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Der Reilinger Patrick Martin ruft und alle Donaldisten kommen

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Was muss passieren, um an einem Samstag Mittag den Hörsaal des Geologisch/Paläontologischen Institutes der Universität Heidelberg so zu füllen, dass die Zuhörer sogar die Treppenstufen besetzen? Es muss eine Veranstaltung von bundesweiter Bedeutung sein, denn den Parkplatz zieren Autos mit für Heidelberg untypischen Kennzeichen. Des Rätsels Lösung: Die Donaldisten (Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus) halten ihre Jahrestagung ab. Zur Erklärung: Donaldismus ist die Erforschung Entenhausens auf wissenschaftlicher Basis.

Sowohl intellektuell interesssiert als auch als erklärte Freunde Donald Ducks verbindet dieser seltsame Menschenschlag die Lust am spitzfindigen Besserwissen mit der meist auch beruflich betriebenen akribischen Recherche. Aus dieser Vermengung ergeben sich abwechslungsreiche Abhandlungen, die zu kurzen bis nicht so kurzen Vorträgen führt.

Wichtig ist dabei für den Unwissenden Zaungast, dass nicht jedes Comic mit einer Ente auch für die wissenschaftliche Arbeit herhalten darf. Nur die Erzählungen des Zeichners Carl Barks, (nach Möglichkeit veredelt durch die kongeniale Übersetzung von Dr. Erika Fuchs) sollten als Quellen zitiert werden, die duckschen Abenteuer des Zeichners Don Rosa werden geduldet, lustige Taschenbücher sind aber verpönt.

Soviel zum literarischen Rahmen des Kongresses. Wie schon in den Comicgeschichten der Zufall und das Versagen von Technik und Planung zu amüsanter Unterhaltung führt, so war auch die krachende Tonanlage und eine verklemmte Toilettentür das donaldistisch passende Äquivalent dieser Grundvoraussetzungen für eine gelungene Sache.

Das fachkundige Publikum ließ sich auch von technischen Unwägbarkeiten nicht weiter beeindrucken, ganz gemäß ihrem hehren Vorbild, dem "kleinen Herrn Duck". Die kostenlose Darreichung von Kuchen und Getränken tat dabei ihr Übriges. Ein Teilnehmer wurde vom Schicksal für die dreifache Überziehung seiner Redezeit mit "Arrest auf Grund eines verklemmten Kloschlosses" bestraft. Dieser Unbill trat er jedoch mit eher undonaldischer Gleichmut entgegen.

Der Hörsaal war mit den Plakaten aller bisher durchgeführten Kongresse geschmückt, ein Werbebild mit fast pornografischem Inhalt wurde an unauffälliger und selten frequentierter Stelle exponiert. Erwähnenswert sicher auch das friedliche Nebeneinander von modernster Technik in Form von Flachbildschirm und Bare-Bone- Minicomputern einerseits und selbst gebastelter Diaprojektor-Fernbedienung (zwei Türklingeln mit den Aufschriften "So 'rum" und "Anners rum") andererseits. Leider wurde letztgenanntes Schmuckstück, welches von fast düsentriebscher Genialität des Erbauers kündet, vom brutalen Referentenfinger zerstört.

Verantwortlich für dieses Spektakel zeichnet der in Reilingen wohnhafte Patrick Martin, Vorstand der Südeuropäischen Donaldisten. Er führte die weit über hundert Zuhörer durch den Samstag Nachmittag. Ein Programmpunkt war die Verleihung des Prüstele-Preises.

Viel Anklang fanden auch die diversen Liedbeiträge. Die meisten nicht live vorgetragen, aber alle mit unzählbarem Bildwerk angereichert. So sah man Donald unter einem Haufen Ziegelsteine zu den Klängen der Nationalhyme der DDR oder desorientierte Enten als Untermalung von einschlägigen Studentenliedern.

Alles wurde natürlich in donaldistischer Art und Weise mit dem Ausrufen der Worte "Klatsch Klatsch" gewürdigt - auch wenn sich der eine oder andere eines nicht approbaten Klopfen schuldhaft machte. drä aus SZ
( 05.04.2004 - 08:00)

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