Tabakverwiegung

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Wer von unseren Lesern kennt noch "Grumpen"? Vor einem halben Jahrhundert und früher kannte jedes Kind in Reilingen diese Bezeichnung für einen bestimmten Ernteanteil der Tabakpflanze. Kein Wunder, denn damals war ein Drittel der Bevölkerung in der florierenden Tabakindustrie, sprich Zigarrenherstellung, beschäftigt. Die zwei großen und etliche kleinere Unternehmen bestehen schon seit langem nicht mehr. Zahlreiche Landwirte bauten als Haupt- und Nebenerwerb Tabak an und die ganze Familie musste bei der arbeitsintensiven Ernte mithelfen.

Von 90 Hektar Anbaufläche in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sind heute gerade mal 5 Hektar übrig geblieben. Nach dem geplanten Wegfall der EG-Prämien wird dies wohl das Aus für den heimischen Tabak bedeuten. Vor einigen Tagen war, wie jährlich um diese Zeit, Grumpenverwiegung für die Hockenheimer und Reilinger "Tabakbauern" angesetzt. Noch in den siebziger Jahren sah man lange Kolonnen von Pferdefuhrwerken in der Kirchenstraße, denn die Tabakwaage stand im alten Spritzenhaus am heutigen Standort der Florian-Apotheke. Jetzt herrscht im Bauhof rege Betriebsamkeit beim Abladen der Ballen und Aufschichten auf die Waage. Sortierer und Bonitierer von der Erzeugergemeinschaft Baden-Württemberg achten auf Klassifizierung und Qualitätssicherung und ein Mitarbeiter der Abnehmerfirma (vormals Rothändle), kümmert sich um den Trocknungsgrad.

Auch der Zoll ist nicht untätig. Ein Beamter vom Hauptzollamt Karlsruhe hält im Auftrag der EG zusammen mit dem Wiegemeister und Vorsitzenden des Tabakbauver-eins, Werner Bräuninger, die genauen Gewichte für die Auszahlung der Prämien fest. Die gesamte Schriftführung liegt, wie gewohnt, in Händen von Werner Weißbrodt. Das Ergebnis der Grumpenverwiegung lag mit 9 Tonnen etwa so hoch wie im vergangenen Jahr. Die Verwiegung der Sandblatternte erfolgt Mitte Dezember und das Haupt- und Obergut wird im Februar aufgerufen.

svs / Fotos: svs

( 02.11.2004 - 09:14)

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