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"Ende der Fahnenstange ist jetzt erreicht"

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Wie alle Arztpraxen des Ärztenetzes Hockenheim blieb auch die Praxis von Dr. Michael Eckstein, Hausärztlicher Internist aus Reilingen und Vorsitzender des Ärztenetzes, am Freitag, 19. Mai, geschlossen. Zusammen mit seinen drei Mitarbeiterinnen fuhr Eckstein nach Stuttgart, um an der zentralen Protestkundgebung teilzunehmen.

"Ich bin jetzt über sieben Jahre als Hausarzt niedergelassen, und in dieser Zeit hat sich die Situation für die Ärzte, für die Helferinnen und vor allem für die Patienten ständig verschlechtert. Das Ende der Fahnenstange ist jetzt erreicht", beklagt Eckstein. "Das Fass zum Überlaufen bringt jetzt die so genannte Bonus-Malus-Regelung, die wohl demnächst in Kraft treten wird. Dieses Gesetz droht uns Niedergelassenen wieder mal mit Strafgeldern, falls wir Medikamente über eine festgelegte Grenze hinaus verschreiben. Wir sparen doch schon seit Jahren. In keinem Land der Welt werden so viele Generika (wirkstoffgleiche, preiswertere Arzneimittel) eingesetzt, wie in Deutschland. Wir müssen bei jedem Rezept mitrechnen, ob wir nicht schon zuviel verschrieben haben. Viele meiner chronischen Patienten kommen völlig verunsichert zu mir und fragen, ob ich sie in Zukunft noch ausreichend behandeln kann. Wir Ärzte des Ärztenetzes Hockenheim, Hausärzte und Fachärzte, fühlen uns von der Politik oft im Stich gelassen. Am Ende stehen immer wir vor den Patienten und müssen erklären, dass dies und das nicht mehr verschrieben werden kann. Die Politikerreden im weit entfernten Berlin hören sich dagegen völlig anders an" , beklagt Dr. Eckstein.

Die Protestaktionen der Ärzte und ihren Mitarbeiterinnen unterstützen besonders auch die Belange der Patienten. "Durch die jetzige Politik ist die ambulante, wohnortnahe Versorgung gefährdet. Viele junge Kollegen wollen wegen der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen nicht mehr in die eigene Praxis. Viele ältere Kollegen wollen lieber heute als morgen aufhören. Die meisten meiner Patienten sind mittlerweile gut informiert und unterstützen unsere Protestaktionen."
( 22.05.2006 - 10:59)

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