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Wie schafft man Gedichte im Schnellschritt: "Da müssen Sie den da oben fragen . . ."

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Schlagfertig, humorvoll und vor allem eins: Seiner "Muddersprooch Pälzisch" mit allen Mitteln der Kunst gewachsen. Paul Tremmel ist ein Senkrechtstarter der Mundart-Szene. Je älter der inzwischen 79-Jährige wird, umso schöpferischer wird sein Geist. Inzwischen sind 40 Werke des Mundartdichters erschienen, seine Gastauftritte sind allerorts immer gut besucht. Stundenlang kann er ohne Punkt und Komma dichten und reimen oder einfach aus dem Nähkästchen plaudern. Wie er das macht? Wir haben mit dem erfolgreichen Mundartdichter gesprochen:

Herr Tremmel, Sie machen inzwischen schon seit fast 40 Jahren Mundart. Was hat Sie damals bewegt damit anzufangen, und warum wurden Sie gleich zum Senkrechtstarter?

Paul Tremmel: Ich bin sehr spät durch Zufall mit Mundart eingestiegen: Ein Freund von mir war Gastwirt und dem habe ich irgendwann zum Geburtstag ein Gedicht geschrieben und es vorgetragen. Dann ging es rapide weiter. Ein Jahr später erschien schon mein erstes Buch "Bubbes". In den 70er Jahren gab es nur ganz wenige Mundartdichter, wenig Konkurrenz, und die Nachfrage war groß, so dass ich es schnell geschafft habe, erfolgreich zu sein.

Inzwischen sind schon rund 40 Bücher von Ihnen erschienen. Woher nehmen Sie all die Ideen?

Tremmel: Es passiert jeden Tag etwas. Ich habe überhaupt keine Probleme damit, Themen zu finden. Das sind normale Alltagsgeschichten, wie sie dauernd passieren und in denen sich viele Leute drin wieder erkennen.

Wie gelingt es Ihnen, so schnell zu schreiben und dabei alles so genau auf den Punkt zu bringen?

Tremmel: Da dürfen Sie nicht mich fragen, da müssen Sie den da oben fragen. Ich weiß es nämlich selbst nicht. Es fliegt mir halt einfach so zu.

Wie bereiten Sie sich auf einen Abend wie heute vor?

Tremmel: Gar nicht. Ich habe sieben Stunden Programm auswendig im Kopf und dann kommt's auf das Publikum drauf an, was ich davon raus-picke. Und wenn mir nichts mehr einfällt, kann ich immer noch ins Buch gucken.

Ihre Stücke haben einen großen Bezug zur Pfalz und deren "Muddersprooch". Was macht für Sie die Pfalz aus?

Tremmel: Ich hatte nun einmal das Glück, in der Pfalz auf die Welt gekommen zu sein und nie lange fortgehen gemusst zu haben. Ich habe immer wieder heim gedurft. Hier wächst alles, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, haben Brot und Wein, keine Tsunamis und keine Erdbeben und ein hohes Grad an Gemütlichkeit. Gibt's was Schöneres als die "Palz"?

Welche weiteren Projekte schweben Ihnen für die Zukunft vor?

Tremmel: Bis September wird mein neuer Gedichtband erscheinen, der schon fast fertig ist. Eventuell bringe ich nächstes Jahr noch einen Sammelband heraus, als kleines Geburtstagsgeschenk für meine Leser, weil ich dann 80 werde.

Haben Sie einen Geheimtipp für unsere Leser, wie man im Alter geistig noch so fit bleibt wie Sie?

Tremmel: Man muss es mit dem Gehirn machen wie mit dem Bizeps: Wenn er sich erhalten soll, muss er trainiert werden. Man darf einfach nicht nachlassen.
vs aus sz
( 21.04.2008 - 15:53)

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