Kirche

Treue in Zeiten individueller Lebenskonzepte
Die Geehrten

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Das vergangene Wochenende stand für die Spargelgemeinde Reilingen ganz im Zeichen der Kirchenmusik. Nicht von ungefähr, feierte doch der Evangelische Kirchenchor sein 130-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst (eigener Bericht) und einem anschließenden Ehrungsnachmittag im Martin-Luther-Gemeindehaus. Damit ist der 1875 gegründete Chor die älteste institutionalisierte Gemeinschaft Reilingens. „130 Jahre singen zur Ehre Gottes, das heißt 130 Jahre Loben und Danken, erfreuen, Klagen und Trösten, auf den Herrn hinweisen und missionarische Ausstrahlungskraft gestalten,“, so brachte es der Dirigent des Chores, Hans-Jürgen Reinhardt in seiner Begrüßung zum Ausdruck, der nachdrücklich postulierte: „Musik ist Seelennahrung“. Der Kirchenmusiker, der seit 18 Jahren den Stab über die mehr als 50 Sänger führt, gab auch die Losung für den Tag aus: „Soli Deo Gloria“. Mit dem Satz „Gott allein sei Ehre“ unterschrieb Johann Sebastian Bach viele seiner Werke und auch den Sängerinnen und Sängern, die zum großen Teil mit Familie zum Ehrungsnachmittag gekommen waren, schien er damit aus der Seele zu sprechen. Dennoch teile man an diesem besonderen Tag in der Geschichte des Chores die Ehre auch mit den Lebenden: Langjährige Sängerinnen und Sänger sollten für ihren unermüdlichen Einsatz geehrt werden. Keine Frage, dass hierzu auch Vertreter der Vereine, der Kirchenmusik und der politischen Gemeinde, namentlich genannt seien Bürgermeister Walter Klein, der Vorsitzende der Kultur und Sportgemeinschaft, Siegfried Heim ihre Aufwartung machten, und dem Vorsitzenden ein kleines Jubiläumsgeschenk übergeben konnten. Bezirkskantor Detlev Helmer erinnerte in seinem kurzen und spritzigen Grußwort daran, dass der Kirchenchor nicht nur der älteste Verein am Ort, sondern einer der ältesten Chöre in der gesamten Region sei. Vom damaligen Gründungs-Boom sei heute kaum noch etwas zu spüren: „Heute kämpfen die Chöre ums Überleben, weil junge Menschen ihre eigenen Wege gehen“, so Helmer. Zwar seien die Jungen der Musik durchaus verbunden, sie suchten jedoch individuelle Lebenskonzepte, weshalb man immer wieder neue Wege und Innovationen probieren müsse, wenn man sich frage: „Quo vadis, Kirchenchor?“ (Wohin gehst Du?) Das gelinge dem Reilinger Chor, der mit 50 Sängern zu den größeren des Bezirks zähle, in einer Verbindung aus Tradition und Moderne: Das trostspendende Singen auf dem Friedhof, das man sich in den vielen Jahren erhalten habe, nannte der Bezirkskantor ebenso, wie die Großveranstaltung der Reilinger „Passion“ aus der Feder des Dirigenten Reinhardt, die im Jahr 2000 sicherlich das herausragendste Ereignis in der Chorgeschichte markierte.
Der Vorsitzende Frank Powik stellte in dien Mittelpunkt seiner Ehrungslaudatio die Treue, die in unseren Tagen, in denen „alles im Fluss ist und dauernde Bindungen als lästig empfunden werden“, eher zur Seltenheit geworden sei. Gerade angesichts dieser allgemeinen Auflösungserscheinungen, die auch den Chor in der Vergangenheit in manche Krise führten, seien Frauen und Männer, auf die man sich verlassen könne „Säulen, an denen andere Halt und Vorbild finden“.
So machte es ihn spürbar stolz, insgesamt 13 aktive Sängerinnen und Sänger für langjährige Treue auszeichnen zu dürfen. Diese habe sich bei den meisten von ihnen nicht nur in der bloßen Anwesenheit erschöpft, sondern sei in zahlreichen Ämtern und Engagements aufgeblüht. Für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft wurden mit der silbernen Ehrennadel des Vereins ausgezeichnet: Edda Müller und Werner Hoffmann. Zu Ehrenmitgliedern für 30 Jahre aktive Mitgliedschaft ernannte der vorsitzende Hilde Marker, Ursula Powik, Lucie Unglenk und Adolf Marker. Für 40-jährige aktive Teilnahme wurden Elisabeth Eichhorn und für 50-jährige Mitgliedschaft Richard Eichhorn und Kurt Müller mit der goldenen Ehrennadel des Chores ausgezeichnet.
Eine besondere Ehrung wurde gleich in beachtlicher Anzahl zuteil: „Wenn Personen nahezu die Hälfte der Chorgeschichte aktiv unseren Chor unterstützen und mitarbeiten, dann kann der Dank eigentlich nicht hoch genug sein“, gratulierte Frank Powik Ella Decker, Käthe Hufnagel, Gertrud Müller und Anna Powik, die aus seiner Hand die goldene Ehrennadel des Landesverbandes der Evangelischen Kirchenchöre in Baden in Empfang nahmen.
Berührend bedankte sich Anna Powik für die Geehrten mit einem Gedicht, das der gesammten Festgemeinschaft aus der Seele gesprochen haben dürfte: „Dank an unseren Herrgott und seiner Macht, die uns bis hierher hat gebracht. Und schenkt er uns noch etwas Zeit, so sind wir gern mit dem Chor bereit, Ihn zu loben und preisen immerdar, das gelobt die geehrte Sängerschar.“
mhw
( 25.04.2005 - 14:35)

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