Aus dem Rathaus

Einer der bekanntesten Reilinger Bürger feiert Geburtstag
Einer der bekanntesten Reilinger Bürger feiert Geburtstag:

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Welches Bild für die Titelseite? Aus 27 Fotos muss das beste herausgesucht werden. Eine Bildunterschrift fehlt noch. Wir brauchen unbedingt noch ein Foto von der Veranstaltung am letzten Samstag! Alles soll in wenigen Minuten fertig sein. Sie meinen, das ist bestimmt die Redaktion einer großen Tageszeitung?
Nein, es ist Montagmorgen im Reilinger Rathaus und Redaktionsschluss für die „Reilinger Nachrichten“. Die meisten Menschen, die heutzutage berufstätig sind, haben ihre eigene Art, mit dem täglichen Druck umzugehen. Können Sie sich jedoch vorstellen, diesen Stress noch mit 80 Jahren mitzumachen, obwohl Sie seit 18 Jahren Ihren Ruhestand genießen könnten?

Rückblende:
In Köslin, im idyllischen Pommern, wird Siegfried von Sagunski am 26. Juni 1925 geboren. Schon als kleiner Junge kann sich Siegfried für die Malerei und das Fotografieren begeistern und kauft sich mit zehn Jahren seine erste Agfa-Box für fünf Reichsmark. Sein Traum aber ist es, einmal Lehrer zu werden. So besucht er gleich nach dem Abschluss des Gymnasiums die Lehrerbildungsanstalt. Doch mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges zerplatzen die Träume des jungen Mannes, denn statt am Lehrerpult findet er sich als Bodenfunker bei der Wehrmacht wieder, wo er in Frankreich und Norwegen eingesetzt wird. Dort oben im Norden Europas erfährt er auch vom Einmarsch der Russen in Pommern und auch seinem Heimatort Köslin, was für ihn bedeutet, dass eine Rückkehr in seine Heimat nach Kriegsende nicht mehr möglich ist.
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft findet er Arbeit bei der Bundesbahn in Mannheim. Die Wohnungsnot ist groß in dieser Zeit, deshalb bietet ein Arbeitskollege aus Hockenheim ihm an, ein kleines möbliertes Zimmer in seiner Wohnung zu beziehen. Dort lernt Siegfried von Sagunski seine aus Reilingen stammende Frau Maria kennen, die er 1949 heiratet.
Das junge Ehepaar zieht wenige Jahre später nach Reilingen, wo sich von Sagunski von Anfang an für das Dorfgeschehen interessiert und auch aktiv einbringt.
Durch seine Leidenschaft für die Fotografie, die ihn niemals losgelassen hat, wird man bald nicht nur bei der Allgemeinen Zeitung in Mannheim, sondern auch bei der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung auf Siegfried von Sagunski aufmerksam. Zunächst wirkt er nur als Fotograf, später übernimmt er mehr und mehr das Schreiben von Berichten aus dem Kommunalgeschehen und auch aus dem Vereinsleben.
Seit mittlerweile fünf Jahrzehnten unterstützt und fördert Siegfried von Sagunski, mehr bekannt unter seinem Kürzel „svs“, die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde und der örtlichen Vereine, die ohne ihn in der seitherigen Form undenkbar wäre. Bei seiner Arbeit, die ihm immer noch so viel Spaß macht wie am ersten Tag, ist er ein Vorbild an Einsatzbereitschaft und Pflichterfüllung. Wenn es nötig ist, fährt er mit seinem Fahrrad fünfmal am Tag zum Fotografieren an den gleichen Ort, nur weil ihm die Lichtverhältnisse bei der fertigen Aufnahme nicht perfekt genug sind.
Sein ärgster Kritiker bei allem, was er tut, ist er selbst. „Stillstand ist kein Fortschritt“ lautet dabei seine Devise, und deshalb ist es auch selbstverständlich für ihn, immer eine Kamera auf dem neuesten technischen Stand zu benutzen. In einem Alter, in dem die meisten seiner Altersgenossen, wenn es um Technik geht, allenfalls an die Funktionstüchtigkeit des Hörgeräts denken, hat sich von Sagunski lieber einen PC angeschafft, um seine Fotos digital zu bearbeiten und per E-Mail zu versenden.

Seit 1973 ist noch keine Ausgabe der „Reilinger Nachrichten“ oder „s’Ortsbleddl“ wie es die Reilinger liebevoll nennen, ohne einen Beitrag von „svs“ erschienen. Für jeden Artikel wird vorher genau recherchiert, selbst wenn es um Sparten geht, von denen er nur wenig Ahnung hat. So sollte er beispielsweise einmal einen Beitrag über die Sportart „Squash“ verfassen. Eigens zu diesem Zweck kaufte er sich ein Fachbuch, um sich perfekt vorbereiten zu können. Dies alles spricht für ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und ein hohes Maß an Flexibilität, die Siegfried von Sagunski auszeichnen.
Die Gemeinde Reilingen ist dankbar und stolz, einen solchen „Profi“ in ihren Reihen zu haben. Seinen vorbildlichen Bürgersinn hat Bürgermeister Walter Klein zum Anlass genommen, von Sagunski zu seinem 75. Geburtstag vor fünf Jahren mit der selten verliehenen Bürgermedaille auszuzeichnen.

Am Sonntag wird er nun Achtzig, unser „svs“, und noch immer sprüht er vor Energie und Lebensfreude. Die Gemeinde Reilingen gratuliert zu diesem besonderen Geburtstagsfest ganz herzlich und wünscht dem Jubilar weiterhin Freude an seiner Arbeit, vor allem aber viel Gesundheit. Das Wichtigste aber möchten wir heute an den Schluss setzen: Ein „Dankeschön!“ aus tiefstem Herzen.
AB
( 20.06.2005 - 15:34)

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