Ortsgeschichte

Altes Reilinger Fachwerkhaus fällt 1980 der Spitzhacke zum Opfer
Alter Zustand vor Baubeginn

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Eines der ältesten Reilinger Fachwerkhäuser wurde 1980 dem Erdboden gleichgemacht. Das wohl 1810 erbaute Bauernhaus wurde laut einer Inschrift über dem Tor im Jahre 1810 von einem Rudolf Müller erbaut. Dessen Nachfahren stellten auch einen Reilinger Bürgermeister, welcher von 1903 bis 1921 als Reilinger Bürgermeister gewählt war. Dieser Bürgermeister, Philipp Georg Müller, gab auch dem Haus seinen Namen. Viele alte Reilinger Bürger sprechen heute noch den "Philipps Müllers". Bereits in den vierziger Jahren bezog die Familie Georg Bräuninger das Haus, ehe sie es 1960 von einer Tochter des ehemaligen Bürgermeisters käuflich erwerben konnte. (Das Grab von Philipp Müller befindet sich heute noch auf dem Reilinger Friedhof).

Freilich wurde 1980 nur das Haupthaus abgerissen. Bauliche Mängel veranlassten die Familie Bräuninger zum Abriss des Gebäudes. Aber das Denkmalamt gab seine Zustimmung erst, als die Familie sich verpflichtete, das Haus zumindest außen wieder originalgetreu aufzubauen. So wurden die eingezogenen Mauern abgetragen, ehe der Zimmermann die übrigens recht gut erhaltenen Balken des Fachwerks zerlegte, um sie bei dem Neubau wieder zu verwenden.

Das im fränkischen Stil erbaute Bauernhaus besaß im Erdgeschoß, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und einen Vorratsraum. Im Obergeschoß waren der Korntrockenraum, eine Mehlkammer und ein stabil gebauter Räucherschrank. Auf der obersten Tenne waren weitere Vorratsräume. Es ist interessant, die Arbeit der damaligen Zimmerleute zu bestaunen.
Die eichenen Balken der Außenfassade sind alle mit römischen Zahlen nummeriert und mit Holznägeln zusammengehalten. Die Balken sind globig, da sie ja alle mit der Axt zugeschlagen wurden. Dennoch überrascht die durchdachte Statik, so dass das Gewicht gleichmäßig von allen Balken getragen wurde. Früher machten die Zimmerleute die Pläne für ein neues Haus. War es erstellt, so brauchten die Maurer nur noch mit Steinen oder Lehm und Weidenruten die Wände einzuziehen. Die Dachdecker legten sodann die Biberschwänze mit den Schindeln auf. Die ältesten Dachziegel dieses Hauses stammen vielleicht noch von der Reilinger Ziegelhütte (heute Gasthaus Reilinger Hof).

le, Bilder: le
( 15.06.2007 - 08:05)

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Die nach wohldurchdachtem Plan angebrachten BalkenDie nach wohldurchdachtem Plan angebrachten Balken
Georg Bräuninger und Sohn Willi bei den AbbrucharbeitenGeorg Bräuninger und Sohn Willi bei den Abbrucharbeiten
Torinschrift (Was alte Holzbalken erzählen)Torinschrift (Was alte Holzbalken erzählen: Erbaut 1910 von Rudolf Müller (später Philipp Müller, Bürgermeister)
Ansicht heuteAnsicht heute

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