutscher Schrift abgefasster Lebenslauf, Lebensmittelmarken und ein Merkblatt über die Behandlung von Kriegsgefangenen bereitgestellt. Reicher Beifall zeigte, dass es den Teilnehmern trotz des heftigen Regengusses gut gefallen hatte. le
( 19.09.2005 - 14:34)

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Maria berichtete Dorn über die Panzersperren in ReilingenMaria Dorn berichtete ausführlich über die Panzersperren in Reilingen

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