Umwelt

Im Winter warm, im Sommer kühl: So hat man's am liebsten unter dem Dach

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In einem schlecht gedämmten Altbau gibt es viele Schwachstellen, an denen die Wärme ungenutzt entweichen kann, aber das Dach mitsamt der oberen Geschossdecke ist eine besonders wichtige: 25 bis 30 Prozent der Wärme, die man eigentlich im Haus behalten möchte, gehen hier aufgrund eines allseits bekannten Naturgesetzes verloren - weil Wärme nun mal nach oben steigt.

Das lässt sich besonders schön an einem verschneiten Wintertag beobachten: wenn die zunächst geschlossene Schneedecke auch ganz ohne Sonneneinwirkung schmilzt und die Dachfläche schon bald wieder durchschimmert. Das geschieht zumeist nicht gleichmäßig, an manchen Stellen taut der Schnee schneller ab als an anderen - der perfekte Indikator für Bereiche, wo Dämmung sowie Luftdichtheit mangelhaft sind. Aber niemand muss für eine Diagnose auf Schnee warten: Eine Thermographiekamera erledigt sie zuverlässig. Und wie schafft man Abhilfe?

Am einfachsten und zugleich besonders wirkungsvoll geht das, wenn der Bereich unterm Dach nicht bewohnt wird. Dann ist es nicht nur ein Gebot der Wirtschaftlichkeit, sondern sogar der Gesetzestreue, die oberste Geschossdecke zu dämmen. Im Abschnitt 3, Paragraph 9 fordert nämlich die Energieeinsparverordnung: "Eigentümer von Gebäuden mit normalen Innentemperaturen müssen nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume so dämmen, dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,30 Watt/qmK nicht überschreitet."

Wie groß der Effekt ist, zeigt eine Beispielrechnung:
Der Wärmedurchgangskoeffizient, kurz U-Wert, einer ungedämmten Betondecke liegt bei etwa 3,3 Watt/qmK. Durch eine 20 bis 25 cm dicke Dämmung wird er auf 0,19 bis 0,15 Watt/qmK verbessert. Das entspricht dem Heizwert von fast 24 Litern Heizöl. Bei einer 40 qm großen Geschossdecke addiert sich die Einsparung auf rund 960 Liter Heizöl pro Jahr.

Weitaus komplizierter ist es natürlich, wenn das Dachgeschoss bewohnt wird oder werden soll. Hierfür sind zwei verschiedene Arten der Wärmedämmung vorgesehen. Außen- oder auch Aufsparrendämmung: Hierbei werden feste Platten aus Steinwolle oder anderen Materialien oberhalb der Dachsparren auf einer Holzschalung verlegt. Bauphysikalisch die optimale Lösung: Keine Sparren durchbrechen die Wärmeschicht. Zudem bleibt bei einer Sanierung des Daches der Wohnraum von Baustellendreck verschont - die Arbeiten werden ja von außen durchgeführt.
Eine Aufsparrendämmung ist nur möglich, wenn das Dach neu gedeckt wird. Zudem verändert sich die Höhe des Dachgiebels. Auch müssen, weil das Dach ja in die Höhe wächst, die Anschlüsse an Dachfenstern oder Schornsteinen angepasst werden.

Das ist bei der Innendämmung anders: Hierbei werden Filze aus Mineralwolle, Flachs oder Hanf zwischen die Sparren geklemmt oder getackert. Die Energieeinsparverordnung schreibt einen U-Wert von höchstens 0,30 WatUqmK vor, was einer Dämmstärke von etwa 20 Zentimetern entspricht. Aber das sollte nur ein Anhaltspunkt sein. Die Kosten für eine stärkere Wärmedämmung sind nur geringfügig höher, der Effekt auf den Wärmebedarf dagegen erheblich. Reicht dabei die Stärke der Dachsparren nicht aus, um eine ausreichend dicke Dämmschicht dazwischen zu klemmen, wird quer zu den Sparren eine Ausgleichslattung montiert - zur "Zwischensparrendämmung" kommt als "Untersparrendämmung" eine zusätzliche Dämmschicht auf die Sparren.

Ebenfalls heikel: die Absperrung der Wärmedämmung gegen eindringende Luftfeuchtigkeit mit Hilfe einer Folie. Wird sie nicht sorgfältig verlegt und abgeklebt, zum Beispiel auch an den Fenstern, dann dringt die Luftfeuchtigkeit eben doch in die Dämmschicht ein und kann sie mit der Zeit komplett durchfeuchten. Was nicht nur ihre Dämmwirkung aufhebt, sondern Schimmel- und Schwammbildung befördert.

Wer über eine Dachdämmung nachdenkt, hat dabei meist die kalte Jahreszeit im Kopf. Gerade im Dachgeschoss kommt der Wärmedämmung aber noch eine andere Bedeutung zu: die des Wärmeschutzes im Sommer. Was im Winter die Wärme einsperren kann, kann sie im Sommer ja durchaus auch aussperren.

Dazu sind freilich die verschiedenen Dämmstoffe unterschiedlich gut in der Lage, was von ihrer Fähigkeit zur Wärmespeicherung abhängt. Aus dieser Perspektive spricht vieles für eine Innendämmung mit Zellulose. Sie zeichnet sich durch eine deutlich höhere spezifische Wärmespeicherfähigkeit als etwa Mineralwolle aus und ist als Wärmedämmung verarbeitet deutlich schwerer. Jedes Kilo Dämmung kann mehr Wärme aufnehmen, ohne sie gleich an den Raum darunter abzugeben. Für eine Zellulose-Dämmung wird zwischen den Sparren ein Hohlraum geschaffen, den man anschließend mit den Flocken aus Altpapier ausbläst.
( 26.10.2007 - 10:19)

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