Ortsgeschichte

Wie sich das Bauerndorf Reilingen zu einer Industriearbeitergemeinde wandelte
Schaubild: Anwachsen der Reilinger Arbeitnehmer

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Das oben stehende Schaubild zeigt das stete Anwachsen der Reilinger Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz außerhalb Reilingens haben.

Ein Großteil der für 1925 aufgeführten Erwerbstätigen waren Zigarrenarbeiter mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Zählt man die 112 hauptberuflich tätigen Landwirte noch hinzu, so rundet sich das Gesamtbild zu einer Gemeinde, die neben der Zigarrenindustrie, den Gewerbebetrieben und einigen Pendlern, doch noch einen überwiegend bäuerlichen
Charakter hat.
Erst nach dem 2. Weltkrieg ging die Entwicklung zum Industriearbeiterdorf rascher vor sich. Es begann mit der Eingliederung
von mehr als 600 Heimatvertriebenen, die die Einwohnerzahl auf 3815 ( im Jahre 1949) anwachsen ließ. ( 1938 waren es 3107 EW). Der Bevölkerungszuwachs hielt auch in den letzten Jahren an und löste eine rege Bautätigkeit aus. Gegen Westen hin entstand ein neuer moderner Ortsteil, in dem sich nach und nach auch mehrere Industriebetriebe ansiedelten.
Die seit 1946 eingebürgerten Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Umsiedler u. a. und die in letzter Zeit verstärkt zugewanderten Gastarbeiter haben nicht nur die Zahl der verschiedenen Berufsgruppen vermehrt, auch die Zahl der in der Landwirtschaft
nicht tätigen Arbeitnehmer ist stark angestiegen. Ein großes Übergewicht haben die Pendler gegenüber den am Ort Beschäftigten. Ihr Anteil an der Gesamtarbeitnehmerschaft Reilingens schwankt etwa um die 700/0.

Die unten stehende Skizze zeigt an, wo die Reilinger ihre Arbeitsplätze haben:

Der konjunkturelle Auftrieb in den 60iger und 70iger Jahren hat vielerorts die Industriebetriebe wie Pilze aus dem Boden schießen lassen. In Reilingen haben sich seit 1950 13 Industriebetriebe angesiedelt, in denen insgesamt 486 Reilinger und Einpendler Arbeit und Brot fanden, neben 114 gewerblichen Betrieben mit 340 Beschäftigten.
1772 Auspendler sind jeden Morgen unterwegs zu ihren Arbeitsplätzen in die nähere und weitere Umgebung Reilingens. Während 1954 noch ein Großteil der Reilinger Pendler nach Mannheim zur Arbeit fuhr, ist gegenwärtig der größere Teil in der näheren und nächsten Umgebung des Ortes beschäftigt. Auffallend stark im Vergleich zu 1954 ist die Gruppe der Arbeitnehmer, die in Hockenheim ihre Arbeitsplätze hat.

Abschließend kann gesagt werden:
Heute ist die soziale Struktur Reilingens vielschichtig. Neben einer Vielzahl anderer Berufsgruppen ist das rein bäuerliche Element zu einem unwesentlichen Bestandteil zusammengeschrumpft. Die Bauernfamilie, einst Inbegriff einer sittlichmoralisch und religiösen Lebensführung, steht in der Zahl weit hinter den anderen Ständen zurück und hat auch ihre Führungsrolle längst eingebüßt. Moderne Lebensauffassungen sind in das Dorf eingedrungen und haben einen neuen Menschentyp geformt. Die Bewohner Reilingens werden wie die Stadtmenschen immer mehr zu Gliedern einer modernen Gesellschaftsordnung mit all ihren Vor- und Nachteilen.

von Josef Müller
( 30.01.2006 - 14:24)

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Schaubild: Arbeitsorte der Reilinger Schaubild: Arbeitsorte der Reilinger

© Gemeinde Reilingen 2006